Das Who is Who des Terrorismus - zur Typenbildung in der Terrorismus-Forschung
Mehr zu Terrorismus-Typen
von: Antje Helmerich
- redaktion@e-politik.de
Datum: 24.02.2002
Sie haben völlig Recht. Der Nahostkonflikt ist sicher kein religiöser Konflikt, sondern ein ethnischer. Denn wenn man sich die Frage stellt, um was es geht, dann kommt man wohl zur klaren Antwort: um das palästinensische Volk und nicht um den Islam. Vielleicht macht es in solchen Fällen Sinn, noch einmal ganz klar zu unterscheiden: wo geht es um eindeutig religiös motivierte bzw. um auf religiöse Ziele hinwirkende terroristische Phänomene und wo ist Religion ein Faktor, mit dem sich eine Gruppe, im Falle der Palästinenser ein Volk, von anderen Gruppen bzw. Völkern unterscheidet (d.h. Religion als identitätsbildender Faktor)? Im zweiten Fall spielt Religion dann natürlich eine unter Umständen wichtige Rolle (und wird auch bewusst instrumentalisiert, zum Beispiel von der Hamas), es handelt sich aber nicht um religiösen Terrorismus. Leider wird manchmal nicht sehr genau auf solche Unterschiede geachtet. Ich habe auch schon gelesen, der Konflikt in Nordirland sei ein religiöser, schließlich gehe es ja um die Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Protestanten. Dem kann man wohl kaum zustimmen... Zu Ihrer Anmerkung zum rechtsradikalen Terrorismus. Es besteht unter den so genannten Experten keine Einigkeit, ob man hier einen eigenen Typ bilden soll. Zum einen fehlt oft eine wirkliche rechtsradikale Ideologie bzw. rechtsradikales Gedankengut tritt im Zusammenhang mit anderen Motiven auf, so zum Beispiel bei einigen rechtsradikalen und zugleich religiös motivierten, sektenähnlichen Gruppierungen in den USA, die in den meisten Typologien dem religiösen Typ zugeordnet werden. Zum anderen ist zu fragen: welche der meist eindeutig gewaltbereiten rechtsradikalen Gruppierungen erfüllt wirklich die Kriterien einer terroristischen Bewegung? Ich für meinen Teil halte es allerdings durchaus für sinnvoll, die 3 "Klassiker" (religiöser, ethnischer und linksrevolutionärer Terrorismus) zu ergänzen, neben rechtsradikalem Terrorismus wären hier auch noch der Cyberterrorismus und der so genannte Single-issue-Terrorismus zu nennen, also Terroristen mit nur einem ganz konkreten Ziel (zum Beispiel militante, gewaltbereite Abtreibungsgegner in den USA...). Antje Helmerich
Religiös oder ethnisch
von: pepe
- pepe
Datum: 22.02.2002
Ein sehr interessanter Artikel. Allerdings habe ich zwei Fragen, vielleicht können Sie die ja beantworten: a) Wenn der religiöse Terrorismus sein Fernziel des Gottesstaates in weiten Teilen verloren hat - ist er dann nicht vielmehr zu einem ethnischen Terrorismus geworden (vgl. Nahost-Konflikt)? b) Was ist mit rechtsradikalem Terrorismus? Ich würde mich freuen, wenn Sie dazu noch ein paar Infos hätten. Vielen Dank. pepe
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