Eine Beziehung ist in der Regel auf gegenseitiger Achtung und Respekt aufgebaut. Dazu gehört auch, dass man sich möglichst nicht betrügen sollte.
Wenn dieses "Malheur" einem der Partner aber dennoch unterläuft, bleibt dies selten ohne Folgen.
Wenn dieser Partner dann auch noch ausdrücklich danach gefragt wird, ob er denn fremd gegangen sei und er dies dann explizit verneint, ist das erst recht nicht fein.
Wenn der Betrogene dann auch noch zusätzlich zu dem Fehltritt die Lüge heraus findet, dann sollte letztlich endgültig Feuer unterm Dach sein.
Wenn dann aber der Betrogene dem Betrüger ohne weiteres und ohne ein Wort der Schelte verzeiht und zwar nur, weil der Betrüger so ein schönes, großes Haus hat, ein schnelles Auto und eine Yacht, dann weiß der gemeine Volksmund meistens, was er davon zu halten hat, auf was es dem Betrogenen wirklich ankommt. Man sagt dann, dieser ließe sich aushalten, sei ein Flittchen, etc.
Demzufolge könnte man die Hessen-FDP also als die Hure der Hessen-CDU bezeichnen. Sie toleriert, dass sie und die Wähler vorsätzlich belogen wurde. Dafür wird sie mit der Teilhabe an der Macht belohnt.
Sie akzeptiert damit aber auch, dass Roland Kochs Falschaussagen ebenfalls an ihr einen schmierigen Dreckfilm hinterlassen werden. So beschloss das am Wochenende die Mehrheit in der Hessischen FDP.
Gegen den Willen des Bundes-Chefs Gerhardt. Und Ruth Wagner, sie wäre in unserem Vergleich sozusagen die "Puffmutter", triumphiert. Sie hat sich durchgesetzt mit ihrer Meinung, dass Koch zwar ein Sünder sei, wie dies aber schließlich alle Menschen seien.
Auch ist es anscheinend egal, wenn Wahlkämpfe zum Teil mit Geld aus schwarzen Kassen finanziert wird, wie dies nachweislich der Fall war.
Diese neue, völlige Bedeutungslosigkeit von Ehrlichkeit und Anstand, auch von politischer Moral, gibt dem Begriff "Liberalität" eine vollkommen neue, bis dato nicht gekannte Facette: "Lügen, Heuchelei? Alles nicht so schlimm, wir sehen das ganz liberal."
Schade nur, dass dieser Schuß wahrscheinlich nach hinten losgehen wird. Denn bei einem Bruch der Koalition wäre es wohl zu Neuwahlen gekommen. Dies birgt für die FDP natürlich ein gewisses Risiko, auf 5,1 Prozent der Wählerstimmen kam sie das letzte Mal. Andererseits wäre es nicht wirklich unwahrscheinlich, dass sich bei einer Neuwahl wieder einige Spenden-paralysierte CDU-Anhänger im liberalen Netz verfangen hätten, wie dies ja schon bei der Schleswig-Holstein-Wahl der Fall war.
Die FDP Hessens hätte also die Chance gehabt, mit zu vernachlässigendem Risiko sogar erhebliche Stimmgewinne einzufahren. Und nebenbei wäre man konsequent ehrlich gewesen, hätte der Parteien-Demokratie wieder ein Stück Glaubwürdikeit zurück geben können. Man wird sehen, ob sich der Wähler für diese Machtverliebtheit - von Morallosigkeit mag man nicht sprechen - bei der nächsten Wahl auf seine ihm ureigenste Art revanchieren wird.
Screenshot: Copyright liegt bei der FDP Hessen