Rückblickend ist die Schuman Erklärung sicher als einer der größten Meilensteine in der Geschichte unseres durch Krieg und Nationalismen geprägten Kontinentes zu sehen. Ohne sie wäre ein Rückfall in alt bekannte Strukturen und Feindbilder wahrscheinlicher gewesen. Dennoch sollte dieser Jahrestag zum Anlaß genommen werden um kritisch über die eigentliche Problematik der EU zu sprechen. So positiv der Schuman Plan für Europa auch gewesen sein mag, so krankte die Entwickung Europas dennoch von Anfang an an einer sich jetzt rächenden Ziellosigkeit. Von Beginn an stand nie fest WOHIN die Entwicklung eigentlich gehen sollte. Es standen zwei Modelle stets unausgesprochen neben einander. Das Modell eines europäischen Bundeststaates erschien vielen als das eigentliche strahlende Ziel, während es andere als die Verkörperung der nationalen Entfremdung sahen. Sie sahen darin nur den alles nivelierenden Bürokratieriesen Europa der ihnen ihre nationale Identität nimmt. Andereseits stand dem Modell des Bundesstaates Europa der mehr oder weniger lockere Staatenbund nach dem Muster Degaults "Europa der Vaterländer" gegenüber. Dies erschien den Europa Enthusiasten dann wiederum als halbherzig und unvollkommen.
Problematisch ist in dieser Hinsicht nur daß es nie eine öffentliche, tiefgreifende Diskussion um das finale Ziel gegeben hat. Es ist bezeichnend, daß der deutsche Außenminister Fischer so deutlich darauf hinweisen muß, daß er seine Gedanken zur Zukunft Europas in seiner Rede an der Berliner Humboldt-Universität NICHT in seiner Funktion als Minister, sondern als Abgeordneter vorbringt. Europa muß endlich mehr werden als der Prügelknabe der nationalen Politiken. Eine Diskussion über das Ziel Europas und den Weg dort hin ist notwendiger denn je.