Die Neuen durchschauen
Vom Potpourri zum Eintopf
von: Andreas Groß
- andreas.gross@stud.uni-muenchen.de
Datum: 22.05.2001
Vielleicht doch. Vielleicht gibt es sie wirklich, die Generation Golf. Ich jedenfalls bekomme oft das kalte Grausen; nicht bei der Durchsicht des neuesten Stuckrad-Barre-Versatzes, nicht bei einem der vielen Fernsehauftritt dieser Neuen, sondern jeden Tag auf dem Weg in die Universität, den Supermarkt oder die Bar. Neulich saß ich im Kino, die Leinwand und den Film "Traffic" vor mir, ein wirklich guter Film. Hinter mir saß ein Gruppe Golfer, so könnte man sie ja doppeldeutig nennen. Sie sprachen nicht über die neue Politik am Anfang des 21. Jahrhundert; sie sprachen nicht über die Postmoderne und die Sellung des Individuums in einer atomisierten Welt; sie sprachen noch nicht einmal über Fußball. Sie unterhielten sich über ihre Jobs, wie sie gerade eine großen Auftrag für ihre Werbeagentur an Land gezogen hatten und welche Firma gerade die angesagteste in der Branche ist. Der Job ist die heilige Kuh der Gegenwart. Er stellt die größte intellektuelle Herausforderung für die Jugend von heute dar - vielleicht sogar die einzige. Einen Job bekommen, einen besseren Job bekommen, den besten Job überhaupt bekommen, das sind die Maßstäbe. Wieso sollte es da mit den Schriftstellern der Gegenwart anders sein? Wenn Stuckrad-Barre, Kracht oder Illies zur Tastatur greifen, dann wollen sie sich nicht abheben vom Mainstream, wollen nicht Außenseiter einer Generation sein. Sie wollen ihre Könige werden. Von Popurri jedenfalls ist schon lange nichts mehr zu sehen. Mich nehme ich da nicht aus.
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