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e-politik.de - Home  Forschung & Lehre  Für Studenten   Tagebuch einer Magisterkandidatin


Tagebuch

Tagebuch einer Magisterkandidatin - Folge 7

Autor :  e-politik.de Gastautor
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 10.09.2002

Magisterarbeit schreiben, Schreibhemmungen überwinden, dem Computer Mut machen und natürlich ins Freibad gehen - schwer ist das Leben der Hochschulabsolventin. Und dann auch noch das: Wahlen!!! Wie geht Joyce Mariel damit um?


Wer die Wahl hat

Jaja! Ich weiß, dass ihr alle so viel Englisch in der Schule hattet, dass Ihr wisst, was sich auf meinen Vornamen reimt. Kommt, bringen wir's hinter uns! Joyce reimt sich auf - na?- richtig: choice oder auf gut Deutsch "die Wahl"! Und diese Joyce hat sich wegen ihrer Magisterarbeit sehr intensiv mit tschechischen Wahlen, Wahlrecht, Wahlbezirken, Wahlverhalten, Wahlbeteiligung, Wahlkabinen, Wahlverwandtschaften und Nichtwählern beschäftigt. So avanciert man fast automatisch zum Experten, wenn es um zuverlässige Vorhersagen für die anstehende deutsche Bundestagswahl geht. Auch wenn es bis jetzt noch keinen interessiert.

Lange war ich hin- und hergerissen. Nicht zwischen Parteien sondern zwischen meinen engsten Freunden.
Da ist auf der einen Seite mein Kumpel Alex. Er wählt konservativ und das wird auch so bleiben. Ich mag ihn trotzdem. Ich mag aber keinen, der sich dann über das abweichende Wahlverhalten anderer lustig macht. Und so kassierte ich ein abfälliges "Rote Socke!" als ich es gewagt habe, die Vorschläge der Hartz-Kommission gut zu finden. Was wäre jetzt passiert, wenn ich kleinlaut geantwortet hätte: "OK Alex, mein Politguru! Du hast Recht. Lasse Deine Gnade walten und vergebe mir armer Sünderin. Ich werde ab sofort bis ans Ende meines unwürdigen Lebens CDU/CSU wählen"?

Ich wäre geläutert durch die Welt gegangen und hätte irgendwann meine Freundin Kati bei einem Glas Rotwein getroffen. Ich hätte ihr von meiner politischen Erleuchtung erzählt und hätte bei ihr blankes Entsetzen hervorgerufen. Und nach einer Weile hätte Kati mich missioniert, was ich dann auch kleinlaut gestanden hätte: "OK Kati, mein Politguru! Du hast Recht. Lasse Deine Gnade walten und vergebe mir armer Sünderin. Ich werde ab sofort bis ans Ende meines unwürdigen Lebens SPD wählen."
Danach hätte ich meinen Rotwein ausgetrunken, wäre nach Hause gegangen und hätte am Tag darauf mit Alex telefoniert.
Einziger Ausweg aus diesem Dilemma wäre gewesen, wenn ich meine Stimme an einen der beiden meistbietend versteigert hätte. Dann wäre ich wenigstens jetzt meine studentischen Geldprobleme los. Und ich hätte mir nicht einmal die Mühe machen müssen, meine Stimme bei eBay anzubieten, wie es ein paar Spaßvögel versucht hatten.

Also, was lernen wir daraus? Lasst euch nicht von euren Freunden beeinflussen, wenn es um politische Entscheidungen geht. Das brachte mich aber auch nicht bei meiner Wahlentscheidung weiter. Vielleicht würden mir ja die TV-Duelle helfen. Doch, weit gefehlt.
Als einer von fünfzehn Millionen Deutschen saß ich also vor dem Fernseher und überlegte mir folgendes: wenn Schröder und Stoiber Teppichvertreter wären und an meiner Tür klingeln würden: welchen von den beiden würde ich dann ihre Ware abkaufen?
Das Experiment funktionierte. Nur hatte ich am Ende des Duells zwei Flickenteppiche mit großen Löchern in der Hand.

Tags darauf surfte ich im Internet auf die Seite von Focus Online, um dort den "Wahlhelfer" zu testen. Das Ergebnis war eine wirklich große Koalition aus CDU/CSU, FDP, SPD und Grünen. Dazu hätte ich zwei Stimmen gebraucht. eBay hatte allerdings keine mehr im Angebot. Und als ich mich auf den Marienplatz stellte und Passanten fragte, ob ich ihre Stimme haben könnte, ignorierte mich das politikverdrossene Pack. Wahrscheinlich hielten sie mich für eine Politikerin. Ohne zweite Wählerstimme ging ich nach Hause.

Heute kamen die Unterlagen für die Briefwahl an. Ich war gerade auf dem Sprung. Weil mich mein Weg am Briefkasten vorbeiführte, füllte ich den Stimmzettel schnell zwischen Tür und Angel aus. Meine Erststimme bekam eine junge Frau aus einer traditionsreichen Partei. Die Zweitstimme bekam eine andere Partei. Ich verrate jetzt nicht welche, sonst wollen mich wieder alle Leute missionieren.


   

Weiterführende Links:
   Tagebuch einer Magisterkandidatin - Folge 6



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