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e-politik.de - Home  Brennpunkt  Europa   Französische Parlamentswahlen 2002


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''Wir wollen, wir müssen gewinnen''

Autor :  Maria Pinzger
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 09.06.2002

Bei der Präsidentschaftswahl kam Jean-Marie Le Pen den Sozialisten in die Quere. Nun wollen sie bei den anstehenden Parlamentswahlen wieder einen Sieg erringen. Maria Pinzger über die Chancen der Linken und ihre Kontrahenten.


Sie sind immer noch benommen. Die Schmach der Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen sitzt bei den französischen Sozialisten tief. Doch sie bekommen ihre zweite Chance: Am 9. und 16. Juni wählen 41 Millionen Franzosen die neue Nationalversammlung und die Sozialisten hoffen auf den Sieg: "Wir wollen, wir müssen gewinnen" beschwört Dominique Strauss-Kahn, früherer Finanzminister seine Genossen. Nicht ganz uneigennützig: Strauss-Kahn gilt als einer der Kandidaten für den Posten des Regierungschefs, sollte die "Parti socialiste" (PS) den Wahlsieg erringen.

Zeichen der Hoffnung

Dass Lionel Jospin in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen so verheerend verlor, empfinden die Sozialisten immer noch als tiefe Ungerechtigkeit. Und sie sehen Zeichen, dass sich das Blatt für sie wendet: Immerhin 15.000 neue Mitglieder hat die Partei in den Wochen nach der Wahl gewonnen. Und das Erschrecken in der französischen Bevölkerung über den Erfolg des Rechtspopulisten Jean-Marie Le Pen sollte die Anhänger der Linken auch davon abhalten, ihre Stimmen noch einmal zu zersplittern.

Ideologisch hat die Partei das ihre getan, um ihre Wähler für sich zu gewinnen: Das Programm wurde nach links korrigiert: Mit Erhöhungen des Mindestlohns, der Erschwerung von Entlassungen und dem Ende der Privatisierung sollen die Benachteiligten dazu bewegt werden, ihr Kreuz bei einem der sozialistischen Kandidaten zu machen.

Frankreichs Linke hofft, aber die Umfrageergebnisse sprechen gegen sie. Geht es nach den Demoskopen, steht ihnen die zweite große Niederlage dieses Jahres ins Haus: Gerade einmal 45 Prozent werden der Linken vorausgesagt, die Bürgerlichen erreichen bei den Befragungen 55 Prozent – eine Größe, die im französischen Mehrheitswahlrecht mit 577 Wahlkreisen für die Sozialisten niederschmetternde Ausmaße annehmen kann.

Jacques Chirac scheint auf der Gewinnerstraße zu sein. Der Präsident sonnt sich immer noch in seinem 80-Prozent-Erfolg der Präsidentschaftswahl. Aber er vergisst dabei nicht, dass er viele dieser Stimmen Wählern zu verdanken hat, für die die Gaullisten eigentlich Tabu sind. So besetzte er auch den Posten des Premierministers mit dem liberalen Jean-Pierre Raffarin und nicht mit dem sehr rechts stehenden Gaullisten Nicolas Sarkozy. Der könnte die gerade gewonnenen Wähler zu schnell wieder verprellen.

Geheimwaffe Raffarin

Der Übergangs-Premier könnte für Chirac die Geheimwaffe sein: er verkörpert das "Frankreich von unten" und wirkt bei seinen Auftritten freundlich und bescheiden. "Ein Minister ist ein Diener" war einer seiner ersten Sätze in einem Fernsehinterview – der Hochmut der Pariser Technokraten ist ihm ein Graus. Auf die Wähler wirkt das, aber noch ist die Person "Premier Raffarin" nicht mit Inhalten gefüllt. Er hat kein ausgefeiltes Programm, das den Franzosen nähergebracht wird.

Chirac plant deshalb auch weiter: Er gründete eine neue Sammelpartei der Rechten: Union pour la majorité présidentielle (Union für die Präsidentenmehrheit) – der Name ist Programm. Chirac will nach fünf Jahren Kohabitation mit Jospin das Zepter wieder ganz allein in der Hand halten. Und somit ziehen die Gaullisten, die Union pour la Démocratie francaise und die Démocratie liberale unter einer Flagge in die Wahlentscheidung.

Für die Sozialisten könnte diese Sammelpartei die Niederlage besiegeln. Aber dass das französische Wahlvolk für Überraschungen gut ist, haben die Präsidentschaftswahlen bewiesen. Und so ist es gut möglich, dass am Ende der Parlamentswahlen die Sozialisten als strahlende Sieger jubeln.


   

Weiterführende Links:
   Die Sozialisten im Internet
   Die neue Sammlungspartei Chiracs



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