Bundesinnenminister Otto Schily hat am 4. März 2000 den Verfassungsschutzbericht 1999 vorgestellt. Die Presseerklärung Schilys kann auf der Homepage des Bundesinnenministeriums nachgelesen werden. Sorge bereitet dem Verfassungsschutz die zunehmende Gewaltbereitschaft in der rechtsradikalen Szene. Die Mitgliederzahl stieg im vergangenen Jahr um fast zehn Prozent auf rund 9000 an. Schwerpunkt der Aktivitäten gewaltbereiter Rechtsradikaler bildeten auch 1999 die neuen Bundesländer. Dort wurden die meisten der registrierten 746 Gewalttaten verübt. Verstärkt nutzt die rechtsextremistische Szene in Deutschland auch das Internet für ihre Propaganda. Waren es 1998 noch 200 Websites, konnte der Verfassungsschutz im letzten Jahr bereits 330 Homepages deutscher Rechtsradikaler ausfindig machen.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat eine eigene Homepage zum Rechtsextremismus eingerichtet. Die Seite "Geh Rechtsextremisten nicht ins Netz" bietet kompakte Hintergrundinformationen über die rechtsradikale Szene in Deutschland. Neben dem Bundesamt für Verfassungsschutz nutzen in Deutschland und weltweit zahlreiche Interessensgruppen, Initiativen und Forschungseinrichtungen das Internet, um über rechtsextreme Tendenzen zu berichten und Aufklärung zu leisten:
Das Simon Wiesenthal Zentrum in Los Angeles hat einen eigenen Internet-Arbeitsstab eingerichtet. Die Task Force Against Hate durchstöbert das Internet akribisch auf sog. "Hass"-Seiten. Regelmäßig werden diese Seiten zusammen mit rassistischen Computerspielen und anderen rechtsextremen Medien in einem englischsprachigen Katalog zusammengefasst.
Das gemeinnützige Institut für Information und Dokumentation e.V. in Berlin bündelt Informationen über rechtsextreme Aktivitäten im "blick nach rechts". Vor allem Entwicklungen in Deutschland und dem benachbarten Ausland stehen im Vordergrund. Das Online-Angebot ergänzt die vierzehntägige Printausgabe, einige aktuelle Artikel können kostenlos nachgesurft werden. So berichtet "blick nach rechts" unter anderem über mögliche Störaktionen der NPD gegen die Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover.
Das Informationszentrum für Rassismusforschung (D.I.R. e.V.) in Marburg will in Deutschland zentrale Anlauf- und Austauschstelle sein für Gruppen und Organisationen, die zum Thema Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Faschismus und Neofaschismus arbeiten. In einem Pool kann nach Artikeln gesucht werden, die sich mit dem Thema Rassismus(forschung) beschäftigen. Über eine Volltextsuche gelangt man kostenlos zu thematischen Beiträgen aus den Archiven u.a. der Frankfurter Rundschau, der Berliner Zeitung oder der Woche im Bundestag.
Das Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin arbeitet als europaweit einziges Institut seiner Art interdisziplinär in Forschung und Lehre über Vorurteile und
ihre Folgen wie Antisemitismus, Antiziganismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Angrenzende Schwerpunkte der Arbeit sind deutsch-jüdische Geschichte, Holocaust und Rechtsextremismus.
Im Vorfeld der "European preparatory conference for the
United Nations World Conference against Racism 2001" bietet das Internet Centre Anti-Racism Europe auf seiner englischsprachigen Homepage regelmäßig die neuesten Meldungen zur Konferenz. Außerdem veröffentlicht das Zentrum einen aktuellen Nachrichtenüberblick über rassistische Vorfälle in Europa.
Das in London herausgegebene Magazin "Searchlight" ist eines der ältesten Publikationen, die sich engagiert und analytisch mit rassistischen Tendenzen auseinandersetzen. Seit 1962 organisieren die Herausgeber Veranstaltungen mit Schulen und Universitäten in Europa und Nordamerika. Dabei wollen sie Aufklärungsarbeit leisten und Initiativen gegen Rechtsradikalismus unterstützen. Viele Artikel können online im Story Archive nachgelesen werden.
e-politik.de hat sich bereits vor einiger Zeit in einem eigenen Dossier mit "Revisionisten online" beschäftigt. Das Dossier zeigt, wie geschickt Neonazis heute das Internet nutzen, um auch wirtschaftlich ein erträgliches Geschäft mit dem Rassismus zu machen.