Dienstag, 11.11.2003 Werbung:
 
 


Afrika
Balkan
China / Russland
Europa
Internationales
Politik in Deutschland
Politik und Wirtschaft


Lehrredaktion
e-Demokratie
Medien
Extremismus im Netz


TV / Hörfunk-Tipps
Pop & Politik


Sport
Satire
Netz-Fundstücke



Außenpolitik der BRD
Europäische Union
Theorien
Organisationen


Antike
Neuzeit


Parteien
Institutionen


Aus den Hochschulen
Studienhilfen
Für Studenten







Über uns
Presse / Referenzen
Redaktion
Gästebuch
Impressum


Jobs@e-politik.de
Werbung
Partner





e-politik.de - Home  Kultur & Politik  Politischer Film   Der Politische Film


Rio Reiser

Der Traum ist aus oder: Die Erben der Scherben

Autor :  Marius Lechler
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 25.08.2001

Macht kaputt, was Euch kaputt macht! - das Musik-Phänomen Ton Steine Scherben zu erforschen versucht Christoph Schuch in der Dokumentation "Der Traum ist aus". Marius Lechler über einen außergewöhnlichen Film.


Sie waren Leitbild für eine ganze Generation, ihre Liedtexte zählen zum Radikalsten und Offensten, was deutsche Musiker in den 70er und frühen 80er Jahren in Deutschland dem System entgegenzustellen wagten. Von Ton Steine Scherben und ihrem Frontmann Rio Reiser wird auch heute noch mit Respekt und einer gewissen Ehrfurcht gesprochen. Respekt deshalb, weil Ton Steine Scherben nicht nur Symbol einer Zeit waren, die sich nach Ehrlichkeit und politischen Aussagen sehnte, sondern auch weil die Musiker dem entgegenwirkten, was der „Obrigkeits-Staat" Bundesrepublik Deutschland repräsentierte, und weil sie diese Überzeugung lebten.

Startbahn-West-Proteste, Engagement für die Hausbesetzer-Szene Berlins (der „Rauch-Haus-Song" wurde soeben von Westbam als Remix neu herausgebracht), Unterstützung politischer Gefangene waren für Rio Reiser und die „Scherben-Family" nicht nur politische Notwendigkeit, sondern reinste Überzeugung. Das Cover für das legendäre „Scherben"-Album „Keine Macht für Niemand" entstand in Eigenproduktion im Kartoffeldruck und wurde persönlich weiterverkauft, um zu überleben schnorrten die Musiker oder arbeiteten als Totengräber.

Die „Erben der Scherben"

In "Der Traum ist aus wagt" sich nun der Dokumentarfilmer Christoph Schuch daran, dem Phänomen Ton Steine Scherben Konturen zu geben und einen Einblick in jene Zeit zu ermöglichen, die der Generation des 21. Jahrhunderts wie eine weit entfernte Epoche vorkommen muss, ist ihr die politische Resignation doch zur Gewohnheit geworden. Schuch stellt den kraftvollen Bilder von Rio Reisers Liveauftritten Interviews mit Bands wie Tocotronic, Die Sterne oder Element of Crime gegenüber. Die alten Aufnahmen von Reiser entlarven die Oberflächlichkeit moderner MTV-Videoclipbilder. Und die Aussagen der neuen Musikergeneration, welche die Verzweiflung an der Gesellschaft zur Kunstform erhebt, zeigen, wie enthusiastisch Ton Steine Scherben versuchten, etwas zu verändern. Auch wenn „es vielleicht nur ein ganz kleines Bisschen war", wie Nikel Pallat, Mitglied der „Scherben" sagt.

Für die „Erben der Scherben" haben sich die Zeiten geändert. Es ist nicht mehr möglich, dem Protest so Ausdruck zu verleihen, wie es Rio und Co. taten. „Man kann heute nicht mehr singen: ‚Fickt das System‘", sagt Die Sterne-Frontmann Frank Spilker, „dazu fehlt einfach die Jugendbewegung." Danach spielen Tocotronic „Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein" und es wird klar, wo die Unterschiede liegen. Die Slogans haben Staub angesetzt, die Wut, die in Texten wie „Macht kaputt, was Euch kaputt macht" mündet, ist einer Ergebenheit in die eigene Machtlosigkeit gewichen.

Die Fragen bleiben gleich

Die Fragen haben sich nicht geändert, auch 30 Jahre später nicht: Welche politische Funktion kann Musik haben? Kann Musik überhaupt politisch etwas im „System" verändern? Man mag Ton Steine Scherben vielleicht zugestehen, die einzige deutsche Band zu sein, die dieser Vorstellung nahe kam. Eine eindeutige Antwort wagt auch Christoph Schuch in „Der Traum ist aus" nicht zu geben. „Jeder Satz, den die ‚Scherben‘ je gesungen, ist heute noch ebenso wahr", bemerkt Jan Müller von Tocotronic, „aber heute kann man sie halt eben nicht mehr so singen". Und am Ende bleibt für Schuch die Hoffnung, wie sie sich in Rio Reisers Liedern und auch im Film immer wieder ausdrückt: „Der Traum ist aus, aber ich werde alles geben, dass er Wirklichkeit wird".


"Der Traum ist aus oder: Die Erben der Scherben" (Deutschland 2001)
seit dem 23. August 2001 in den deutschen Kinos
Länge: 92 Minuten
Regie: Christoph Schuch
Buch: Christoph Schuch
Produktion: Avanti-Film
Kamera: Thomas Schuch

Foto: Copyright liegt bei Salzgeber & Co. Medien GmbH


   

Weiterführende Links:
   Offizielle Scherben-Homepage
   Avanti-Film im Internet



Leserkommentar
Momentan kein Leserkommentar
eigenen Kommentar abgeben ]


Artikel drucken

Artikel für Palm

Artikel mailen

Suche: (Hilfe)

 

Netzreportagen
Deutschland
Europa
USA
Andere Länder
Organisationen
Medien
Gesellschaft
Studium
LINKS der WOCHE



Ochsentour

Kohl-Tagebücher

Politischer Film
The Long Walk Home
rezensiert von Maria Pinzger

Politisches Buch
Sidney Blumenthal: The Clinton Wars
rezensiert von Michael Kolkmann

Kabarett
Gerhard Polt - Das Dossier
von C. von Wagner

Für Studenten



Name ist freiwillig !


 

© 2003 - Konzept, Gestaltung und Redaktion: e-politik.de - Der Seiteninhalt ist ausschließlich zur persönlichen Information bestimmt. Weitergabe an Dritte nur nach schriftlicher Genehmigung.