Auch an der Person Sharons scheiden sich die Geister -
während seine Anhänger aus
dem rechten Lager ihn euphorisch "König von Israel"
nennen, ist Sharon für viele
Palästinenser ein rotes Tuch. Durch seine militärische
Vita zieht sich eine Blutspur: nach
dem Sechstagekrieg 1967 wurde er Kommandeur der
Südfront im Gazastreifen -
und ließ dort jeden bewaffneten Palästinenser töten.
Besonders brutal ging er im
Libanonkrieg 1982 zu Werke: als Verteidigungsminister
öffnete er christlichen
libanesischen Milizen den Weg in die Flüchtlingslager
Sabra und Schatila. Sie richteten
ein furchtbares Massaker an. Nun generiert sich derselbe
Mann als Realpolitiker und gibt
vor, den Frieden zu wollen: dies muss für viele
Palästinenser wie Hohn wirken.
Doch Israel hat Sharon mit überwältigender Mehrheit
gewählt, er erhielt 62 % der
Stimmen; gleichzeitig wollen 70 % der Bevölkerung aber
den Frieden, ein Faktum,
dessen sich der neue Premier auch bewusst ist. Ohnehin
kann nicht von großem
demokratischem Rückhalt für Sharon die Rede sein: noch
nie in der Geschichte
verzeichnete Israel eine so geringe Wahlbeteiligung,
nur 60 % der Bevölkerung ging an
die Urne. Die Palästinenser boykottierten die Wahl
fast geschlossen, während die
radikalen Kräfte ihre Schäfchen regelrecht zur Wahl
trieben. Nur so konnte Sharon den
triumphalen Sieg erringen.
Das Kabinett des Ariel Sharon wurde mit großer
Mehrheit im Amt bestätigt: der Likud koaliert neben
der Arbeitspartei mit der ultraorthodoxen
Schas-Partei, sowie den ebenfalls rechten Parteien
"Yisrael Beiteinu-Eine Nation" und "Israel durch Einwanderung". Er sichert sich dadurch eine Mehrheit
von 68 Stimmen in der Knesset mit ihren 120
Abgeordneten. Die gigantische Zahl von 24 Ministerien verteilt sich so auf die Parteien: die Arbeitspartei erhält 8 Ministerien,
darunter das sehr wichtige Außen - und das
Verteidigungsministerium, der Likud-Block erhielt unter
anderem das Finanzministerium, und das Ministerium für
öffentliche Sicherheit sowie 6 weitere Ministerien.
Schas, die Partei der ultraorthodoxen sephardischen
Juden nimmt 5 Ministerien ein, sie erhielt
sogar das Innenministerium.
Der kleinen Koalitionspartner "Yisrael Beiteinu- eine Nation" und "Israel durch Einwanderung" bekommen
zusammen 3 Ministerien.
Wie zu erwarten war , wurde Shimon Peres Außenminister
und Binyamin Ben-Eliezer Verteidigungsminister.
Unter Sharon und seiner sehr großen Koalition werden
die Karten im Friedensprozess neu gemischt. Er selbst
sei bereit, mit Arafat weiter zu verhandlen, er warte
nur auf ein Signal des Nachbarn, sagte er bei seiner
Vereidigung. Selbst wenn der Friedenswille des Ariel Sharon tatsächlich vorhanden
sein sollte - eher geht ein Kamel
durch ein Nadelöhr als dass es ihm gelingt, seine
Pläne gegen die drei radikalen
Parteien durchzusetzen.