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Petersilieninsel

Chronik der Verstimmungen: Das marokkanisch-spanische Verhältnis

Autor :  Antje Helmerich
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 08.09.2002

Der kurios anmutende Streit um die winzige Petersilieninsel vor der marokkanischen Küste ist nicht der einzige Schatten auf den Beziehungen zwischen Marokko und der ehemaligen Kolonialmacht Spanien. Von Antje Helmerich.


Schon früh äußerte Spanien erhebliches Interesse an Marokko und bereits im 19. Jahrhundert rivalisierten Madrid und Paris um die koloniale Herrschaft über das nördliche Afrika. In einem Geheimvertrag von 1904 schließlich teilten die beiden europäischen Mächte Marokko unter sich auf und verwandelten ihre Einflusssphären acht Jahre später in Protektorate. Außer dem Gebiet der Westsahara standen insbesondere Teile von Nordmarokko unter spanischer Herrschaft. 1956 wurde Marokko unabhängig.

Doch während sich die Beziehungen zwischen dem nordafrikanischen Königreich und Frankreich in weiten Teilen normalisiert haben, ist das Verhältnis zu Spanien stets prekär geblieben. Auch die bisherigen Verträge, Freundschafts- und Partnerschaftsabkommen sowie seit einigen Jahren verstärkt auch kulturelle und gesellschaftspolitische Kontakte haben keine dauerhafte Versöhnung erwirkt. Vielmehr gibt es bis heute eine Reihe von Konflikten, die in regelmäßigen Abständen zu Verstimmungen zwischen Madrid und Rabat führen.

Die Westsahara und die spanischen Exklaven

Die seit langem ungelöste Problematik der Westsahara belastet die Beziehungen, auch wenn Spanien längst nur noch indirekt verwickelt ist. Dort kämpft seit rund 25 Jahren die Befreiungsbewegung Frente POLISARIO um die Unabhängigkeit des ehemals spanischen Protektorates, das 1976 größtenteils von Marokko annektiert wurde.
Zudem fürchtet Madrid gerade in diesen Tagen um eine Neuauflage des Streits um die Städte Ceuta und Melilla, seine beiden Exklaven auf marokkanischem Territorium nahe der Nordküse. Zwar ist deren Zugehörigkeit zum spanischen Königreich vertraglich zwischen beiden Staaten festgelegt, gerade in letzter Zeit haben führende marokkanische Politiker jedoch immer wieder unverhohlen darauf hingewiesen, es sei an der Zeit, "über die nationale Integrität Marokkos neu nachzudenken". Nicht zuletzt haben auch die spanisch-britischen Verhandlungen über einen neuen Status von Gibraltar das marokkanische Interesse neu geweckt. Die spanische Regierung hat indes stets verlauten lassen, über die beiden Städte werde nie und nimmer verhandelt, weder in naher noch in ferner Zukunft.

Doch es gibt auch in Spanien selbst durchaus kritische Stimmen, die die Doppelstrategie der spanischen Regierung in Frage stellen und in den Verhandlungen über Gibraltar ein gewisses Vorbild sehen, wie Anfang des 21. Jahrhunderts mit den Überresten kolonialen Erbes umzugehen sei. Dass sich die Mehrheit der Spanier diese Einstellung zu Eigen macht, ist jedoch mehr als unwahrscheinlich.

Migration, Drogenanbau und Fischerei

Außerdem belastet die massive illegale Migration über die Straße von Gibraltar nach Spanien die bilateralen Beziehungen. In der ersten Hälfte von 2002 sind bereits über 6.000 Migranten an den südspanischen Küsten festgenommen worden. Seit etlichen Jahren wirft Madrid der marokkanischen Seite vor, nicht entschieden genug gegen die Illegalen vorzugehen. Und die spanische Regierung protestiert im Einklang mit den EU-Partnern seit geraumer Zeit gegen die ebenfalls laxe marokkanische Antidrogen-Politik. Rund 80 % des in Europa beschlagnahmten Haschischs stammt heute aus Marokko.

Die Fischereirechte

Schließlich sind auch die Fischereirechte in den Gewässern zwischen der spanischen Süd- und der marokkanischen Nordküste seit vielen Jahren heftig umstritten. Im April 2001 lehnte Marokko die Verlängerung des Fischereiabkommens mit der EU ab, die spanischen Fischer sind die Leidtragenden. Acht Flotten mussten in der Folge still gelegt werden, rund 25.000 Arbeitsplätze hängen nach spanischen Angaben direkt oder indirekt an den marokkanischen Gewässern. Der spanische Ministerpräsident José María Aznar reagierte denn auch prompt mit der Drohung, Finanzhilfen an den nordafrikanischen Staat zu stoppen.

Einen Höhepunkt erlebte die Krise, als Rabat Ende Oktober 2001 seinen Botschafter aus Spanien abzog. Die spanische Seite erfuhr davon aus der Presse, eine offizielle Erklärung wurde nie abgegeben. Ein Dreivierteljahr später hat im Zuge der Krise um die Petersilieninsel nun auch Madrid seinen höchsten diplomatischen Vertreter zurückgerufen.

Für den Herbst haben die spanische Außenminister Ana Palacio und ihr marokkanischer Kollege Mohammed Benaissa nun Versöhnungsgespräche angekündigt. Doch ob es gelingen wird, die zahlreichen Streitpunkte langfristig beizulegen, muss angesichts des bisher herrschenden Misstrauens zwischen den politischen Vertretern beider Staaten und der bisher eher kooperationsunwilligen Haltung des marokkanischen Königshauses bezweifelt werden.


   

Weiterführende Links:
   Zu Ceuta und Melilla
   Artikel über Westsahara



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