Fact File: Oranier-Orden (Orange Order, auch Loyal Orange Insititution)
Gründungsjahr: 1795
Dem Orden gehören etwa 75.000 Mitglieder in Nordirland an, die in Freimaurer-ähnlichen Logen organisiert sind. Diese existieren auch in anderen Ländern, insbesondere in Irland, Australien und Kanada, existieren
Der Name des Ordens ist dem Andenken des protestantischen Königs Wilhelm von Oranien gewidmet, der am 12 Juli 1690 den katholischen König James II. in der Schlacht am Fluss Boyne (heutige Republik Irland) besiegte
Als wesentlicher Teil der Identität der Ordensmitglieder werden jährlich zwischen Frühjahr und Herbst etwa 2.600 verschiedene Märsche und Paraden durchgeführt, bei denen die Ordensmitglieder schwarze Melonenhüte, Stockschirme und orangefarbene Schärpen tragen.
Fact File: Paradekommission
Die Paradekommission wurde 1998 gesetzlich institutionalisiert, nachdem sie bereits im März 1997 noch von der konservativen Regierung unter John Major ins leben gerufen wurde. Erst mit dem Gesetz über Öffentliche Prozessionen in Nordirland von 1998 erhielt die Kommission aber auch Befugnisse, die es ihr ermöglichen, Paraden und Märsche zu verbieten oder ‘umzuleiten’.
Diese Befugnisse darf die Kommission aber erst ausüben, wenn sie aufgrund unversöhnlicher Positionen von Anwohnern und den Organisatoren von Märschen und Paraden ihre Hauptaufgabe, nämlich eine Einigung auf örtlicher Ebene herbeizuführen, nicht ausführen kann.
Die Mitglieder der Kommission werden vom jeweiligen Nordirlandminister ernannt und sollen die geamte Breite der Traditionen und Interessen der nordirischen Gesellschaft repräsentieren.
Zu Beginn des Jahres 2000 gehörten der Paradekommission die folgenden Mitglieder an:
Alistair Graham, Vorsitzender, Direktor des Leeds Training and Enterprise Council
Dr. Barbara Irwin, Dozentin. Arbeit mit katholischen und protestantischen Schulkindern. Vizepräsidentin des Women's Forum.
Aiden Canavan, Partner einer Anwaltskanzlei in Belfast. Ehemaliger Präsident der Law Society. Aktiv in verschiedenen Entwicklungsprojekten im (katholischen) West Belfast.
Rose-Anne McCormick, praktizierende Rechtsanwältin in Belfast. Ehemaliges Mitglied der Police Authority for Northern Ireland.
William Martin, Bauer aus County Down. Ehemaliger Präsident des Bauernverbandes von Nordirland. Ehemaliges Mitglied der Police Authority for Northern Ireland.
David Hewitt, CBE, Partner einer Anwaltskanzlei in Belfast. Ehemaliger Unabhängiger Prüfer in Beschwerdeverfahren gegen die Armee.
Frank Guckian, CBE, Vorsitzender der Planning Appeals Commission. Ehemaliger Direktor der Industrie- und Handelskammer von Londonderry. Ehemaliger Vorsitzender des Western Health and Social Services Board.
Fact File: Loylistische paramilitärische Gruppierungen
Die drei hauptsächlichen und politisch einflussreichsten loyalistischen paramilitärischen Gruppen sind die Ulster Defence Association/Ulster Freedom Fighters (UDA/UFF), die Ulster Volunteer Force (UVF) und die Loyalist Volunteer Force (LVF). Kleinere Gruppen schliessen die Red Hand Defenders und die Orange Volunteers ein.
UDA/UFF
Diese größte der drei paramilitärischen Gruppen wurde 1971 als Dachorganisation verschiedener loyalistischer sogenannter Verteidigungsgruppen gegründet und konnte zeitweise auf mehrere zehntausend Mitglieder zurückgreifen, die sich vor allem aus dem Milieu der protestantischen Arbeiterklasse rekrutierten. Bis 1992 war die UDA eine legale Organisation, wurde dann aber vom damaligen Nordirlandminister Sir Patrick Mayhew verboten, nachdem klar geworden war, dass UDA-Mitglieder den Deckmantel der UFF bei ihren Mordanschlägen auf Katholiken benutzten.
Als Mitglied im Vereinigten Loyalistischen Kommandorat stellte sich die UDA/UFF im Jahre 1994 auf die Seite derjenigen, die einen Waffenstillstand unterstützten, was dazu führte, dass ihre inhaftierten Mitglieder in den Genuss der vorzeitigen Haftentlassungen kamen, die im Rahmen des Friedensprozesses als Teil des Karfreitagsabkommens durchgeführt wurden.
Im Januar 1998 brach die UDA/UFF den Waffenstillstand, als sie nach der Ermordung des LVF-Kommandeurs Billy Wright durch Mitglieder der republikanischen Splittergruppe Irish National Liberation Army (INLA) drei Katholiken ermordete. Das stellte auf dem Höhepunkt des Verhandlungsprozesses eine ernste Bedrohung des gesamten Friedensprozesses dar, und führte dazu, dass die damalige Nordirlandministerin Mo Mowlam in den direkten Dialog mit inhaftierten UDA/UFF-Mitgliedern trat (u.a. Johnny Adair und Michale Stone) und von ihnen eine Zusicherung über die Aufrechterhaltung des Waffenstillstands erhielt.
Die UDA/UFF hat heute geschätzte 2000, vor allem junge Mitglieder. Politisch wird sie von der relativ schwachen und farblosen Ulster Democratic Party (UDP) von John White und Garry McMichael repräsentiert, die nach einem enttäuschenden Wahlergebnis 1998 nicht im nordirischen Parlament vertreten ist.
UVF
Die UVF ist die älteste der drei paramilitärischen Gruppen. Ihre Wurzeln liegen in der protestantischen Oppositionsbewegung gegen eine Autonomie Irlands vor dem Ersten Weltkrieg.
1966 wiederbelebt, war die UVF in erster Linie ein Sammelbecken für Gegner liberal eingestellter Unionisten um den damaligen nordirischen Premierminister Terence O’Neill, die sich um einen Ausgleich mit der katholischen Minderheit bemühten. Die zunehmende Radikalisierung der Bewegung führte dazu, dass es 1966 zu ersten Mordanschlägen auf angebliche IRA-Mitglieder kam. Noch Ende der 60er Jahre wurde die UVF verboten, und ist bis heute, mit einer kurzen Unterbrechung 1974, eine illegale Organisation geblieben.
Ebenso wie die UDA/UFF war die UVF Teil des Vereinigten Loyalistischen Kommandorats und hat von Oktober 1994 bis August 2000 ihren Waffenstillstand im wesentlichen eingehalten, ist aber seitdem in einen blutigen Machtkampf mit der UDA/UFF und der LVF verwickelt.
Die UVF hat heute nur noch einige hundert Mitglieder, vor allem ehemalige Terroristen. Politisch wird sie von der Progressive Unionist Party (PUP) von Billy Hutchinson und David Ervine repräsentiert, die seit den Wahlen im Jahre 1998 beide Abgeordnete des nordirischen Parlaments sind.
LVF
Die LVF ist aus der Spaltung der UVF in der Mitte derneunziger Jahre hervorgegangen, hat aber auch ehemalige Mitglieder der UDA/UFF in ihren Reihen, unter anderem ihrern ersten Führer, den 1997 ermordeten Billy Wright.
Politisch richtet sich die LVF sowohl gegen ,Kollaborateure’ innerhalb der unionistischen und loyalistischen Gemeinschaft, aber auch gegen Republikaner und Nationalisten.
1998 gab es von Seiten der LVF die symbolische Geste einer Abgabe (eines Teils) ihres Waffenarsenals, wodurch sich inhaftierte LVF-Mitglieder für eine vorzeitige Entlassung im Rahmen des Karfreitagsabkommens qualifizierten.
Die LVF ist derzeit maßgeblich in den loyalistischen Machtkampf auf Seiten der UDA/UFF verwickelt.
Die Organisation hat keine Verbindungen zu einer etablierten politischen Partei.
Zusammenstellung: Dr. Stefan Wolff, University of Bath (Großbritannien)