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Immer im Recht. Wie Amerika sich und seine Ideale verrät

Thomas Schuler: The American Way of Law

Autor :  Michael Kolkmann
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 14.08.2003

An zu heißem Kaffee verbrannt? Im Land der unbegrenzten gerichtlichen Klagen ist der Gastgeber daran schuld. Der Journalist Thomas Schuler setzt sich in seinem neuen Buch mit dem amerikanischen Rechtssystem auseinander. Von Michael Kolkmann.


Die Auswüchse des amerikanischen Rechtssystems sind bekannt und finden sich in der Regel auf den „Vermischtes“-Seiten der deutschen Tageszeitungen: Eine Frau verklagt McDonald’s und bekommt drei Millionen Dollar zugesprochen, weil der von ihr erworbene Kaffee zu heiß war und sie sich verbrannte. Todkranke Raucher erstreiten sich von Tabakfirmen mehrere hundert Millionen Dollar, da die Firmen es angeblich versäumten, sie auf die Gefahren des Rauchens aufmerksam zu machen. Oder der Fall eines Mannes, der in Florida einen Striptease-Club verklagte, weil die Separees nicht behindertengerecht ausgebaut waren.

The American Way of Law

Viele dieser Geschichten sammelt der Journalist Thomas Schuler, der mehrere Jahre für die Süddeutsche Zeitung aus New York berichtet hat, in seinem neuen Buch „Immer im Recht. Wie Amerika sich und seine Ideale verrät“. Doch sein Buch ist mehr als eine bloße Sammlung teils aberwitziger Stories: Schuler macht es sich in seinem Buch zur Aufgabe, Geschichte und Gegenwart des amerikanischen Justizsystems, den „American Way of Law“, systematisch zu problematisieren. Der Glaube an das Recht, so Schuler, hat in den USA eine herausgehobene Stellung inne: „Tatsächlich gibt es kein Land, in dem der Glaube an das Recht so ausgeprägt, allgegenwärtig und beherrschend ist wie in den USA“. So beschreibt er in seinem Buch zunächst die Herausbildung und Entwicklung des amerikanischen Rechtssystems im Laufe der vergangenen 250 Jahre.

Kritisches zur Präsidentschaftswahl 2000

Exemplarisch analysiert Schuler dann anhand der Präsidentschaftswahl 2000, wie weit sich das amerikanische Rechtssystem einschließlich seiner Protagonisten von den hehren Gründungsidealen der amerikanischen Republik entfernt hat. Kritik übt er vor allem an den Richtern des Supreme Court, die im Dezember 2000, entgegen ihrer bis dahin geltenden Rechtsprechung, nicht den eigentlich zuständigen Bundesstaat Florida über den Ausgang der Präsidentschaftswahl entscheiden ließen, sondern selbst George W. Bush zum Präsidenten bestimmten: „Fünf konservative Richter, deren Mehrheit in ihrem Gericht gefährdet schien, falls Al Gore gewonnen hätte, sprachen nicht Recht, sondern trafen eine politische Entscheidung“. Für Schuler ist das nur der Gipfel einer bereits lange andauernden Entwicklung: „Die Geschichte des amerikanischen Rechts im 20. Jahrhundert ist die Geschichte, wie immer mehr Macht von der Peripherie der Bundesstaaten ins Zentrum nach Washington gerückt ist. Im Jahr 2000 hat sich schließlich der Supreme Court in Washington über das eherne Gesetz, dass Wahlen Sache der Bundesstaaten sind, hinweggesetzt und George W. Bush zum Präsidenten gekürt. Dabei sollte der oberste Gerichtshof eigentlich die Politik kontrollieren. Stattdessen hat er das Volk um das Recht, einen Präsidenten zu wählen, betrogen. Mit seiner Entscheidung hat er den Wert verraten, den er schützen soll – nämlich die Demokratie“.

Amerika in der Welt

Kritik übt Schuler auch in Fragen der internationalen, rechtlichen Zusammenarbeit der USA. So etwa, als Bush im Mai 2002 die von seinem Amtsvorgänger Bill Clinton geleistete Unterschrift zur Etablierung des Internationalen Strafgerichtshofs zurücknahm: „Das hatte es noch nie gegeben. Während die USA in den darauf folgenden Monaten mit Nachdruck betonten, man müsse gegen den Irak Krieg führen, weil er internationale Abkommen gebrochen hat, nahmen sie sich das Recht heraus, die Unterschrift eines Vertrags einfach für ungültig und ungeschrieben zu erklären. Die Botschaft Washingtons an den Rest der Welt war somit eindeutig: Amerika ist immer im Recht.“ Auch der mit Kriegen gegen Afghanistan und den Irak geführte Kampf gegen den Terror von Präsident Bush kommt bei Schuler nicht gut weg: „Oberstes Ziel sei, die Werte Amerikas zu schützen und zu bewahren, beteuert der amerikanische Präsident. Immer wieder spricht er davon, dass es den Terroristen vor allem darum gehe, die Freiheit zu zerstören. George W. Bush gibt vor, das mit allen Mitteln verhindern zu wollen. Doch indem er eherne Prinzipien des Rechtssystems außer Kraft setzt, greift er genau die Werte an, die er vorgibt, schützen zu wollen: Freiheit, Gleichheit und Demokratie“.

Pflichtlektüre

Schuler hat mit „Immer im Recht“ eine solide recherchierte und kurzweilig zu lesende Studie über den Alltag des amerikanischen Rechtssystems in all seinen Details geschrieben. Dabei beschränkt sich Schuler, dem man ein solides und überlegtes Urteil unterstellen kann, nicht auf die Schilderung von Strukturen und Entscheidungen, sondern illustriert seine Argumentation mit vielen Fallbeispielen und Anekdoten. Das macht das Buch auch für den Nicht-Juristen lesenswert. Nicht alle Ausführungen des Buches sind neu, viele der geschilderten Erkenntnisse waren in den letzten Jahren bereits in amerikanischen Medien zu sehen und zu lesen. Aber Schulers Verdienst ist es, für den deutschen Markt eine Synopse der geschilderten Entwicklungen geschrieben zu haben und für den deutschen Leser sowohl Grundmerkmale des amerikanischen Rechtssystems als auch aktuelle Entwicklungen zusammengefasst zu haben. Gerade seine Erklärungen zur Rolle der USA auf globaler Ebene sollte Pflichtlektüre für alle Interessierten sein, machen sie doch viele der politischen Entscheidungen der USA der letzten Monate verständlicher.

Thomas Schuler:
„Immer im Recht. Wie Amerika sich und seine Ideale verrät“,
Riemann Verlag 2003, München 2003,
450 Seiten, 22 Euro,
ISBN: 3-570-50036-5


   

Weiterführende Links:
   Homepage des Verlags



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