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e-politik.de - Home  Kultur & Politik  Politischer Film   Archiv: Der Politische Film   Filmschau nach links


Interview mit dem Regisseur Andres Veiel - Teil II

Autor :  e-politik.de Gastautor
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 23.05.2001

Im zweiten Teil des Interviews stellt Andres Veiel seine Sicht zu Joschka Fischers Vergangenheit und zu offen bleibenden Fragen dar.


e-politik.de: In den Originalaufnahmen aus dieser Zeit tauchen auch kurz Otto Schily und Joschka Fischer auf. Mit welcher Absicht haben sie die beiden mit in den Film reingenommen?

Veiel: Man muss da differenzieren. Bei Joschka Fischer war es nicht beabsichtigt. Das Material war vorher im Film drin und hatte vorher eine ganz andere Funktion. Es sollte für mich eine Form der Eskalation zu zeigen. Es gibt auch davor Einstellungen, in denen sehr deutlich gezeigt wird, wie Leute an den Haaren gezerrt werden, wie jemand die Kamera weggerissen wird.
D.h. ich wollte deutlich machen, dass das nicht nur in den Köpfen der Demonstranten passiert, da passiert wirklich eine Eskalation. Da kommt einfach der Punkt, dass jemand sagt, ich halte nicht fünf Mal meinen Schädel hin, beim sechsten Mal hau ich auch mal zurück. Diese Verkettung von Gewalt war uns wichtig zu zeigen, und wir haben erst später, als die Szene schon drin war, erfahren, dass das Joschka Fischer war. Und da war kein Grund ihn da jetzt rauszuschneiden, weil ja was anderes erzählt werden sollte.

Außerdem war für mich bei der Joschka Fischer Debatte ganz früh klar, dass das eine hysterische und kurzfristige Diskussion sein wird. Tagespolitisch im Sinne von parteipolitischer Schlammschlacht, ohne die Bereitschaft, und da nehme ich ausdrücklich Joschka Fischer und auch Otto Schily mit rein, sich mit dieser Zeit auseinandersetzen zu wollen.
D.h. auch durch Leute wie Joschka Fischer und Otto Schily wird eher ein Prozeß von Exorzismus betrieben, also dass sie sich eben nicht stellen, weil das unter Umständen schädlich sein könnte. Es geht mir nicht darum, die dazu zu zwingen. Eine Auseinandersetzung kann nur freiwillig passieren. Aber es ging jetzt auch nicht darum deshalb die Bilder rauszunehmen, nach dem Motto, das könnte noch einmal eine Debatte entfachen. Die Debatte ist überfällig, und ich hoffe, dass sie differenziert geführt wird und jenseits der tagespolitischen Schlammschlachten.

e-politik.de: Ich hatte am Ende des Films die Empfindung, dass er ein Vakuum hinterläßt. Einerseits hat man Herrhausen, das Opfer, anderseits hat man Grams, den Täter, der aber auch eher Opfer ist, und am Schluß sterben beide. Und man fragt sich: Warum mussten beide sterben? Wer ist dann eigentlich der Schuldige?

Veiel: Aber das ist ja genau die Auflösung dieser Kategorien. Was bei manchen Leuten eine Unzufriedenheit hinterläßt, weil natürlich der Wunsch da ist nach Eindeutigkeit, in der klar ist: Hier ist das Schwein, und da ist das Opfer. Ich glaube, das ist so ein Phänomen wie beim Regenbogen: Je näher man hinkommt, desto mehr verschwimmt er einfach, bis er schließlich nicht mehr da ist. Das habe sehr bewußt eingesetzt.
Der Film "Die Überlebenden", den ich davor gemacht habe, arbeitet in einer ähnlichen Dramaturgie. Sie haben es Vakuum genannt, man könnte es auch als Dramaturgie der Leerstelle, oder des Nichtfassbaren oder der Uneindeutigkeit bezeichnen. Da ist der Zuschauer selbst gefragt und muss seine eigen Biographie, also seine eigene Haltung, mit einbringen. Das ist für mich eigentlich das Interessante, der dritte Film, der dabei entsteht. D.h. das Eine ist der Objektive, der auf der Leinwand erscheint, das Zweite ist der von mir Intendierte, und der Dritte, der im Kopf des Zuschauers entsteht. Und am Ende, das ist mir sehr bewusst, ist da sehr viel Raum. Aber ich denke oder wünsche mir, dass die eigenen Fragen, und die eigentlichen Fragen dann am Ende gestellt werden. Dass sich der Film gerade deshalb länger im Kopf hält, eine längere Halbwertszeit hat, und sich nicht so schnell abbaut, als wenn er klar aufgeht.

e-politik.de: Herr Veiel, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.


   


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