G8-Gipfel in Genua: So friedlich, so gewalttätig
Ordentliche Recherche
von: Philipp
- pmn72@freenet.de
Datum: 03.02.2002
Hallo, Basti
Schön, dass Du Artikeln auch nach einem halben Jahr noch nachrecherchierst. Zu meiner "Ehrenrettung"ist folgendes zu sagen: Erstens schrieb ich den Artikel sehr zeitnah, genau genommen in Genua am fraglichen Wochenende, wie auch unschwer im Header zu erkennen. Zu dieser Zeit waren die von Dir erwähnten Fotos noch nicht veröffenlticht. Zu sagen, der Tod sei noch nicht letztgültig geklärt, war die damals einzig mögliche und journalistisch einwandfreie Lösung. Zweitens: natürlich gibt es mittlerweile die Bilder; allerdings ist auf dem fraglichen Photo nicht zu erkennen, in welcher Richtung der Feuerlöscher fliegt. Richtig ist, dass die Waffe schon gezogen war. Drittens halte ich es für müßig, darüber zu streiten. So traurig der Tod ist: indem man Giuliani zur Ikone erhebt, verliert man leicht den Kern der unzweifelhaft skandalösen Vorkommnisse aus den Augen. Die bestanden in willkürlichen Übergriffen, insbesondere in der Scuola Diaz und der Polizeikaserne Bolzaneto. Diese Vorfälle, die zwei weitere beinahe mit dem Leben bezahlt hätten, offenbaren bedenkliche Strukturen in der Polizei, in deren Rahmen der schießende Carabiniere trotz aller Tragik eher eine, wenn auch symptomatische, Nebenfigur spielt. Die Tatsache, dass insbesondere der 23-jährige Berliner nicht zu Tode kam, sollte nicht dazu führen, sich in der Beurteilung des Polizeieinsatzes "nur" auf die Causa Giuliani zu kaprizieren.
mord an guiliani -keine notwehr
von: basti
- xbastardx_vs@yahoo.de
Datum: 12.01.2002
der mord an carlo war verdammt nochmal keine notwehr!! es gibt zig bilder die das beweisen, aber ihr seid natürlich zu faul ordentlich zu recherchieren! oder seid ihr so verschreckt von der wahrheit, das ihr sie lieber verdrängt und verdreht? der bulle hatte die knarre schon längst gezogen, als carlo noch garnicht in der nähe des jeeps war. der feuerlöscher wurde vorher von dem bullen aus dem jeep in richtung demonstranten geworfen (dieses model gehört zur standartausstattung eines solchen carabinieri-jeeps). dafür gibt es auch einige beweisphotos. als carlo hinter dem jeep stand, an der stelle, wo er erschossen wurde, und die knarre auf sich gerichtet sah, nahm er den feuerlöscher um sich entweder zu schützen (er hielt ihn vor dem oberkörper, nicht in der viel logischeren wurfposition über dem kopf), oder ihn tatsächlich gegen das polizeifahrzeug zu werfen, aber dann war es von ihm notwehr, da der bulle, wie gesagt, die knarre viel eher gezogen hatte! glaubt nicht alles was big-brother euch vorsetzt, sondern macht euch euer eigenes bild!
G7+1 Gipfel hinter gewalttätiger Kulisse
von: Daniel Woitoll
- captain.spiff@web.de
Datum: 24.07.2001
Der Gipfel in Genua ist zu Ende und die Bilanz fällt, mal wieder, negativ aus. Die Demonstranten beklagen nicht nur den Verlust eines (Feuerlöscher-)tragenden Mitgliedes sonder auch ihre Glaubwürdigkeit. Kann man von einem friedlichen Protest sprechen, wenn es einer militanten Minderheit immer wieder gelingt, sich in der Masse der demokratischen Globalisierungsgegner zu verstecken? Es ist nicht nur die Ideologische Kongruenz die es dem „Schwarzen Block“ und (mit abstrichen) den „Tutti Bianchi“ erlaubte, in der Masse der Protestierenden unterzugehen. Es ist auch die billigende Haltung der Initiatoren, die den militanten Kern dazu einlud, aus der Mitte eines menschlichen Schutzschildes die Terroraktionen im malerischen Stadtkern von Genua Schuld ist, nicht erst seit dem Tod von Carlo Giuliani, wieder einmal die Polizei, die überfordert, provozierend und überzogen brutal auf die Proteste reagierte. Und so wie der 23 jährige Mann mit dem Feuerlöscher zum Märtyrer der Gipfelgegner stilisiert wurde, scheint der Polizist ein Beispiel dessen, was der Staat dem Protest entgegenwarf. 20.000 Carabineri und Militärs schützten die Herren Bush, Schröder, Blair und Putin die, nur am Rande der Proteste, einen inhaltlichen Schritt auf die Demonstranten jenseits der Gitterzäune zugetan haben. Der erhoffte Durchbruch gelang auch in Genua nicht, weder den Staatschefs und ihren Sherpas auf dem Gipfel, noch den Demonstranten außerhalb der „roten Zone“. Dennoch oder gerade deswegen stehen die Sicherheitskräfte im Zentrum der Kritik. Das falsch koordinierte und überharte Vorgehen der Polizisten und die fehlende Differenzierung zwischen den militanten und friedlichen Demonstranten seien mit ein Grund für die Eskalationen auf den Straßen. Eskalation von Seiten der Uniformierten freilich: Der Tod des Demonstranten und die Erstürmung des Pressezentrums von Indymedia und einem Radiosender waren der Preis, den die Uniformierten, anscheinend nicht ungern bezahlten, um den umstrittenen Gipfel zu schützen. Das mit dem Fund von Molotov-Cocktails, Messern und Eisenstangen legitimierte, harte vorgehen gegen die Pressevertreter wird als Racheakt der Polizei gewertet. Verteidigt wurde auch der Schuss des Polizisten, der Carlo Giuliani das Leben kostete. Tagungsgegner sprechen dem Beamten die Notwehr trotz der Umstände in denen er sich am Sonntagmittag wiederfand, unverständlicherweise ab. Statt dessen sollen die Sicherheitskräfte mit unnötiger Härte zu Werke gegangen sein. Dass die Demonstranten nicht nur einen Sachschaden von mehreren hundert Millionen angerichtet haben sondern durch ihr Verhalten den Tod der Polizisten billigend in Kauf genommen haben, wird dabei übersehen. Ebenso der wirtschaftliche Schaden der den Genuesen in diesen Tagen entsandt. Denn durch die zu befürchtenden Ausschreitungen war man gezwungen, an diesem Publikumsträchtigen Wochenende die tourismusabhängige Hafengegend für die Öffentlickeit zu sperren. Hartes Vorgehen gegen Störenfriede war auch die Richtlinie, die Silvio Berlusconi als Gastgeber vorgab. Ausgerechnet in Genua, das einst durch Handel zu höchster Blüte gelang, sollten also die Gegner des Welthandels im 21 Jahrhundert durch Härte zur Raison gebracht werden. Ironie auch, daß eben jener Berlusconi den G7 + Rußland-Gipfel nur von seinen demokratischen Vorgängern erbte. Doch die abgelöste Regierungspartei der Centrosinistra debattierte noch am Samstag darüber, ob man an den Demonstrationen teilnehmen sollte oder nicht. Hätten sie die Wahlen vor einigen Monaten in Italien nicht verloren, sie hätten mit Sicherheit auf der anderen Seite der Sicherheitszäune gestanden. So kümmerte sich dort Berlusconi um die Schmutzwäsche. Die, die Anwohner nicht aus den Fenstern hängen sollten und die seine demokratischen Gegner vor seiner Haustür gelassen hatten.
Ursprung der Gewalt ?
von: Thomas Bauer
- kriegerbo@web.de
Datum: 23.07.2001
Ersteinmal muss ich Philipp Nowak gratulieren, eine so ausführlichen und direkten Bericht über diesen Gipfel verfasst zu haben. Wichtig scheint mir dabei v.a., dass es eben auch über 100.000 friedliche Demonstranten gab, die ihren Protest, auch wenn ich den nicht nachvollziehen kann, ohne Gewalt durchführten. Doch meiner Meinung nach kommen die Sicherheitskräfte zu schlecht weg. Warum waren denn soviele Truppne vor Ort, doch nur, weill bei den letzten Gipfeln die Eskalation nicht vermieden werden konnte. Warum akzeptieren friedliche Protestanten, dass in ihren Reihen "schwarze Blöcke" mitmarschieren. Denn, seien wir mal ehrlich. Die Story von den wenigen hundert, die nie, nein niemlas mit den anderen mitlaufen, ist einfach Unfug. Das ist schon bei anderen Demonstrationen so gewesen. Es gibt einfach Kräfte, die die Auseinandersetzung suchen, und die gilt es los zuwerden. Ich lehne mich mit folgender Aussage weit aus dem Fenster, aber ich stehe dazu: Wer mit Holzbohlen, Schlagstöcken, Pflatsersteinen und Feuerlöscherh gegen Polizisten stürmt, dabei Sperrzonen durchbricht undGeschäfte plündert, bekommt von mir keine Mitleid, wenn er dand die Konsequenzen zu spüren bekommt, auch wenn Schüsse fallen. Warum wird eigentlich der tote Genuese zum Märtyrer gemacht? Worin besteht das vorbildhafte mit Vermummung Staatsdiener anzugreifen, zu randalieren und Regeln zu brechen, die zur Sicherheit aller aufgestellt wurden? Nicht die G-8 trifft die Schuld, nicht die Institution Polizei, sondern diejenigen, die dafür gesorgt haben, dass solche Gipfel nur noch unter den höchsten Sicherheitsmaßnahmen abgehalten werden können, und diejenigen, die unter politischem Protest nur eines verstehen: Vandalismus!
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