Nett schauen sie ja schon aus, der Kronprinz und seine Gemahlin: Milde lächelnd prangt das Konterfei des japanischen Thronfolgers Naruhito nebst Lebensabschnittspartnerin Masako auf dem Titel des SZ-Magazins.
In knapp 400.000-facher Ausführung erreichte die redaktionell eigenständige Wochenbeilage der Süddeutschen Zeitung die Leser. Knapp unterhalb der Gürtellinie des Thronfolgers prangerten in beinahe uringelber Schrift die Worte "Tote Hose" auf dem kaiserlichen Schritt.
Redaktionell: Knapp daneben! Dazu besonders geschickt: Die Fotomontage erreichte die Leser am 41. Geburtstag des Prinzen.
Mangel an Respekt
Die Reaktionen aus Japan folgten prompt: Inländische Zeitungen beurteilten das Titelbild als "vulgär" und "beleidigend", der japanische Botschafter in Berlin, Kunisada Kume, beschwerte sich unmittelbar bei der Redaktionsleitung des Magazins. Am Montag schließlich bestellte das japanische Außenministerium den deutschen Botschafter in Tokyo, Uwe Kästner, ein, um ihm den Protest der japanischen Regierung zu übermitteln. Der dezente Hinweis des Ministeriums: Die "sinnlose Verwendung" des Fotos verletzt die Gefühle des japanischen Volkes, dem die kaiserliche Familie wie der noch kinderlose Tenno als Symbole des Volkes heilig sind.
Mangel an Thronfolgern
"Die älteste Monarchie der Welt steht vor dem Aus", so die Bildunterschrift des Magazin-Titels. Darum geht es denn auch im Innenteil: Der vierseitige Artikel von Murray Sayle beschreibt detailliert und ohne Anzüglichkeiten die Historie des japanischen Kaiserhauses, inklusive des hoheitlichen Flirts zwischen Naruhito und Masako - getrübt durch Fehlgeburt und Kinderlosigkeit.
Folglich bangt das japanische Volk: Nach dem Haushofgesetz können nur männliche Nachfahren der Kaiserfamilie den Thron besteigen. Aber: Der einzige weitere Sohn von Kaiser Akihito, Prinz Akishino und dessen Frau Prinzessin Kiko, haben dem Land zwar zwei Töchter geschenkt, was der Panik am kaiserlichen Hofe jedoch keinen Abbruch tut: Erblickt nicht bald ein Sohn das Licht der aufgehenden Sonne, stirbt die älteste Erbfolge-Dynastie der Welt aus ...
Mangel an Feingefühl
Entsprechend leicht sind japanische Gemüter über die Art, wie sich das Titelbild des SZ-Magazins über die angebliche Zeugungsunfähigkeit des Kronprinzen mokierte, in Rage zu bringen. Und entsprechend schnell warteet das Magazin - dessen Redaktionsreigen im vergangenen Jahr erst durch den Abdruck gefälschter Interviews des Schweizer-Hollywood-Autors Tom Kummer empfindlich dezimiert wurde - mit Bedauern auf: Als "missglückten Kalauer" und "klassischen Fauxpas" bezeichnete die Redaktionsleitung den Titel.
"Eine Beleidigung des Kronprinzen und seiner Frau sei nie gewollt, die Entschuldigung für den Vorfall beim Botschafter folgt umgehend", so die Leiter der Redaktion, Jan Weiler und Dominik Wichmann in der Montagsausgabe der "Süddeutschen Zeitung". Man darf dennoch gespannt sein auf die nächste Ausgabe des SZ-Magazins!
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