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USA

Offizielle Flagge des Staates Washington

Amerikas mediale Mobilmachung

Autor :  e-politik.de Gastautor
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 17.11.2001

Seit dem 11. September scheint auch in "God's own Country" nichts mehr wie zuvor. Der militärischen folgt die mediale Mobilmachung. Und die hat mit dem amerikanischen Freiheitsgedanken nicht mehr viel zu tun, meint Gerald Hensel.


Sowohl der US-Zeitungsmarkt als auch das Angebot an Fernsehsendern in den Vereinigten Staaten bemühen sich um Volkstümlichkeit. Insgesamt erscheinen täglich knapp 1.400 Zeitungen in den USA. Nur die wenigsten hiervon landesweit. Während lokal erscheinende Zeitungen ein sehr hohes Ansehen und einen regelrechten Vertrauensvorschuss genießen, wissen nur die wenigsten amerikanischen Leser, dass knapp 75 Prozent aller Zeitungen großen Verlegerkonsortien gehören und dabei 99 Prozent aller in den Umlauf kommenden politischen Nachrichten von den Presseagenturen UPI und AP stammen.

Gewaltige Medienkonzentration

Ähnlich verhält es sich auch mit dem US-Fernsehen. Die gewaltige Zahl von 1.400 Fernsehsendern täuscht über die Wirklichkeit hinweg: Nur 300 Stationen sind unabhängig geblieben. Sie bedienen allerdings in erster Linie Minderheiten und Special-Interest Gruppen, während das Gros der US-Fernsehstationen den großen Networks von ABC, CBS oder NBC angeschlossen ist. Diese Stationen sind es denn auch, die in der amerikanischen Medienlandschaft das größte Vertrauen genießen, gefolgt von den - nur im Kabelprogramm empfangbaren - Cable Network News (CNN).

Einerseits ist das tiefgehende Vertrauen der US-Mediennutzer in lokale Nachrichten, lokale Radiosender und lokale Zeitungen mit der schieren Größe des Landes erklärbar. Andererseits auch mit einem strukturellen Konflikt, der sich zwischen Peripherie und Zentrum abspielt. Denn die wenigen "nationwide" erscheinenden Zeitungen sowie die großen Networks, die das mediale Leben des ganzen Landes bestimmen, sind urbane Metropolenmedien, die an der Ost- und der Westküste der USA produziert werden.

Staatliche Zensur

Es ist fast unnötig geworden, das Bonmot des britischen Schriftstellers Rudyard Kipling zu zitieren, der anmerkte, dass die Wahrheit immer das erste Opfer des Krieges sei. Tatsächlich aber ist die Wahrheit in der US-Presse heute ein gefährdeteres Gut als je zuvor. Dafür verantwortlich ist einerseits die staatliche Zensur, andererseits aber auch der extreme Patriotismus innerhalb der Medien.

So kommt es zu der paradoxen Situation, dass die massivste Medienpräsenz aller Zeiten die denkbar geringst mögliche Berichterstattung liefert. Denn die Zensur, die amerikanische Behörden den - durch das 1st Amendment in ihrer freien Pressearbeit eigentlich geschützten - Medien auferlegen ist strenger, als es die Behinderungen im zweiten Golfkrieg 1991 je waren.

Propaganda

Der Kampf an der Informationsfront hat in den US-Streitkräften mit der Figur General Richard B. Myers auch ein menschliches Antlitz bekommen. Der ehemalige Chef des US-Space Command hat mit der Doktrin "JP 3-13" im Jahr 1998 eine Strategie für Informationsoperationen vorgelegt, in der es heißt: "Informationsoperationen beinhalten die Beeinflussung gegnerischer Informationen und Informationssysteme, während die eigenen Informationen und Informationssysteme verteidigt werden."
Eine beschönigende Aussage für das, was gemeinhin Propaganda genannt wird.

Neben der alltäglichen medialen Polemik und der Vereinfachung politischer Grundtatbestände, bildet der übersteigerte Patriotismus jedoch das gefährlichste Moment im Ringen um die Wahrheit. Journalistische Ursachenforschung im Hinblick auf den Terror ist in den USA zur Zeit die wohl einfachste Methode, Bekanntschaft mit dem Arbeitsamt zu machen. Zwei Lokalreporter wurden nach Kritik an US-Präsident George W. Bush einfach entlassen. Die wohl aufsehenerregendsten Fälle aber sind die Skandale um Susan Sontag und Bill Maher.

Aus für "Political Incorrect"

Ausgehend von der Aussage des US-Präsidenten, die Terroristen von New York und Washington seien "Feiglinge" gewesen, meinte Bill Maher, Moderator der bekannten Show "Political Incorrect", dass jemand, der sich an das Steuer einer Boeing setze, um sich selbst in ein Gebäude zu fliegen, mit dem Wort "Feigling" kaum treffend beschrieben sei. "Vielmehr sind wir die Feiglinge, wenn wir Cruise Missiles aus 2000 Meilen Entfernung in ein Ziel schießen."

In ähnlichen Worten reagierte auch Susan Sontag in ihrer Kolumne im "New Yorker" auf die semantische Begriffsstutzigkeit des US-Präsidenten. Beide Reporter erhielten hunderte von hasserfüllten E-Mails, Werbekunden sprangen ab und Bill Maher sah sich gar zu einer offiziellen Entschuldigung genötigt. Diese wurde von den Kollegen verschiedener Zeitungen mit beißendem Zynismus aufgenommen. Susan Sontag erhielt Rückendeckung von ihrer Redaktion - die Sendung "Political Incorrect" dagegen wird in Washington D.C. mittlerweile überblendet.

Grafik: Copyright liegt bei www.crwflags.com


Hier geht es zum Überblick über das e-politik.de Dossier "Die Terroranschläge in den USA".


Hier geht es zum Überblick über das e-politik.de Dossier "Der Krieg in Afghanistan".



   

Weiterführende Links:
   Gallup-Umfrage zur US-Medienberichterstattung
   Auflagenzahlen von US-Tageszeitungen



Leserkommentar von Georg Staudacher
am 14.01.2002
Literaturhinweis

Dem Beitrag des Autors ist vollkommen zu zustimmen - vorauseilender Gehorsam seitens der Medien kann dies und muß es auch genannt werden. Möchte mich an dieser Stelle garnicht weiter auslassen, nur auf meines Erachtens sehr lesenswertes und den Kontext betreffendes Buch von Thomas Schuster: >>Staat und Medien. Über die elektronische Konditionierung der Wirklichkeit<< hinweisen, welches im Fischer Taschenbuch Verlag 1995 erschien, aber leider schon vergriffen ist. Fischer zeigt gerade angesichts des Zweiten Golfkrieges wie die us-amerikanischen Medien - (auch über das Verhalten der deutschen Medien gibt es interessante Untersuchungen) sich in den Dienst der staatlichen Autorität stellten und damit der Manipulation Tür und Tor öffneten. Besonders lesenswert ist meines Erachtens die von Schuster geführte Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der positivistisch orientierten Medienwirkungs- und Kommunikationsforschung. Auch wenn einige die Theorien der alten Frankfurter um Horkheimer (Dialektik der Aufklärung- besonders Kulturindustrie) und Adorno als nicht mehr gegenwärtig akzeptabel ansieht, Schusters Erinnerung an und Neuakzentuierung der Klassiker sind durchaus lesenswert und überdenkenswert.

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