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Jürgen Möllemann

Jürgen W. Möllemann - Pädagoge, Politiker, Populist

Autor :  Maria Pinzger
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 05.06.2003

Jürgen W. Möllemann ist tot. Abgestürzt mit dem Fallschirm, den er eigentlich beherrschte. Abgestürzt nach dem Fall in Politik und Partei. Ein Nachruf von Maria Pinzger.


Bei einer Umfrage, welches Bild man mit Jürgen W. Möllemann verbindet, würde wohl die große Mehrheit eine Antwort geben: Der gelb-blaue Falschschirmspringer, bekannt für punktgenaue Landungen, mit deren Inszenierung er auch die schleppenste Wahlkampfveranstaltung aufwertete. Und Möllemann war ein Experte für Inszenierungen. Sein Tod ist die letzte. Ob gewollt oder ungewollt.

Zielgerichtete Karriere

Zielgenau verlief seine Karriere. Nachdem der studierte Lehrer 1970 mit 25 Jahren in die FDP eingetreten war, wurde er zwei Jahre später in den Bundestag gewählt und schnell begann sein Aufstieg: Bundes- und sicherheitspolitischer Sprecher der Fraktion, Staatsminister im Außenministerium unter seinem politischen Ziehvater Hans-Dietrich Genscher, Bildungsminister und dann der Höhepunkt: Im dritten Kabinett Helmut Kohls wurde Jürgen W. Möllemann zum Wirtschaftsminister und Vizekanzler der Bundesrepublik. Ein Politiker auf dem Zenith seiner Laufbahn. Eine punktgenaue Landung.

Die Bruchlandung nach dem steilen Aufstieg kam schnell: Weil er sich für die Vermarktung von Einkaufswagen-Chips eines Verwandten eingesetzt hatte, musste der Wirtschaftsminister Möllemann nur ein Jahr nach Amtsantritt zurücktreten. Ab diesem Zeitpunkt wechselten sich Aufstiege und Abstürze in der politischen Karriere ab.

Der Visionär

Umstritten war Möllemann immer. Man bewunderte ihn oder hielt ihn für einen windigen Menschen, der alles tat, um im Gespräch zu bleiben. Eines blieb aber immer unbestritten: Möllemann zählte zu den charismatischsten Politikern der Bundesrepublik. Einer von denen, die immer für eine Schlagzeile gut waren. Einer, der neuen Wind in eingefahrene Debatten brachten. Einer mit Visionen. Einer der sich und seine Visionen inszenieren konnte.

Auf der Bühne der Bundestagswahl 2002 schaffte er dies zum letzten Mal. Zwei Jahre zuvor hatte er mit einem triumphalen Wiedereinzug "seiner" FDP in Nordrhein-Westfalen den Ruf eines Messias erreicht. Und dann zauberte er - typisch für seine Art - selbstbewusst das "Projekt 18" für die Bundespartei aus der Tasche. 18 Prozent für die Liberalen bei der Bundestagswahl - warum nicht? Man sieht das Bild noch vor sich, Möllemann, gerade mit dem Fallschirm gelandet, öffnet seinen Fallschirmspringeranzug und darunter leuchtet eine gelbe 18 auf blauem Grund. Er war überzeugt, dass es zu schaffen war. Mit ihm. Weil er das Projekt inszenieren konnte.

Der Populist

Solange die Umfragewerte gut waren, war er der Held. Als die Partei in der Wählergunst sank, versuchte er alles, um seiner Idee doch noch zum Erfolg zu verhelfen, selbst mit populistischem Stimmenfang am politisch rechten Rand. Vor seinem schlagzeilenträchtigen Tod fiel einem zu Möllemann eigentlich nur noch eines ein: Die Angriffe gegen Michel Friedmann und der Flyer mit Vorwürfen gegen eben jenen und Ariel Scharon zwei Wochen vor der Bundestagswahl. Damit begann sein endgültiger politischer Absturz.

Warum hatte er das gemacht? Stimmenfang am rechten Rand? Wie hatte er es finanziert? Ungeklärt. Ob der öffentliche Aufschrei nach dem Parolen-Flyer für das schlechte Abschneiden mitverantwortlich war, kann nicht ausgeschlossen werden. Eines aber ist sicher: Er wurde zum Sündenbock gemacht und verließ seine Partei nach den andauernden Querelen - musste sie verlassen. Eine letzte Inszenierung, doch nicht mehr er führte Regie, sondern seine Partei.

Die letzte Inszenierung

Am Ende seines Lebens war Möllemann politisch allein. Fraktionsloser Abgeordneter im Bundestag, kein Parteimitglied mehr, nur noch als enfant terrible angesehen. Er entschloss sich ganz allein weiterzumachen. Hielt sich mit der möglichen Gründung einer eigenen Partei im Gespräch. War allein, wie im Moment des Absprungs aus dem Flugzeug. Und wie immer in seinem Leben, wagte er den Sprung ins Ungewisse - als erfahrener Fallschirmspringer und erfahrener Politiker. Das Ende des Politikers Möllemann war zumindest vorläufig eingetreten. Als Fallschirmspringer und Privatmann wollte er weiterhin große Sprünge wagen. Seine Reißleine jedoch funktionierte ein letztes Mal nicht. Sein Tod ist seine letzte Inszenierung. Ob gewollt oder ungewollt.


   


Leserkommentar von Spicault
am 24.06.2003
Nein

Den Flyer solltet ihr vor einem Kommentar lesen und die Mär Friedmans überdenken. Ihr glaubt der veröffentlichten Meinung ohne eigenes Quellenstudium.

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