Kein israelisches Taxi nach Ostjerusalem
Diese Stadt ist die heilige Stadt dreier Weltreligionen und der Knackpunkt der Friedensverhandlungen. Denn Arafat fordert die uneingeschränkte Hoheit über ganz Ostjerusalem. Verständlich, denn erstens leben in jenem Ostteil 170.000 Palästinenser, so gut wie keine Israelis. Nicht einmal israelische Taxifahrer begeben sich gerne in diese Gegend. Und zweitens würden ihn wohl circa eine Milliarde Muslime persönlich in den Hintern treten, würde er auf Al Quds - so der arabische Name Jerusalems - verzichten: Sie ist die drittheiligste Stadt des Islam, nach Mekka und Medina. In ihr befinden sich Felsendom und Al-Aksa Moschee, Mohammed soll sich hier anno 632 in den Himmel erhoben haben.
Diese Forderung ist für Israels Premier Barak aber leider nicht zu erfüllen. Denn der Mann soll an seinem Leben hängen. Eine Aufgabe jenes Gebiets, in das kein Israeli freiwillig geht, käme einem freiwillig unterschriebenen Todesurteil gleich. Denn wie sagte der säkulare, israelische Oppositionsführer und Likud-Politiker Ariel Scharon: "Kein Jude hat das Recht, keiner von uns, Konzessionen in Jerusalem zu machen. Jerusalem ist die wahre Seele, die die Nation in ihrer Gesamtheit einigt und stärkt."
Die 1948 geteilte Stadt wurde 1967 nach der gewaltsamen Wiedervereinigung im Sechstagekrieg zur "ewigen und unteilbaren Hauptstadt Israels" erklärt.
Bei der Diskussion um Jerusalem geht es folglich nicht um Fakten, es geht um Ideologie. Denn auf die Stadt, die Heiligtümer dreier Weltreligionen beherbergt, kann weder Barak noch Arafat verzichten. So territorial orientiert der Konflikt insgesamt ist - zwei Völker beanspruchen dasselbe Fleckchen Erde - so ideologisch ist der Schlüssel dazu. Wenn Israelis und Palästinenser in Jerusalem friedlich nebeneinander leben können, werden sie es auch im Rest des Nahen Ostens schaffen.
Ein Teil Jerusalems als UNO-Distrikt?
Eine Dreiteilung der Stadt könnte dabei Lösung sein: ein israelischer Westteil, von allen Jerusalem genannt, ein palästinensischer Ostteil, als Al Quds bekannt, und eine internationalisierte Altstadt unter UN-Führung, einer Art Weltkulturerbe, in der jeder friedlich vor dem seinem Heiligtum - dass zur jeweilige Nation gehört, also eine Art von exterritorialem Staatsgebiet darstellt - beten kann. Aber egal ob für diese oder eine andere Lösung, zu allen müsste die israelische Opposition aufhören, auf Kosten des Friedensprozesses Parteipolitik zu machen. Anerkennen, dass 170.000 Palästinenser in einem Gebiet leben, das faktisch unter palästinensischer Kontrolle steht und in das kein israelischer Polizist freiwillig einen Fuß setzten würde. Bis dahin kann es aber noch ein sehr weiter Weg sein.
Foto "Al-Aksa Moschee": Copyright liegt beim Staat Israel