Ariel Sharon war General in der israelischen Armee. Im Yom-Kippur-Krieg schlug er die angreifenden Ägypter auf die Westseite des Suezkanals zurück und brachte sie damit zur Kapitulation. Während dies noch als Verteidigungsfall galt, führte er 1982 als Verteidigungsminister einen in Israel heftig umstrittenen Krieg. Diesmal unter der Prämisse, die palästinensischen Attacken aus dem Libanon ("Fatachland") ein für alle mal zu unterbinden und den Christen in Beirut an die Macht zu helfen.
Während der Belagerung von Beirut kam es dann zum berüchtigten Massaker in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatila durch Christliche Falangemilizen, bei denen ungefähr 1.200 Palästinenser ermordet wurden. Für das Morden der christlichen Verbündeten wurde Sharon von einem israelischen Untersuchungsausschuss, der Kahan-Kommission, die ministeriale Verantwortung zugewiesen. Folge: Die israelische Armee rückte in die Hauptstadt ein, um weitere Exzesse zu verhindern. Damit schien Sharons politische Karriere beendet.
Sharon der Opportunist
Jahre lang war es dann eher ruhig um Sharon.
Rabin war der Mann der Zeit - hart aber friedensbereit. Erst als der populistische Benjamin Netanjahu gescheitert und der Friedensprozess mit bestialischen Bombenanschlägen auf Busse und Märkte einhergegangen war, bot sich für Sharon eine Chance zum Comeback. Er wurde zur Parteiführung des Likud gewählt. Doch war das schon nicht mehr der gleiche Sharon. Er hatte längst die Notwendigkeit eines territorialen Kompromisses mit den Palästinensern eingesehen, selbst einem Staat Palästina stimmt er nun zu und vom alten Leitspruch 'Jordanien ist Palästina' trennen ihn heute Welten.
Barak und die Al-Aksa Intifada
Die Rolle Sharons in der Entstehung der jetzigen Krise wird überschätzt. Sein Besuch auf dem Tempelberg war der Auslöser, das Scheitern von Camp David der Grund für die Gewalt. In Camp David hätte sich für die Palästinenser die Chance geboten, einen historischen Kompromiss einzugehen. Dazu war Arafat nicht bereit. Er hatte sein Volk nicht auf diesen Kompromiss vorbereitet - weder in seinen Autonomie-Gebieten noch in der Diaspora.
Die Flüchtlingsfrage blieb ungelöst, die Forderungen Arafats waren untragbar, wenn man als wahre Lösung die Existenz zweier Staaten, Israel und Palästina, voraussetzt. Mangels eines Kompromisses ist nun auch in dieser Kernfrage ein 'Endstatusabkommen' nicht möglich.
Was bleibt, ist der Versuch, die Gewalt zu stoppen und die Erkenntnis des 'Kompromisszwanges' auf Seiten der Palästinenser abzuwarten.
Der Friedensprozess und Sharon
Sharon hat die Lage richtig erkannt: Friedensverhandlungen müssen die logische Folge eines Friedenswillens sein und nicht umgekehrt.
Solange die Gewaltbereitschaft auf Seiten der Palästinenser aber weiterbesteht, kann es keinen Frieden geben. Der niedrigste gemeinsame Nenner muss der Grundsatz sein, dass nur friedliche Verhandlungen zu einer Einigung führen können. Sharon ist erklärtermaßen dazu bereit - Arafat hat sich wieder für Gewalt ausgesprochen.
Beide müssen nach Ihren Taten in der Gegenwart beurteilt werden. Ihre Vergangenheit ist die des Mittleren Ostens und nur wer diese Vergangenheit nicht hinter sich lassen kann, ist der wahre Kriegstreiber.
Foto: Copyright liegt bei der Botschaft des Staates Israel