Die Tragödie vom 11. September ist der blutigste Anschlag, der jemals auf amerikanischen Boden verübt worden ist. Voraussichtlich haben die brutalen Anschläge auf die USA mehr Menschen in den Tod gerissen als der japanische Angriff auf Pearl Harbour. Und genauso wenig wie jener, wird dieser Angriff unbeantwortet bleiben.
Auch wenn wir zum jetzigen Zeitpunkt relativ wenig über die Drahtzieher der Anschläge wissen, so drängt sich der Gedanke an Osama bin Laden und seine Mitstreiter förmlich auf. Nur wenige Organisationen verfügen sowohl über den logistischen Apparat, den eine derart koordinierte und gut vorbereitete Anschlagserie verlangt, als auch über die fanatischen und skrupellosen Anhänger, die nur allzu gerne ein paar Ungläubige als Preis für ihr direktes Ticket in das Reich Allahs in Kauf nehmen.
Es ist dies der letzte Höhepunkt einer neuen Art der Kriegsführung: des anonymen Terrorismus, der seit dem Ende des Kalten Krieges immer öfter sein hässliches Gesicht zeigt. Angefangen von dem ersten Anschlag auf das World Trade Center vor 6 Jahren über die Attacken auf amerikanischen Stützpunkte, Schiffe und Botschaften verfolgten die Terroristen immer ein Ziel: die Amerikaner zum Rückzug aus dem Nahen Osten und besonders aus dem persischen Golf zu zwingen.
Doch die Strategie, die Amerikaner auf diese Weise mürbe zu machen schlug fehl. Anstatt abzuziehen, verstärkte das US-Militär seine Sicherheitsmassnahmen, Washington bekräftigte immer wieder seine Absicht, auch weiterhin in der Region Präsenz zu zeigen.
Und auch jetzt haben sich die Terroristen - wie in allen vorhergegangen Anschlägen - verrechnet. Alles deutet darauf hin, das die USA die Anschläge als die Kriegserklärung begreifen, die sie sind. Bereits in seiner zweiten Stellungnahme (nach dem Einsturz beider Türme des World Trade Center) hat Präsident Bush den Federhandschuh aufgenommen: Die Entschlossenheit der großen amerikanischen Nation, so Bush, sei auf die Probe gestellt worden, doch man werde diese Probe bestehen.
In der Tat sollte niemand daran zweifeln, dass die USA „die Verantwortlichen jagen und bestrafen werden", wie Bush weiter ankündigte. Und der ehemalige Außenminister Henry Kissinger fügt hinzu, dass es diesmal – anders als bei den Anschlägen auf die US-Botschaften in Afrika vor einigen Jahren – nicht bei ein paar Marschflugkörpern bleiben dürfte.
Sollte sich also – allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz – auch nur eine indirekte Verbindung zu den Taliban bestätigen, so dürfte es um Afghanistan geschehen sein. Ohne jeden Zweifel werden dann die USA, wie Richard Holbrooke voraussagt, das Land direkt zur Verantwortung ziehen. Dies aber kann nur eins bedeuten: Krieg – ob nun erklärt oder nicht. Und das ist richtig.
Der Rest der Welt, und besonders die Europäer, sollten sich dabei voll hinter die USA stellen. Die Welt kann es sich schlicht nicht leisten, dass ihre stärkste Macht – Garant des Friedens in Asien und Europa und Schutzpatron des Welthandels - auf derartige Weise gedemütigt wird. Großmächte wie Russland und China verstehen das – die europäische Verbündeten der USA hoffentlich auch.
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