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Pim Fortuyns ´professionelles Politainment`
Autor : Sarah-Janine Flocke E-mail: redaktion@e-politik.de Artikel vom: 17.05.2002
Am 6. Mai 2002 ist der niederländische Politiker Pim Fortuyn von einem Tierschützer erschossen worden. Sarah-Janine Flocke sprach mit dem Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte über den umstrittenen Politiker.
Ganz plötzlich, so scheint es, trat er auf die politische Bühne der Niederlande. Pim Fortuyn gründete seine Partei „Lijst Fortuyn“ erst, als ihn die Partei „Leefbaar Niederland“ wegen rechtsextremer Äußerungen aus ihren Reihen verbannte. Der lange Zeit relativ unbekannte Politiker, der den meisten Niederländern allenfalls ein Begriff als TV-Moderator und Kolumnist war, erlangte innerhalb eines halben Jahres einen ungeheuren Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad in den Niederlanden. Der medienerfahrene, 54-jährige ehemalige Soziologieprofessor wusste sich in Szene zu setzen. Unverschämt anders und am Rande der Seriosität präsentierte er sich und seine Vorstellungen von Politik.
Konfuses Programm- geschickt verpackt
Sein Auftritt war nicht zu vergleichen mit dem des konservativen Jörg Haider oder des zwielichtigen Jean-Marie Le Pen. Pim Fortuyn vermied es sich mit ihnen in eine Schublade stecken zu lassen. Weniger extreme Einstellungen hatte er nicht, war sich aber bewusst, dass sich rechtsextreme Politik nicht mehr mit klassisch konservativen Werten an den Wähler bringen lässt.
Statt sich für den Erhalt der Institution Familie einzusetzen, pries er den Wohlstand und die E-Demokratie. Den Islam und alle, die an ihn glauben, wollte er aus den Niederlanden verbannen. Denn diese Religion sei ihm zu rückständig, begründete er sein Vorhaben. Dennoch nannte er sich selbst Weltbürger. Er bezeichnete sich auch gern als überzeugten Europäer, kündigte aber an, das Schengener Abkommen zu beenden, wenn er erst Regierungschef der Niederlande sei. Das klingt zunächst konfus, aber aus solchen Äußerungen bestand das wohldurchdachte Werbepaket, das den Politiker Pim Fortuyn als möglichst unkonventionell verkaufen sollte. Er gab sich modern und in gewissem Maße liberal, bekannte sich zu seiner Homosexualität und präsentierte bei jeder Gelegenheit seinen einigermaßen dekadenten Lifestyle. Er verkaufte sein Parteiprogramm und wurde so zum Bestsellerautor.
Rechte Politik für die Spaßgesellschaft
Das machte ihn, anders als Le Pen und Haider, attraktiv für die Spaßgesellschaft. „Pim Fortuyn war natürlich eine charismatische Persönlichkeit, er verstand es rechtspopulistische Themen salonfähig zu machen“, bestätigt auch Karl-Rudolf Korte, Politikwissenschaftler an der Universität Duisburg und Mitglied der „Forschungsgruppe Regieren“, gegenüber e-politk.de. In der Masse grauer Einheitspolitiker war Fortuyn ein bunter Fleck, den man einfach nicht übersehen konnte. „Er brachte Leben in die Politik, indem er sie geradezu ironisierte. Das war professionelles Politainment“, sagt Korte.
Sind die etablierten Parteien also selber Schuld? Sind die Bürger gelangweilt von den auf Konsens bedachten Politikern der Niederlande? „Es ist erstaunlich, dass ausgerechnet in den Niederlanden, wo im Gegensatz zu Frankreich, Toleranz und Wohlstand groß geschrieben werden, die rechte Gesinnung Pim Fortuyns so viel Zuspruch fand“, sagt Korte. Gegen solche kurzzeitig faszinierenden Figuren, wie Fortuyn sei wohl auch die stärkste Demokratie nicht gewachsen. Vermutlich lebe sie gerade von solchen Herausforderungen. Für die Sozialdemokraten ist die Wahl eine Chance die Kommunikation mit den Bürgern zu erneuern. „Die etablierten Parteien haben aus dem Erfolg der Lijst Fortuyn gelernt. Sie müssen sich ernsthafter mit den Tabuthemen beschäftigen“, meint Karl-Rudolf Korte.
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