...und es verließ sie der Mut zum Durchhalten!
Kurze Information
von: Thomas Bauer
- kriegerbo@web.de
Datum: 05.09.2001
Als kleine Hintergrundinformation möchte ich nur folgende Anekdote erzählen:
Der Chef eines militärhistorischen Museums In Skopje hat die NATO-Truppen angesprochen, ob er nicht die ältesten Waffen der Sammelaktion für sein Museum haben könnte. Ein ertser Überlblick habe ihn davon überzeugt, dass reichlich Waffen aus den 50er und 60er Jahren vorhanden seien, die er für seine Sammlung bräuchte.
Die Harald Schmidt Show im übrigens wird heute Abend einen Experten der Bundeswehr zu Gast haben, der an einigen Beispielen die Art der Waffen demonstrieren wird, die in Mazedonien bis jetzt abgegeben worden sind. Es sei ein Blick in die Geschichte der Wehrtechnik zu erwarten.
So langsam verläßt auch mich der Mut ...
von: Andreas Groß
- andreas.gross@stud.uni-muenchen.de
Datum: 04.09.2001
So langsam macht es Spaß, sich hier zu streiten, wird doch langsam klar, wer hier welche Auffassung auftritt. Lieber Thomas: Ein Abriegeln der Grenzen, ein Dazwischenschlagen, wenn die Terroristen nicht spuren, dass hätte also die Nato machen sollen. Ist dir schon einmal die Idee gekommen, dass sich mit dieser Methode noch kein interner Konflikt hat lösen lassen? Dass die mazedonische Regierung möglicherweise etwas dagegen hat, wenn sie den Oberbefehlshaber der Nato um Erlaubnis fragen muss, um sich ein Eis aus der Kantine zu holen? Die Bevölkerung jedenfalls scheint die Nato-Truppen noch nicht in ihr Herz geschlossen zu haben. Aber diese Argumente werden dich nicht im geringsten berühren, glaubst du ja schließlich noch an die ungebrochen heilende Wirkung eines ordentlichen Militäreinsatzes. Wenn ich von mustergültig spreche, dann in der generellen Intention. Dass auch das dich nicht sonderlich stört, verwundert nicht, ist das doch eh alles nur Wahlkampf. Wir können uns also noch tagelang niederschreiben, ohne wirklich zu einer Einigung zu kommen; ich mag dein Schwarz-Weiß nicht, du lehnst mein Grau ab.
realer oder idealer Militäreinsatz
von: Thomas Bauer
- kriegerbo@web.de
Datum: 04.09.2001
Also, ich glaube wirklich, dass es an der Zeit wäre einmal einen sachlichen Blick auf Thema und Inhalt dieser Diskussion zu werfen. Ich stelle mich nicht gegen jegliche Art von Krisenprävention, steht so auch nirgends in Artikel oder Kommentar. Ich stell mich gegen diesen Einsatz, weil er eben nicht genügend abgesichert ist, und keinen Erfolg bringen wird. Das Parlament in Skopje setzte mittlerweile bereits zweimal die Verhandlungen über die Verfassungsreform aus, was auch nicht wundert. Die UCK droht mit Anschlägen und dem Austritt aus dem Friedensvertrag, und das alles mit NATO-Präsenz. Sollte Brüssel nicht bald seine Politik ändern, und härter in den Konflikt eingreifen, wird es der Bürgerkrieg, vor dem jeder gewarnt hat. Härter eingreifen will die NATO aber nicht. Und der Einsatz in der jetzigen Form wird somit überflüssig sein, wenn Mazedonien endgültig versinkt! Geradezu lächerlich gestaltet sich jedenfalls die Behauptung, hier sei "mustergältig" gehandelt worden. Die Albaner sind eine Minderheitengruppe in Mazedonien. Was soll den Deutschland machen, wenn z.B. die türkische Minderheit die türkische Sprache als zweite Amtssprache einführen möchte? Es bleibt dabei, der Einsatz muss scheitern, weil er zu schwach geplant ist. Terroristen beruhigt man nicht durch einsammeln von ein paar Waffen, oder Proporzbeteiligungen in Regierung und bei Polizei. Die NATO hätte gut daran getan sich schon früher und deutlicher in den Konflikt einzugreifen, und zwar auf Seiten der demokratisch regierten Regierung in Skopje. Abdichten der Grenzen, ultimative Aufforderung zur Waffenabgabe an die UCK, ansonsten direktes Vorgehen mit Waffeneinsatz!
Die Realität hat viele Seiten
von: Andreas Groß
- andreas.gross@stud.uni-muenchen.de
Datum: 03.09.2001
Wenn ich das so lese, frage ich mich, wer hier mit einem "idealen" Bild vom Militäreinsatz ausgestattet ist. Ganz offensichtlich wird davon ausgegangen, dass es gut und böse gibt, dass das Mandat nur unbedeutend an der Grenze zur Perfektion vorbeischrammen darf, und dass alles immer vom idealen Endziel (Ewiger Frieden!) aus zu bewerten ist. Nur zur Erinnerung: Der angeblich so demokratische Umgang Mazedoniens mit seiner albanischen Minderheit ist selbst im sonst eher bestriebsblinden Westen aufgefallen. Ich will hier jetzt nicht im Einzelnen auf jeden Punkt eingehen, eines aber wird wohl keiner abstreiten können: Die Situation in Mazedonien ist mit der NATO entschieden stabiler als ohne sie. Und wenn sogar ein Ami für eine ausgeweitete Mission streitet, sollte das selbst die nachdenklich machen, die die Zukunft immer noch im verrosteten Konzept des militärischen Heimatschutzes sehen, der die die Wurzel des Übels erst sieht, wenn sie ausreichend nahe an den heimischen Garten herangewachsen ist. Dann erst muss sie bekämpft werden; dann aber auch mit allen Mitteln der modernen Unkrautbekämpfung!
Idealisten treffen auf die Realität
von: Thomas Bauer
- kriegerbo@web.de
Datum: 01.09.2001
Die Kritik von Andreas Groß scheint mir in vielen Punkten von einem wahren Idealismus geprägt zu sein, den ich für sehr lobensswert halte, der aber an der Realität vorbeischrammt. Das einzig "mustergültige" an dem Einsatz in Mazedonien ist die Aussichtslosigkeit auf Erfolg für das angewandte Prinzip. Aber im Einzelnen: 1. Es existiert kein UN-Mandat für diesen Einsatz. 2. Die Truppen der NATO haben keine Waffenrecht, dürfen sich nur zur Selbstverteidigung mit Waffengewalt einmischen. 3. Die ersten Bilder von den Waffenabgabestationen bestätigen das Bild, welches ich im Artikel gezeichnet habe. Nur alte Infanteriewaffen werden abgegeben. 4. Was kommt nach dem Einsatz? Es geht doch nicht um einen Krieg ziwschen zwei Nationen, sondern um den Kampf einer demokratischen Regierung gegen Terroristen! Diesen Punkt sollte man nicht vergessen.Wer steht denn auf der anderen Seite? Es sind nicht Politiker oder Diplomaten, es sind Terroristen, die ein Land in die Anarchie stürzen wollen. 5. Ich habe nicht behauptet, dass die Union das weiße Zepter der Reinheit hochgehalten hat. Die Unionsparteien haben aber den Ernst der gegenwärtigen Lage der Bundeswehr bereits deutlich eher erkannt. 1990 war es eine CDU/CSU/FDP-Regierung, die einen Einsatz der Bundeswehr im Rahmen des Golfkriegs verweigert hat, auch aus einsatztechnischen Gründen. Auch in Somalia waren es lediglich Hilfsgüterlieferungen. Der erste ernstzunehmende Einsatz kam im Kosovo-Konflikt, der unter einer SPD/Grünen-Regierung angekurbelt worden ist. 6. Der Wehretat sinkt unter der jetzigen Regierung in besorgniserregenden Tiefen ab. Man kann nicht überall veruschen mitzumachen, aber nicht das Geld dafür ausgeben. 7. Die Bundesregierung hätte in Brüssel ein stärkeres Mandat für diesen Einsatz fordern müssen. Klar abgegrenzte NATO-Zonen, Abreigeln der Grenzen, Streifen- und Aufklärungstruppen in den gefährdeten Bergregionen. 8. Der Zustand der Bundeswehr ist durchaus auf die Männer und Frauen zurückzuführen, die jetzt am Ruder sitzen. Bereits 1989 wurden Pläne für minengeschützte Fahrzeuge in ASuftrag gegeben. Die meisten Waffen und Geräte, die im Einsatz sind, oder jetzt medienwirksam von der Bundesregierung als ihr Beitrag zur Steigerung der Sicherheit für die Soldatenverkauft wird, wurden schon unter der alten Regierung angeschafft. 9. Wer Soldaten mit einem schwachen Mandat und unter Kürzung ihrer Besoldung in diesen Einsatz schickt, betreibt Raubbauan unserer Truppe und ihrem Vertrauen gegenüber der politischen Führung zu öffentlichkeitswirksamen Zwecken. Genau dies hat die Union zurecht angeprangert, und deswegen hätte sie diese Position auch konsequent durchhalten müssen!
Wieso hätten die auch durchhalten sollen?
von: Andreas Groß
- andreas.gross@stud.uni-muenchen.de
Datum: 31.08.2001
Dass der Einsatz in Mazedonien nicht einfach ist, dass die deutsche Öffentlichkeit und vor allem die Soldaten über die Gefahren nicht ausreichend informiert worden ist, das mag vielleicht zutreffen. Es ist aber doch erstaunlich, wie man an allem und jedem herumkritisieren kann, wenn man nur die richtige Einstellung an den Tag legt. Vor fast einem Jahrzehnt hat ein engagierter und dann von den USA mehr oder weniger abgesetzter UNO-Generlasekretär in seiner Agenda for Peace gepredigt und gepredigt, Prävention sei der billigste, effektivste und vor allem friedlichste Weg, die Welt ein Stück weit besser zu gestalten. Nicht einmal die schärfsten Kritiker haben ihm darin widersprochen; problematisch war nur, wie die Völkergemeinschaft Interventionen in fremden Ländern gegenüber der eigenen Bevölkerung rechtfertigen soll, wo der Krieg doch noch gar nicht ausgebrochen und damit nicht sichtbar war bzw. überhaupt abzuschätzen, ob die Situation wirklich so dramtisch ist, das Prävention notwendig wäre. Entsprechend oft haben UNO, NATO und natürlich vor allem die einzelnen Länder dabei versagt: In Ruanda, in Ost-Timor usw. Nun hat es die NATO möglicherweise zum ersten Mal geschafft, dieses Prinzip mustergültig umzusetzen. Zum Dank wird das Unternehmen als Augenwischerei bezeichnet. Alternativvorschlag: Besetzen und unter NATO-Verwaltung stellen, damit diese verfluchten Balkanräuber nichts mehr zu sagen haben. Oder sie doch einfach machen lassen. Sollen sie sich doch gegenseitig abschlachten. Das übrigens die CDU in dem Artikel als Warner vor dem Desaster hingestellt wird, ist geradezu lächerlich. Was hat den der allgemeine Zustand der Bundeswehr mit diesem Einsatz zu tun? Und wenn die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr tatsächlich nicht einmal für einen 30-tägigen, 500 Mann starken Aufenthalt (Krieg ist ja wohl was anderes) in Mazedonien reicht, dann sollte man die Verantwortlichen für diese Lage doch wohl gerade in der CDU und ihrer ehemaligen Führungsmannschaft suchen. Innerhalb von drei Jahren kann nämlich nicht einmal Scharping die Bundeswehr zersetzt haben.
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