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Mauretanien

Ich habe jetzt eine E-Mail-Adresse und erwarte deine Antwort

Autor :  e-politik.de Gastautor
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 08.11.2002

Das Internet und Handys - hierzulande eine Selbstverständlichkeit, in Mauretanien eine Seltenheit. Eine Reportage von Valerie Lehmann-Horn über das Leben einer jungen Mauretanierin und ihre ersten Schritte im World Wide Web.


Die Regenzeit in Mauretanien geht ihrem Ende entgegen, doch hat sie dieses Jahr nicht die kühlende Erleichterung gebracht wie in den Vorjahren. Die Hitze hängt schwer über Aioun El Atrous, einer Regionalhauptstadt im Osten Mauretaniens. Sie dringt in die Steinmauern der Häuser, um erst im Laufe der Nacht abzunehmen.
Doch die Bewohner wissen sich als ehemalige Nomaden zu helfen: Sie haben ihre Traditionen noch nicht vergessen, und wenn es hier grün wird, kommen sie wieder in Bewegung. Sie packen ihre sieben Sachen und ihr Zelt, und fahren für die Sommerferien in die "Badiya", das weite Land.

Technik und Entwicklung

Eine der zu Hause Gebliebenen ist Karima, die gerade das Essen für ihre Familie kocht. Plötzlich wird das dumpfe Geräusch des Mörsers von dem aufdringlichem Klingeln eines Handys übertönt - ein in diesem Sahelstädtchen eher seltenes Geräusch und ein untrügliches Zeichen dafür, dass das technische Zeitalter bis hierher vorgedrungen ist.

Tatsächlich hat der Ort seit seiner Entstehung vor etwa 40 Jahren eine immer schneller werdende Entwicklung erfahren. Erst zu Beginn der 1990er Jahre bekam der Ort fließend Wasser und Elektrizität.
Die vier Telefonverbindungen, über die Aioun verfügt, waren bis vor wenigen Monaten für die etwa 5000 Einwohner neben des Postdienstes die einzige Kommunikationsmöglichkeit nach außerhalb. Die frisch asphaltierte Landebahn nahe der Stadt erlaubt seit kurzem wieder den Flugverkehr. Und die sogenannte Straße der Hoffnung, die seit etwa 20 Jahren von der 800 Kilometer entfernten Hauptstadt nach Aioun führt, ist seit wenigen Wochen wieder neu asphaltiert, so dass der Weg frei ist für Gemüse, Früchte, Eier, Fisch und anderes, das vorher Seltenheitswert hatte.

Internet und Handy

Karima meldet sich auf ihrem Handy. Seit ihr Bruder es ihr geschenkt hat, ist es ihr ganzer Stolz. Sie nimmt es überall mit und es erinnert sie daran, dass alles nur noch besser werden kann.
Es gibt eine gute Nachricht für sie: Sie bekommt eine Einführung in der "Cybercommune", dem Internetcafé, das von einem deutschen Entwicklungsprojekt, den Vereinten Nationen und den Gemeinden der Region vor kurzem eingerichtet worden war. Karima hat schon viel gehört über das Internet, doch was es genau damit auf sich hat, weiß sie nicht.

"Mein Bruder hat einen Studienplatz in den USA bekommen. Früher hätten wir ab und zu einen vor Monaten abgeschickten Brief bekommen können. Aber jetzt kann er mich über das Handy immer erreichen", meint sie zufrieden. Auch sei es günstiger als die Telefonkabinen, da man auch zu Niedrigtarifzeiten telefonieren kann, und mit der Telefonkarte behält sie die Kosten immer unter Kontrolle. Das Internet verspricht ihr jetzt eine weitere Kommunikationsmöglichkeit.

Brüche und Konflikte

Sie wartet ab, bis ihr Vater in die Moschee geht. Seine heute fast blinden Augen haben schon viel gesehen, aber was Karima jetzt erwartet, ist völlig außerhalb seines Erfahrungsbereichs. Deshalb setzt sie auch nicht auf sein Verständnis.
Der Spagat zwischen Alt und Jung, Tradition und Moderne ist hier noch viel größer als in Europa. In der "Cybercommune" trifft Karima auf die anderen beiden Kursteilnehmer: den Gymnasiallehrer Cheikhna und den Wächter Ahmed, deren traditionelle Kleidung - wallender Boubou und Turban - nicht so recht zur technischen Ausstattung des Büros aus der westlichen Industriewelt passen wollen. Schon die klimatisierte Raumluft lässt sie spüren, dass sie in eine andere Welt eingetreten sind. Die staubige Hitze ist nur mehr durch ein kleines Fenster zu erahnen.

Entlang der Mauern stehen Tische mit vier Computern und einem Drucker. Nach einer kurzen theoretischen Einführung der Ausbilderin kann es los gehen. Karima hat noch nie mit einem Computer gearbeitet. Vorsichtig nähern sich ihre Finger der Tastatur, so als ob sie bei der Berührung einen elektrischen Schlag erwarten würde. Als die von ihr getippten Buchstaben auf dem Bildschirm erscheinen, beginnt ihr Gesicht vor Aufregung zu glühen.

Unterwegs im World Wide Web

Zuerst sollen die Teilnehmer Webseiten zu Themen suchen, die sie interessieren. Ahmed möchte Fotos von Kamelen sehen, Cheikhna interessiert sich für verschiedene Methoden der Pädagogik. "Kamelmelken in Mauretanien" liest Ahmed laut vor. Dabei strahlt sein Gesicht.
Cheikhna ist ganz vertieft in eine Reihe von Buchtiteln, während sich Karima noch nicht so recht traut. Die Ausbilderin kommt ihr zur Hilfe. "Ich würde gerne etwas über amerikanisches Kino sehen", wünscht sich die junge Frau. Als sie schließlich verschiedene Filmausschnitte auf dem Bildschirm erkennt, beginnt sie diese zu vergrößern und verschiedene Links auszuprobieren. "Das Gute am Internet ist, dass wir jetzt endlich von Dingen erfahren, von denen wir vorher noch nie gehört haben", stellt Ahmed fest.

Am Schluss sollen die Teilnehmer noch eine E-Mail verschicken. Karima bekommt eine Adresse und soll ihrem Bruder eine Nachricht schreiben. Cheikhna, ganz der Lehrer, übernimmt die Tastatur ihres Computers und nennt die Ausbilderin eine Feministin, als diese ihn zurechtweist, Karima selbst arbeiten zu lassen. Schließlich fängt er an, ihr den Brief zu diktieren. Der Inhalt ist folgender: "Ich habe jetzt eine E-Mail-Adresse und erwarte deine Antwort."

Valerie Lehmann-Horn ist 28 und arbeitet in Mauretanien als Europäische Freiwillige des Deutschen Entwicklungsdienstes DED für das GTZ-Projekt GIRNEM (Gestion Intégré des Ressources Naturelles de l'Est Mauritanien).
Das Projekt setzt sich ein für die nomadischen Tierhalter, deren Landnutzung dem ökologischen System am angepasstesten ist.
Außerdem arbeitet es in den Feuchtgebieten Ostmauretaniens, die zentrale Punkte für die Biodiversität darstellen.

Copyright des Bildes liegt bei Valerie Lehmann-Horn


   

Weiterführende Links:
   Deutscher Entwicklungsdienst
   Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbei



Leserkommentar von J Picard
am 10.03.2003
Aioun

es ist nicht einfach so ein Welt zu beschreiben und ich glaube dass man mit dieer Beschreibung eine Idee von diesem Riff zwischen diese beide Welte hat.

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