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USA

Ein offener Brief an alle, die Afghanistan bombardieren wollen

Autor :  e-politik.de Gastautor
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 19.09.2001

Gastautor Fabian Nierhaus plädiert gegen sinnlose Militärschläge und für eine Neugestaltung der US-Außenpolitik.


So schrecklich die Ereignisse sind, die sich am 11. September in Washington, DC und New York abgespielt haben, so unangenehm ist das Nachspiel, das sich jetzt in den Vereinigten Staaten entfaltet. Der Präsident redet vom Krieg und will keine Unterscheidung machen zwischen den Attentätern und denen die Sie beherbergen. Der Ton in Washington wird von Tag zu Tag härter. Hochgepeitscht wird er vor allem von den Medien, die Rache verlangen für das, was Amerika angetan wurde. Schon empfinden Amerikas Bürger, dieser Anschlag sei schlimmer als Pearl Harbor.

Diese Emotionen sind verständlich. Grauenvoll und brutal war dieser Terroranschlag und die Wunden die er geschlagen hat, sitzen tief. Das Land ist verändert. Die Sicherheit, in der es sich wiegte, umgeben von Freunden und der Weite der Ozeane, ist für immer dahin.

Cruise-Missiles verhindern Terror nicht

Wenn der Rauch sich legt, wird sich jedoch zeigen, dass mit der jetzigen Rhetorik den Attentätern nicht beizukommen ist. Es ist zu einfach, dem Terrorismus den Krieg zu erklären. Und man soll sich nicht täuschen: Europas Staaten werden keine unbesonnen Aktionen der Vereinigten Staaten unterstützen – trotzt des NATO Beschlusses, Klausel 5 in Kraft zu setzen. Und das ist richtig so.

Die Bedrohung, die vom Terrorismus ausgeht, lässt sich nicht mit Stealth-Flugzeugen und Cruise-Missiles bekämpfen. Terrorismus operiert nicht von klar definierbaren Hauptquartieren aus. Terrorismus braucht keinen militärisch-industriellen Komplex, der leicht zu bombardieren ist. Terrorismus basiert auf kleinen Zellen mit hoch motivierten Mitgliedern, die von Tag zu Tag ihren Standort wechseln können. Kurz, der Terrorissmus bietet nur bewegliche Ziele, die mit groben Militärschlägen nicht zu erreichen sind. Wenn der Anschlag vom Dienstag eines gezeigt hat, dann ist es die Unzulänglichkeit der Regierung Bush. Kein Missile Defence Shield hätte diesen Angriff verhindern können. Und auch die "America First" - Politik, die die Wünsche und Sorgen aller anderen Staaten ignoriert und die Aufrüstung des Militärs vorantreibt, wird dem Terrorismus nicht beikommen.

Niederlage der Diplomatie

So unsinnig diese Tat erscheint, die Terroristen sind keine Wahsinningen, sondern hoch intelligent Menschen – die erstaunlich präzise Koordinierung der Attacke beweist das. Die Terroristen sind Menschen, die zu dieser Tat motiviert wurden, weil Sie Amerika als Feind der Arabischen Welt ansehen. Und kann man es ihnen verdenken? Nicht zu letzt ist es Amerika, das mehr als jedes Land dafür verantwortlich, dass der Konflikt in Israel so unlösbar ist. Die USA sind nicht der ehrliche Makler, als den Bill Clinton sie darstellte. Immer wieder hat sich Amerika hat in die inneren Angelegenheiten der Arabischen Länder eingemischt, sei es im Iran 1979 oder im Irak, wo immer noch fast täglich Luftangriffe geflogen werden. Schließlich noch etwas, was jetzt jeder vergessen will: Amerika ist dafür verantwortlich, dass sich das fundamentalistische Regime der Taliban in Afghanistan behaupten konnte. War in Zeiten des Kalten Krieges doch jeder noch so unappetitliche Verbündete recht, wenn es nur gegen die Sovietunion ging.

Der Terroranschlag vom 11. September ist keine Niederlage des amerikanischen Militärs und auch nicht der Geheimdienste, er ist eine Niederlage der Amerikanischen Diplomatie. Mehr als zuvor zeigt sich, dass das Land nicht isoliert ist. Es braucht den Guten Willen seiner Freunde und auch den seiner jetzigen Feinde. Terrorismus kann nicht gedeihen, wenn er keine Basis in der Bevölkerung findet, aus der sich die fanatischen Kämpfer rekrutieren, die selbst vor dem Selbstmord nicht zurückschrecken nur um Amerika zu schaden.

Doch das will jetzt keiner mehr wissen. Amerika verlangt Vergeltungsschläge, auch wenn die nichts ausrichten werden, sondern nur den Hass auf die Amerikaner in der Arabischen Welt verstärken werden. God Bless America.

Fabian Nierhaus arbeitet am renommierten Brookings-Institut und lebt seit über einem Jahr in Washington.

Zum Dossier über die Terroranschläge in den USA


   


Leserkommentar von Gerald Hensel
am 10.12.2001
Bitte Alternativen

Lieber Florian! Auch bei dir vermisse ich leider wieder die großen Alternativen, denn die Aussage, dass Terrorismus nicht mit Cruise Missiles bekämpfbar ist, stimmt nur bedingt. Auch wenn sich der Krieg langsam seinem Ende naht, werden wir herausfinden, dass Terroristen dieses Kalibers eben doch mit Cruise Missiles bekämpfbar sind. Wir reden hier nicht von möglichen "Schläfern", sondern einer kampfbereiten, armeeartigen Struktur, die zerschlagen werden muss. Wie du selbst übrigens weisst, war Afghanistan komplett isoliert. Welche diplomatischen Sanktionsmöglichkeiten hat man den gegen ein Land, dem ein Sitz in der Uno ebenso wurscht ist, wie der alljährliche Amnesty Jahresbericht. Keine, denn Afghanistan ist das Paradebeispiel eines total autarken Elements im anarchischen internationalen System. Sorry, aber Alternativen gab's auch hier wieder nicht.

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