Rage against the machine machen Druck bei der Wahl des nächsten US-Präsidenten!
Autor : Thomas Bauer E-mail: redaktion@e-politik.de Artikel vom: 27.10.2000
Die Vereinigten Staaten wählen einen neuen Präsidenten. Politik wird auch in den USA im kulturellen Leben aufgenommen und kommentiert. Thomas Bauer zeichnet den Wahlkampf anhand des aktuellen Videos der Musikgruppe nach.
"You better turn on to politics before politics turns on you!"
Mit diesem Zitat von Ralph Nader, dem Kandidaten der Green Party für die US-Präsidentschaftswahl im November dieses Jahres, endet das neue Video von Rage against the machine zu ihrer Single "Testify".
Rage against the machine stehen seit ihrer Gründung im Jahre 1992 immer wieder mit klaren und provokativen Statements in der Öffentlichkeit. Nicht nur über ihre Musik und ihre Texte teilen sie sich ihrem Publikum mit, sie setzen ihre Botschaft auch in Kampagnen und Demonstrationen immer wieder in Szene.
Für den Präsidentschaftswahlkampf in den Vereinigten Staaten haben sie rechtzeitig zu Beginn der heißen Phase ein Video zu ihrer aus dem Album "Battle of Los Angeles" ausgekoppelten Sinlge "Testify" veröffentlicht. Produziert wurde es von Michael Moore, der bereits das Video zu "Sleep down in a fire" mit der Band vor der New Yorker Wall Street gedreht hatte, wobei es zu zahlreichen Festnahmen gekommen war, nachdem die Bandmitglieder versucht hatten in das Gebäude zu gelangen.
Ein Video gegen "Georgeal Gorebush"
Im aktuellen Video, das auch auf der Internetseite der Band zu sehen ist, versuchen Aliens die Herrschaft über die Erde zu erobern, indem sie einen Mutanten einsetzen, der für das Amt des amerikanischen Präsidenten kandidiert. Indem er sich teilt, und dadurch als George Bush jr. und Al Gore gleichzeitig für das Weiße Haus antritt, ist den Aliens der Sieg bereits sicher.
Im Verlauf des Videos stellt sich heraus, dass beide Kandidaten die gleichen Kommentare und Äußerungen zu bestimmten Themen von sich geben. Michael Moore baute dafür Interview- und Wahlkampfmitschnitte von Bush und Gore ein, in denen sie für die Todesstrafe und den freien Welthandel plädieren, mehr Gelder für die Rüstung verlangen und die Reduzierung der Luftverschmutzung als ein Ziel ihrer Präsidentschaft verkünden. Zwei Konkurrenten, bzw. Kandidaten, die sich aber nicht voneinander unterscheiden lassen, wie auch die Auflistung der Spender für die jeweilige Wahlkampfmaschinerie belegen soll.
So tauchen bei beiden Männern Namen auf wie etwa Lookheed Martin oder Boeing, zwei Rüstungsunternehmen, die zur Zeit im direkten Konkurrenzkampf um den Bau eines neuen Kampfbomber-Flugzeuges für die US Air Force stehen. Auch Philipp-Morris, Microsoft, Time Warner, Bellsouth und Anheuser-Busch erscheinen als Spender in dem Video.
Rage against the machine wollen damit auf die Abhängigkeit der Politik von Unternehmen hinweisen. Der gewählte Präsident stellt in ihren Augen nur das Sprachrohr der Industrie dar. Zwischen den kurzen Liveaufnahmen der Band sind Fernsehaufnahmen von den Pressekonferenzen General Schwarzkopfs während des Golfkriegs gegen den Irak eingefügt, in denen die saubere Vorgehensweise des US-Militärs propagiert wurde. Auch Bilder oder Mitschnitte aus Berichten über das zum Teil übertrieben brutale Vorgehen der amerikanischen Polizei gegen Demonstranten werden gezeigt.
Am Ende des Video-Clips wird vor einer wehenden US-Flagge die erschreckende Prognose aufgestellt, dass vermutlich 100 Millionen US-Amerikaner am 7. November nicht zur Stimmabgabe gehen werden, da ihnen keine freie Wahl auf den Stimmzetteln zur Verfügung stehe.
Protest gegen das Zweiparteiensystem der USA
Rage against the machine haben mit diesem Video eine klare Aussage gegen das Zweiparteiensystem der USA gegeben. Auf ihrer offiziellen Web-Site hatten sie schon zuvor unter der Überschrift "Fuck the Two Party System" gegen die Ausklammerung alternativer politischer Kräfte aus den Debatten und Wahlprozessen protestiert.
Während der Convention der Demokratischen Partei Mitte August dieses Jahres war es zu Ausschreitungen nach einem Auftritt der Band auf einem Parkplatz gegenüber des Versammlungsortes der Delegierten gekommen. Da keine Aussenstehenden in das Staples Center hineingelassen wurden, bezeichnete Zack de la Rocha, der Sänger von Rage against the machine, die Convention als undemokratisch. Die Leute hätten nur die Wahl sich für das geringere Übel zu entscheiden.
Rage hat sich schon oft bei aktuellen politischen Problemen zu Wort gemeldet, wie etwa bei der Niederschlagung des Aufstandes der mexikanischen Ureinwohner in der Chiappas-Region im südlichen Mexiko, aber noch nie ist die politische Brisanz mit der Aktualität des Themas so gut verknüpft worden
Die Rolle der großen US-Medien im Kampf gegen Rage
Wie lange das Video noch auf MTV(USA) zu sehen sein wird, ist ungewiß. Viacom, ein Medienunternehmen, dem unter anderem CBS, Paramount und Blockbuster gehören, steht als Haupteigner des Fersehsenders der ganzen Sache eher skeptisch gegenüber. Kein Wunder, sitzen doch Vertreter von Akamai und Bellsouth, beide Firmen, die den Wahlkampf von Gore und Bush unterstützen, im Vorstand des Mediengiganten.
Wie eng zum Teil die Verbindungen zwischen Unterhaltungsbranche und Industrie sind, durfte Rage against the machine bereits am eigenen Leib erfahren. Bei einem Aufritt in der bekannten Unterhaltungsshow Saturday-Night-Live des amerikanischen Fernsehsenders NBC im April 1996 wurde der Band nahegelegt die Titel "Killing in the name of" und "Bullet in your head" nicht zu spielen. Als sie dennoch die beiden Songs anspielten, drehte man ihnen kurzerhand den Strom ab. Der Grund dafür lag beim Eigner des Senders, General Electric. Das Megakonsortium, welches sich neben der Finanzberatung und der Produktion von Beleuchtungsanlagen auch in der Rüstung betätigt, sah sich durch die Lieder provoziert und herausgefordert. Außerdem gestatteten sie der Band nicht auf den Kopf gedrehte US-Flaggen vor ihren Instrumentenverstärkern aufzuhängen.
Es bleibt abzuwarten, ob ein Musikvideo Einfluß auf Politik oder Wählerverhalten haben kann. Die rege Diskussion auf dem Chat-Forum der bandeigenen Internetseite belegt jedenfalls das große Interesse der Menschen an dem Thema.
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Weiterführende Links:
Rage against the machine - Homepage
Green Parties of North America
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