Und wenn einer nun sich besonders hervor tut, dann kommt er vielleicht irgendwann in die Nationalmannschaft, wird dort vielleicht sogar mal Kapitän. In der Politik scheint es so ähnlich zu sein. Man gewinnt eine Wahl oder man verliert sie. Und wenn man ganz toll auf Landesebene ist, dann darf man bundesweit Angst und Schrecken verbreiten. Auch verlieren Fussballer wie Politiker nicht gern, niemand ist mit einer Niederlage zufrieden. Und in der Regel ist bei beiden Niederlagen das schlechte Wetter (Platzverhältnisse/Wahlbeteiligung) schuld.
Nur in Schleswig-Holstein läuft das anders. Denn dort strahlten nach der vergangenen Landtags-Wahl alle um die Wette. Spitzenkandidat stand neben Spitzenkandidat, also Gewinner neben Verlierern, und alle waren zufrieden. Na ist doch toll, könnte man denken. Da sind die endlich mal mit dem zufrieden, was sie haben. Seltsam ist es aber doch. Denn dass Simonis stahlte, weil sie gewonnen hatte, leuchtet noch ein. Dass Rühe strahlte, weil er nicht zuviel verloren hatte, schon etwas weniger. Dass die Grünen strahlten, weil sie überhaupt mal wieder jemand gewählt hatte, ist eigentlich nur noch traurig. Und das die FDP bei dem Vorsitzenden überhaupt mal strahlt, ist ganz und gar unverständlich. Egal. Alle waren glücklich. Und natürlich hatten auch alle die Leistungen, die zu ihren "tollen" Ergebnissen führten, selbst erbracht und waren stolz darauf.
Ein Fussballtrainer indes hätte zugegeben: "O.K., die fünf Elfmeter haben uns weiter gebracht". Nicht so Simonis. Die hatte natürlich nicht vom CDU-Spendenskandal profitiert. Auch der FDP waren die Prozente praktisch wie Punkte wegen Nicht-Spielantritts des Gegners geschenkt worden, trotzdem beteuerte sie, dass sie sich 90 Minuten wacker auf dem Platz geschlagen hätte. Nur war halt das Ergebnis dieses Spiels vollkommen unwichtig für die (Prozent-)Punkte.
Am Erstaunlichsten aber war, dass es Rühe eigentlich egal war, wie die Wahl ausgeht. Er wollte eh nur in die Nationalmannschaft ... äh in den Bundesvorstand der Partei. Und wenn er 6:0, sprich mit 25 Prozent verloren hätte, wäre es auch nebensächlich gewesen.
So etwas würde einem Lothar Matthäus nie einfallen, schon allein zwecks der Ehre. Und obwohl er selbstverständlich in die Nationalelf und dort Kapitän sein will, würde er doch trotzdem mit dem FC Bayern in der Bundesliga siegen wollen und alles Herzblut in die Meisterschaft stecken.
Fussball ist halt doch der ehrlichere Sport.