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Gastkommentar - Die Teilungslösung sichert die Rente für alle Generationen

Autor :  e-politik.de Gastautor
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 26.01.2000

Der Rentengipfel muss einen Kompromiss finden, der Jung und Alt gleichermaßen belastet. Jörg Tremmel, Sprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Genrationen, erklärt seinen Vorschlag zur Rentenreform.


Beim Rentengipfel liegen die Positionen weit auseinander. Nicht mal untereinander ist sich die Regierungskoalition einig, die Grünen beharren ähnlich wie die Unionsparteien darauf, die Rentenbeiträge langfristig durch die Einführung eines „Generationenfaktors" stabil zu halten. Der Arbeitsminister aber hat sich früh auf eine Rückkehr zur Nettolohnformel ab 2002 festgelegt und weiß nicht, wie er sein Wort zurücknehmen soll. Trotz Gesichtsverlust - er sollte. Denn der Rentengipfel war mit dem Ziel einberufen worden, eine Reform für die nächsten Jahrzehnte zu zimmern. Ohne grundsätzliche Lastenverteilung zwischen Jung und Alt aber kommt ab dem Jahr 2015 eine lawinenartige Beitragssatzerhöhung auf die dann Jüngeren zu.

Die Rendite ist das wichtigste Maß

Aber führen hohe Beitragssätze allein zu einer Ungleichbehandlung der Generationen? Nein, denn wir sind alle mal alt und mal jung. Hohe Beiträge in der Jugend zu zahlen, ist solange nicht ungerecht, solange man später im Alter eine hohe Rente bekommt. Das wichtigste Maß für die Generationengerechtigkeit ist daher auch die Rendite (das Beitrags-Leistungsverhältnis), die jede Generation aus der gesetzlichen Rentenversicherung erhält.

Bei allen Unterschieden in Detailfragen sind sich alle vorliegenden Berechnungen in einem einig: Die verschiedenen heute lebenden Generationen haben unterschiedliche Renditen aus der gesetzliche Rentenversicherung zu erwarten. Die Rendite eines Rentners, der im Jahr 2000 in Rente geht, beträgt bei heutiger Gesetzeslage nach Berechnungen des Verbandes der Deutschen Rentenversicherungsträger 6,51 Prozent. Ein heute geborenes Kind, das ungefähr im Jahr 2060 in Rente geht, erhält nur eine Rendite zwischen 3,2 und 4,4 Prozent. Kurt Biedenkopf, der Kritiker unseres Rentensystems, kommt zu noch ungünstigeren Zahlen: So erhält der ledige Neurentner des Jahres 1995 nach 45 Versicherungsjahren mit einem durchschnittlichen Arbeitsentgelt real das Doppelte dessen, was er in das System einbezahlt hat. Wer 20 Jahre später, also 2015, das Rentenalter erreicht, kann real nur noch den Gegenwert seiner Beiträge als Altersrente erwarten. Und für die Jahrgänge, die im Jahr 2040 in Rente gehen, geht Biedenkopfs Rechnung sogar negativ aus. Der Neurentner des Jahres 2040 erhält nur noch etwa vier Fünftel seiner Beiträge zurück.

Ein Beispiel für die Teilungslösung

Der beste Vorschlag, um Generationengerechtigkeit herzustellen, ist die Teilungslösung. Der Grundgedanke der Teilungslösung ist, Defizite in der Rentenversicherung (wodurch auch immer sie entstehen) zwischen Jung und Alt aufzuteilen. Ein Rechenbeispiel soll deutlich machen, wie die Teilungslösung funktioniert:

Als sich im Herbst 1996 ein Loch von rund 16 Milliarden DM in der Rentenkasse abzeichnete, hat die Bundesregierung zum 1.Januar 1997 die Rentenbeiträge von 19,2 Prozentpunkten auf 20,3 Prozentpunkte erhöht. Statt dieser Lösung, die allein die jüngere Generation belastet, wäre bei Anwendung der Teilungslösung folgendes geschehen:

Die Beiträge wären nur um die Hälfte, also um 0,55 auf 19,75 Prozentpunkte erhöht worden, die andere Hälfte des Finanzbedarfs wäre durch eine niedrigere Rentenanpassung hereingeholt worden. Dazu wäre die jährliche Rentenanpassung zunächst wie bisher nach der Nettolohnformel ausgerechnet und dann mit einem Abschlag versehen worden. Da alle Prognosen bis zum Jahr 2050 eine Steigerung des (expliziten und impliziten) Beitragssatzes voraussagen, werden bei Anwendung der Teilungslösung die Renten der Älteren langsamer steigen.

Die Teilungslösung hat den großen Vorteil, dass sie einen Rentenkompromiss erlaubt, selbst wenn die Verhandlungspartner an ganz unterschiedliche Beitragssatzprognosen glauben. Wer die Auffassung vertritt, die Beiträge würden sich selbst nach 2020 kaum erhöhen, für den ist die Teilungslösung akzeptabel, weil sie aus dieser Sicht keine substantielle Abweichung von der Nettolohnanpassung bedeutet. Für diejenigen, die mit massiven Beitragssatzsteigerungen rechnen, ist die Teilungslösung ein gutes Modell, weil der Anstieg der Beitragssätze erheblich gedämpft werden könnte. Dies wissen auch die Verhandlungsführer in Berlin - ein Rentenkonsens auf Grundlage der Teilungslösung ist also nicht unmöglich. Der jungen Generation wäre es zu wünschen.

Jörg Tremmel, geboren 1970, ist Sprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen (SRzG). Er studierte BWL und Politologie, derzeit arbeitet er an seiner Promotion. Tremmel ist Autor mehrerer Bücher und leitet seit 1997 den Tremmel-Verlag, der Aufsätze und Bücher junger Menschen über das Internet verlegt.

SRzG - Beispiel Rente: Generationengerechtigkeit in der Praxis

e-politik.de stellt vor: SRzG: Gerechtigkeit für junge Leute


   

Weiterführende Links:
   SRzG im Internet



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