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Der Tote und die Wahl

Autor :  Florian Baumann
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 17.05.2002

Die Partei des ermordeten Politikers Pim Fortuyn wurde bei den niederländischen Parlamentswahlen auf Anhieb zweitstärkste Kraft. Florian Baumann fasst zusammen.


Europa war vorbereitet: erst Haider, dann Berlusconi. Bei Le Pen war der Protest schon bestens organisiert. Europa war bereit für Pim Fortuyn. Doch dann kam der 6.5.2002, wieder so ein Datum, das uns für lange Zeit im Gedächtnis bleiben wird. Auf dem Weg zu einem Fernsehinterview wird der niederländische Rechtspopulist Fortuyn erschossen.

Fortuyn ein Kennedy?

Die Presse ist sich dieses Mal relativ einig. Selbst die, die vor Fortuyns Tod warnten, stellten nach dem Attentat fest: Eigentlich war Pim Fortuyn kein schlimmer Mensch. In einem Interview der Süddeutschen Zeitung vergleicht der niederländischen Schriftsteller Harry Mulisch den Mord sogar mit dem Attentat auf John F. Kennedy.
Auch Fortuyns politischen Gegner, selbst die von ihm angegriffenen Ausländer, überbieten sich gegenseitig in ihren Beileidsbekundungen. Wie schnell sich die Einschätzung einer Person ändern kann!

Feinbild ohne Feind

Mit der Ermordung des holländischen enfant terrible wurden die Niederländer um die Möglichkeit gebracht, ihre Moralität zu beweisen. Mittlerweile ist klar, Pim Fortuyn stieß zwar auch aber nicht nur wegen seiner politischen Inhalte auf Widerstand. Er brachte so viele Menschen gegen sich auf, weil er im Land des Konsens Debatten lostrat, die keiner wollte.

Toter Wahlkämpfer

Als wäre die Situation nicht schon makaber genug, blieb Fortuyn die Nummer Eins der „Lijst Pim Fortuyn“(LPF). Das niederländische Wahlgesetz macht’s möglich. Die Ermordung durch den Tierschützer und „Radikalvegetarier“ (Spiegel, 13.05.02) Volkert van der Graaf ließ die Umfragewerte der LPF in die Höhe schnellen. Der Aufruf von Fortuyns Bruder, Simon Fortuyn, nicht aus Betroffenheit die LPF zu stärken, fand kein Gehör. Die LPF ging als zweitstärkste Partei aus den Parlamentswahlen hervor.

Weitere Artikel bei e-politik.de:
Pim Fortuyns ´professionelles Politainment`


   


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