Schlagzeilen macht der Kongreß vor allem dann, wenn der Senat wichtige internationale Verträge nicht verabschiedet (wie zuletzt im Jahr 1999 beim Kernwaffen-Nichtweiterverbreitungsvertrag geschehen) oder wenn sich Kongreß und Präsident nicht auf einen Haushalt einigen können und die Regierung für mehrere Tage schließen muss, wie es zuletzt im Jahre 1995 passiert ist.
Reden für den Abgeordneten schreiben
Seit vielen Jahren gibt es Versuche, Mitarbeitern von Behörden, Universitäten und anderen Einrichtungen, einer interessierten Öffentlichkeit durch so genannte Fellowships die wesentlichen Strukturmerkmale und Prozeduren des Kongresses näher zu bringen. Im Rahmen solcher Programme arbeiten die Fellows für eine bestimmte Zeit, etwa ein halbes oder ganzes Jahr, in einem Abgeordneten- oder Senatorenbüro, übernehmen selbständig abgegrenzte Gesetzgebungsbereiche, schreiben Reden, begleiten den Abgeordneten zu Ausschusssitzungen und Meetings und organisieren Veranstaltungen im Wahlkreis (einen Erfahrungsbericht eines ehemaligen Fellows gibt es hier).
Das Congressional Fellowship Program der American Political Science Association (APSA) ist nicht das einzige, jedoch bei weitem älteste (die vor wenigen Wochen angetretenen Fellows stellen bereits den 48. Jahrgang dar) sowie das bei weitem angesehenste Programm: es wird durch ein umfassendes, vierwöchiges Einführungsprogramm, wöchentliche Seminare und einen einwöchigen Austausch mit Mitarbeitern des kanadischen Parlaments in Ottawa ergänzt.
Immer ganz nah dran
Anhand der praktischen Tätigkeit als Fellow erfährt man nicht nur, wie Gesetze geschrieben und in den zuständigen Ausschüssen und Fachgruppen diskutiert werden; vielmehr kann man - und das ist oft viel interessanter - die hektischen Aktivitäten hinter den Kulissen verfolgen, die mit dem Gesetzestext selber so gut wie nichts zu tun haben, für den Ausgang der Diskussion und für das Schicksal des Gesetzes jedoch oft von (vor-) entscheidender Bedeutung sind.
Zwar ist mit dem Fellowship die Zusage einer zunächst recht großzügig erscheinenden finanziellen Unterstützung durch die beteiligten Organisationen verbunden, doch relativiert sich diese vermeintliche Großzügigkeit bei den Lebenshaltungskosten Washingtons jedoch sehr schnell. Wie alle anderen Jobsuchenden auch muss man sich bei den einzelnen in Frage kommenden Büros schriftlich bewerben und persönlich vorstellen. Jedoch herrscht auf der anderen Seite kein Mangel an Nachfrage; Tatsache ist vielmehr, dass ein Grossteil der Arbeit auf Capitol Hill von Fellows und den (für die Büros ebenfalls kostenlosen) Praktikanten erledigt wird.
Auch deutsche Fellows
Seit gut zwei Jahrzehnten nehmen neben den etwa 40 amerikanischen Wissenschaftlern jährlich auch jeweils zwei deutsche Fellows am Fellowship Program der APSA teil, die ihrerseits vom German Marshall Fund of the United States gefördert werden.
Die Teilnahme an einem solchen Fellowship hat auch für die Fellows selbst ganz handfeste Vorteile: es werden Kontakte zu Mitarbeitern bei Parteien und Ausschüssen geknüpft, die sich vor allem für angehende Wissenschaftler bezahlt machen. Mitarbeiter von Regierungsbehörden können bei späteren Jobinterviews auf ihre so gewonnenen Erfahrungen verweisen. Und einige Fellows bleiben stets gleich in Washington, um als Vollzeitbeschäftigte bei "ihrem" Abgeordneten zu arbeiten. Auch kein schlechter Aufstieg.
Die Bewerbungsfrist für deutsche Fellows ist stets der 30. November. Die Auswahl der deutschen Bewerber erfolgt durch das Zentrum für Nordamerikaforschung an der Universität Frankfurt. Bewerben kann sich, wer ein abgeschlossenes Hochschulstudium in den Fächern der Sozial-, Wirtschafts- oder Rechtswissenschaften nachweisen kann.
Foto: Copyright liegt beim US-Senat (http://www.senate.gov/)
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