Da stand er, der Joseph Fischer. Überwältigt von seinem Wahlverein Bündnis 90/Die Grünen. Weil sie so geschlossen, weil sie so friedlich waren. "Ab heute hat der Staatsmann ein Ende, ab heute ist Wahlkampf", sagte Joseph und das Grünen-Volk jubelte. Endlich ist der Spitzenkandidat wieder bei ihnen und kämpft für die Wiederwahl, kämpft dafür Außenminister bleiben zu können, freuten sich viele der 6,7-Prozent-Partei. Der Messias ist wieder zurück und will sogar die Sozialdemokraten aus ihrer Lethargie holen.
Denn, die Grünen wollen mit den Sozialdemokraten wieder regieren. Sie können nur mit Gerhard Schröders SPD regieren, weil ein anderer Koalitionspartner nicht in Sicht ist. Aber wie will Fischer gewinnen und damit auch seinem Freund Gerhard erneut zum Sieg bei der Bundestagswahl verhelfen?
Nur durch sein lässiges Auftreten und seine Beliebtheitswerte?
Fischer macht jetzt Wahlkampf und nimmt künftig montags an den Pressekonferenzen seiner Partei teil, die eigentlich dem Parteivorstand vorbehalten sind. Dort will er dann auftreten. Grinsend, lästernd, schimpfend. So griff er die FDP und deren NRW-Chef Möllemann, wegen dessen Äußerungen zu Israel an: "Das Tal der Tränen liegt hinter uns." In Freiburg ist ein Grüner Bürgermeister geworden und dieses Ergebnis soll den Aufschwung für die Bundestagswahl bringen, nachdem sämtliche Landtagswahlen im vergangenen und diesem Jahr den Niedergang des Generationenprojekt eingeleitet haben. Wer daran glaubt, kann nur ein Fischer-Jünger sein.
Noch vor der Wahl 1998 verglich sich Fischer mit einem Scherpa im Himalaya-Gebirge. Einem Lastenträger also, der notwendig sei, damit der Bergsteiger die 8000 Meter erklimmen kann. Ja, ein Scherpa sei er, der dem Kanzlerkandidaten in die Höhen des Amtes helfe. Und heute? Heute ist es genauso. Joseph will mit Gerhard Erfolg. Und ruft die SPD zum kämpfen auf. Will, dass die Sozialdemokraten endlich aufwachen. Der Stoiber verspreche doch nur den Garten Edi, der nicht zu finanzieren sei, sagt Joseph. Zuviel Milch von Edi, zuviel Honig von Edi, sagt der Joseph. Zu wenig Kampf von den SPDlern. Zu wenig Wahlkampfmut beim Bundeskanzler.
Doch Gerhard Schröder wartet anscheinend weiter auf seinen Scherpa, der ihm die Lasten abnehmen soll.
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