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'Kinder des Himmels' - ein Film aus dem Iran

Autor :  Marius Lechler
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 25.03.2000

Im Iran nutzten die Kulturschaffenden und damit auch die Filmemacher zuallererst die kleinen Freiheiten einer langsamen Liberalisierung. Der iranische Film "Kinder des Himmels" ist ein Beispiel dafür.


Der heutige Präsident und vormalige Kulturminister Mohammad Chatami trug wesentlich dazu bei, dass sich Regisseure auch kritisch mit den Problemen der iranischen Gesellschaft auseinandersetzen konnten. Sehr zum Ärger der konservativen Islamisten gewann der iranische Regisseur Abbas Kiarostami 1997 die "Goldene Palme" für seinen Film "Der Geschmack der Kirsche".
Inzwischen ist im Iran bereits die 3. Generation von Filmemachern am Werk, die sich sozialkritisch mit ihrem Land auseinandersetzen. Wunderschöne, zumeist tief anrührende Geschichten, enthalten versteckte - aber eindeutige - Kritik an den Mißständen im Iran.

"Kinder des Himmels" - Sozialkritik durch einen Kinderfilm

Einer, der diesen Weg geht, ist der Regisseur Majid Majidi. Mit "Kinder des Himmels" hat er das Drama des Lebens in das Gewand eines Kinderfilms verpackt:

Der kleine Ali ist ein ganz normaler Junge. Seine Freizeit verbringt er in den Straßen von Teheran. Er stammt aus armen Verhältnissen, hat aber nicht das Gefühl, dass ihm etwas fehlt. Zusammen mit seinen Eltern und seiner Schwester Zahra lebt er in einer winzigen Wohnung im Armenviertel von Teheran.

Ali soll Zahras Schuhe von der Reparatur abholen, verliert sie aber auf dem Weg nach Hause. Völlig verweifelt traut sich Ali nicht, den Verlust seinem Vater zu beichten. Er denkt, dass sich seine Eltern keine neuen Schuhe für Zahra leisten können.

Keiner seiner zahlreichen Versuche, die Schuhe wiederzubeschaffen, hat Erfolg. Schließlich vertraut er sich seiner Schwester an. Zahra verspricht, nichts zu verraten und zu Schulbeginn müssen sich Bruder und Schwester das einzige Paar Schuhe teilen und zum Stundenwechsel in einer dunklen Gasse tauschen.

Klar, dass Ali dadurch mächtig Ärger mit seinen Lehrern bekommt. Doch ein Problem ist immer noch nicht gelöst: Wie kommt Ali an ein neues Paar Schuhe? Da hört er von einem Wettlauf der Schule, dritter Preis: Ein Paar Schuhe. Für Ali gibt es nur noch eins: Er muss Dritter werden.

"Kinder des Himmels" von Majid Majidi erzählt eine einfache Geschichte von einfachen Leuten mit einfachsten Mitteln. Keine explodierenden Autos, keine Verfolgungsjagden, nur zwei Kinder und ein Paar Schuhe. Als reinen Kinderfilm kann man "Kinder des Himmels" nicht bezeichnen, dennoch werden auch Kinder Spaß an der Geschichte haben.

Majidi zeichnet ein bestechend genaues Bild vom modernen Teheran, von Armenvierteln und reichen Gegenden. Im Mittelpunkt stehen in "Kinder des Himmels" jedoch immer die Menschen und die werden so portraitiert, dass man sie richtig ins Herz schließt. Ein warmherziger und zutiefst bewegender Film, jedoch vor allem ein Werk, das man im Berg der Hollywood-Großproduktionen nicht untergehen lassen sollte.


"Kinder des Himmels" (Iran 1997)

ab dem 07.03.2000 als Kaufvideo bei Kinowelt Home Entertainment (Arthaus)
Gewinner "Bester Film" in Montreal
Gewinner des LUCAS auf dem Int. Kinderfilmfest Frankfurt
Nominiert für den OSCAR 1999 "Bester ausländischer Film"
Originaltitel: Bacheha-Ye aseman
Regie: Majid Majidi
Mit:
Amir Farrokh Hashemian (Ali)
Bahare Sediqi (Zahra)
Amir Naji (Alis Vater)
Fereshte Sarabandi (Alis Mutter)
Buch: Majid Majidi
Länge: 90 min.
Kinostart: 09.09.1999

Foto: Copyright liegt bei Kinowelt Home Entertainment (Arthaus)

Hintergrundinformationen zum politischen System der Islamischen Republik Iran bietet das e-politik.de-Interview "Sieg der Reformer" mit Dr. Andreas Riek vom Orient-Institut Hamburg.


   

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