e-politik.de:
Waren Sie auch während Ihres Studiums politisch aktiv?
Moosbauer:
Hochschul- und Bildungspolitik haben mich in dieser Zeit nicht besonders
interessiert. Statt dessen habe ich mich bei den Jusos engagiert und zunächst
ganz klein angefangen. Vier oder fünf Leute haben sich im SPD-Büro in der
Klenzestraße getroffen. Das Ganze wirkte eher konspirativ als aufbauend und
ermunternd. Kurz darauf erfuhr ich, dass das die Jahreshauptversammlung war.
Mit einer Vielzahl von Ämtern ging ich an diesem Tag nach Hause - vom
Pressesprecher über den Ortsvereinsbeisitzer bis zum Delegierten: Aufgaben, die
mir bislang wenig sagten.
In dieser Zeit bin ich allerdings noch recht passiv gewesen,
weil die SPD am Anfang nicht so mein Ding war. Ich kann verstehen, wenn vor
allem junge Leuten sagen: „Einmal Ortsvereinssitzung und nie wieder!“ Doch
schließlich habe ich meine Heimat bei den Jusos gefunden und deren damalige
Krise als Chance gesehen. Auf Unterbezirksebene habe ich erfolgreich als
Geschäftsführer kandidiert, weil ich der Einzige war, der eine kaufmännische
Ausbildung hatte und mit Buchführung vertraut war.
In dieser Funktion habe ich angefangen, die Jusos
umzustrukturieren und immer mehr gute Leute rekrutiert. Später bin ich dann
Vorsitzender geworden. Heute sind die Jusos eine anerkannte jugendpolitische
Kraft in München. Mit ein wenig Stolz kann ich sagen, dass wir in den letzten
zehn Jahren einiges erreicht haben.
e-politik.de: Wie
ging es dann weiter, nachdem Sie Ihr Studium in der Tasche hatten?
Moosbauer:
Ich werde immer gefragt, ob ich meinen geradlinigen Weg Abitur, Lehre, Studium,
Bundestag geplant hätte. Das kann man nicht. Ich glaube, eine
Bundestagskarriere zu planen, geht ziemlich in die Hose. Ich hatte das Glück,
kurz vor Ende meines Studiums gefragt zu werden, ob ich nicht für den Bundestag
kandidieren will. Ich habe mich damals mit einer Bierzeltrede im Münchner Süden
profiliert und damit alle sehr überrascht. Es waren viele Journalisten da, die
sehen wollten, wie der langhaarige Juso-Vorsitzende in einem Bierzelt einen
soziologischen Vortrag hält und von der betrunkenen Masse von der Bühne geschmissen
wird. Aber ich habe meine Sache ganz gut gemacht. Am nächsten Tag waren dann
die Zeitungen voll: „Der neue Bierzelt-Matador der SPD“ und „Da wächst eine
politische Hoffnung heran“. Der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Schorsch
(Georg) Kronawitter hat mich danach über den grünen Klee gelobt und prophezeit:
„Von diesem Mann werden wir noch viel hören.“
Im Zelt saßen die Leute aus dem Münchner Süden, die einen
Bundestagskandidaten suchten. Verbunden mit der damaligen allgemeinen
Verjüngungstendenz in der SPD wurde ich für diese Aufgabe vorgeschlagen. Nach
vielen Gesprächen und langen Überlegungen habe ich zugesagt. Mein Listenplatz
war ziemlich schlecht und ich damit sozusagen ein aussichtsloser Kandidat. So
musste ich das Direktmandat gewinnen, was mir kaum einer zugetraut hat. Doch es
hat geklappt. Das bedeutete eine ungeheure Abkürzung des parteipolitischen
Karrierewegs.
Der Weg zum Erfolg