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e-politik.de - Home  Kultur & Politik  Politischer Film   Archiv: Der Politische Film   Nichts als die Wahrheit


Filmplakat - Nichts als die Wahrheit

Teil 1: Der Mörder als barmherziger Samariter - Roland Suso Richters Film Nichts als die Wahrheit

Autor :  Andreas Bock
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 27.11.2000

Töten ist eine Gnade. ­ Mit dieser zynischen These stellt sich Dr. Josef Mengele in Roland Suso Richters Geschichte einem deutschen Gericht. Und plädiert auf unschuldig. Andreas Bock hat sich "Nichts als die Wahrheit" für e-politik.de angesehen...


"Der Muselmann ist der zerstörte Mensch zwischen Leben und Tod. [...] Im Endstadium der Auszehrung war das Knochengerippe von welker, pergamentartiger Haut überzogen, an Füßen und Schenkeln hatten sich Ödeme gebildet, die letzten Muskeln am Gesäß waren eingefallen. Der Schädel schien in die Länge gezogen. Nasenfluß lief über das Kinn herunter. Die Augäpfel waren tief in die Höhlen eingesunken, der Blick war stumpf. Die Glieder bewegten sich langsam, stockend, fast mechanisch. Ein penetranter Gestank ging von der Gestalt aus, Schweiß, Urin, flüssiger Kot, der die Beine herunterrann. Die Lumpen, in die sie sich frierend einhüllte, waren voller Läuse, die Haut war von Krätze befallen. Die meisten litten an Durchfall. Sie aßen alles, wessen sie habhaft werden konnten, verschimmeltes Brot, Käse mit Würmern, rohe Rübenreste, Abfälle aus Kübeln." ­ Der Muselmann, wie ihn der Soziologe Wolfgang Sofsky in seiner beeindruckenden Studie "Die Ordnung des Terrors: Das Konzentrationslager" beschreibt, ist das Endprodukt des totalen Terrors. Kein Mensch mehr, nur noch ein stinkendes, leidendes Etwas. Keinem Tier möchte man so ein Leben wünschen! In den Konzentrations- und Vernichtungslagern ließ der Nationalsozialismus seine absolute Macht los. Ungehemmt, frei von jeder moralischen und rechtlichen Beschränkung. Dort wurden Menschen buchstäblich "entmenschlicht", zuerst zu Nummern, dann zu lebenden Toten gemacht, deren einzige Aufgabe das Verschwinden, das Vernichtet-Werden war.

Mord als Erlösung?

Wäre es für diese Menschen, diese dem Tod geweihten Zombies, nicht das Beste zu sterben, dass ihre Qual endlich aufhört? Und wenn ihr Tod nicht nur eine Erlösung, ja sogar eine Gnade wäre, und zudem unumgänglich ist: Wäre es dann nicht vernünftig, sie würden mit dem Rest ihres Lebens noch etwas Sinnvolles tun, und zum Beispiel als lebende Versuchsobjekte dienen? Sind ihre Henker darum nicht tatsächlich ihre Retter und auch Wohltäter der Menschheit?
Eine unmenschliche, eine perverse Logik, die aus Mördern Samariter macht! Als verstörende wie faszinierende Idee hat Roland Suso Richter sie seinem Film „Nichts als die Wahrheit" zu Grunde gelegt. Er erzählt die (fiktive) Geschichte der Gerichtsverhandlung gegen Josef Mengele, dem leitenden Mediziner und ­ wie ihn Lagerhäftlinge nannten ­ "Engel von Auschwitz". Freiwillige kommt Mengele aus seinem südamerikanischen Exil ins Deutschland der Gegenwart, um vor Gericht seine Taten als Wohltaten, als richtig und wichtig für die Medizin und damit die Menschen zu verteidigen. Mit einem Verteidiger an seiner Seite, der sich nolens volens die perverse Logik seines Mandanten zu eigen macht: seine Experimente hätten Leben gerettet, Leiden gelindert und kommen vor allem auch heute noch vor. Bis heute experimentieren Ärzte an lebenden Menschen. Eine zynische Komparatistik beginnt, die vergleicht was unvergleichlich ist. Angst, Schmerz, Leid und Tod, mit der scheinbaren Gnade des Überlebens. Anders aber wäre Mengele kaum zu verteidigen: Wie einen der Haupttäter des Holocaust verteidigen? Und worauf plädiert man?


   

Weiterführende Links:
   Teil 2 der Filmkritik.



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