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Filmplakat

Die Innere Sicherheit

Autor :  Gunnar Herrmann
E-mail: gherrmann@e-politik.de
Artikel vom: 06.02.2001

Während der Bundestag über den linksradikalen Terrorismus debattiert, geht es in den Kinos der Republik ruhiger zu. "Die Innere Sicherheit" heißt ein Film, der sich in bewegenden Bildern mit dem Thema befasst. Gunnar Herrmann hat ihn gesehen...


Eine Küstenstadt irgendwo im Süden Europas. Ein 15-jähriges Mädchen kauft sich eine Cola, raucht und beginnt, sich mit einem Jungen zu unterhalten. Was für jeden Teenager ein harmloser Urlaubsflirt wäre, ist für das Mädchen der Anfang einer Tragödie, die schließlich ihre Familie zerstören wird. Jeanne (Julia Hummer), hat nie ein Schule besucht, nie mit Freundinnen Geheimnisse bewahrt, nie ein normales Leben geführt. Denn mit ihren Eltern Clara (Barbara Auer) und Hans (Richy Müller) lebt sie seit ihrer Geburt im Untergrund; sie ist auf der Flucht vor einer Vergangenheit, die sie niemals kennengelernt hat.
Die Geschichte des Terroristen-Kindes, so wie sie Regisseur Christian Petzold erzählt, ist eine Geschichte von Schuld und Sühne. Auch wenn die RAF oder ähnliche Gruppen nie genannt werden, wird dem Betrachter schnell klar, dass Clara und Hans Terroristen sind. Was genau in ihrer Vergangenheit geschehen ist, erfährt der Kinobesucher nicht. Die Vergangenheit ist namenlos und furchtbar, denn die Familie bezahlt dafür jeden Tag mit der Anonymität des Untergrunds und dem Verlust von Normalität und Menschlichkeit. Diese Vergangenheit verjährt nicht, sie ist auch nicht zu bewältigen. Und sie bietet auch keinen Schutz mehr - die für den Notfall versteckten Banknoten sind längst wertlos, die Freunde von einst fürchten den Kontakt zum Untergrund wegen ihrer Karriere oder sind ohne Einfluss und Geld im gesellschaftlichen Abseits gelandet.

Menschlichkeit führt in die Katastrophe

Der einzige Ausweg für das Paar scheint die Flucht in eine neue Identität zu sein. Ein Unterfangen, das völlige Unterwerfung unter die Gesetze des Untergrund erfordert, den völligen Verzicht auf ein normales Leben. Zum Verhängnis wird dem Paar, dass es ein Kind gezeugt hat. Denn die Familie, das einzig Menschliche an dieser Schattenexistenz, lässt sich nicht in die unmenschlichen Regeln des Untergrunds zwängen. Jeanne verliebt sich, und diese normale Regung führt zum Verrat und zum Ende der Familie.
Petzolds Film besticht vor allem dadurch, dass er ein Thema der deutschen Vergangenheit aufarbeitet, ohne Namen zu nennen. Ruhige Bilder, in denen die Schauspieler manchmal nur mit einer Geste die ganze Geschichte eines Generationenkonflikts zu erzählen scheinen, und viel Symbolik lassen das Werk zu einem Gleichnis deutscher Vergangeheitsbewältigung werden. Ein Film, der zum Nachdenken zwingt, über die Konsequenzen menschlichen Handelns.


"Die Innere Sicherheit" (Deutschland 2000)
Regie: Christian Petzold
Buch: Christian Petzold und Harun Farocki
Produzenten: Florian Koerner von Gustorf, Michael Weber
Eine Coproduktion der Schramm Film Koerner & Weber mit dem Hessischen Rundfunk & Arte
Verleih: Pegasos Film

Foto: Copyright liegt bei Pegasos Film


   

Weiterführende Links:
   Homepage von Pegasos Film



Leserkommentar von Susann
am 05.07.2002
Jeanne findet das LEBEN - sicherlich!

Ich habe den Film auch gesehen, und er hat mich sehr bewegt. Was mich an Ihrem/ Deinem Kommentar jedoch etwas befremdet, ist Ihre/ Dein apodiktisches Szenario, dass in mir ein Bild von Pessimismus, Hoffnungslosigkeit - ja an geradezu stringentes Aufgeben, also ein "Nur-So-Kann-Es-SEIN" (oder -WERDEN?) der (weiteren) Persönlichkeitsentwicklung Jeanne suggeriert. Schade. Denn: Wieso soll/ muss/ kann/ darf die Filmperson Jeanne nicht anfangen, sich ihren Lebensweg selbst zu suchen? Wird sie schlimmstenfalls für ihre Eltern (auch) verURTEILt? Ich hoffe nicht. - Oder anders: Das Filmende war offen, es endete damit, dass ein Polizeiwagen mit der gesamten Familie eine Straße (vielleicht als metaphorische neue Lebensstraße zu interpretieren?) ins (n-)IRGENDWO fuhr. Insofern: Die Straße des Lebens für Jeanne steht im Rahmen des Möglichen offen. Ich wünsche ihr, dass sie in ihren glücklich wird und alle Kraft haben wird, ihr selbstgesuchtes bzw. selbstgefundenes Leben zu LEBEN. Ich wünsche es ihr.

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