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Cover des Buches

Hans Christoph Buch: Blut im Schuh - Schlächter und Voyeure an den Fronten des Weltbürgerkriegs

Autor :  Michael Kolkmann
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 20.03.2002

Hans Christoph Buch hat seine gesammelten Reportagen von den Kriegsschauplätzen dieser Welt veröffentlicht. Michael Kolkmann hat sie gelesen.


Wenn man den Versuch unternehmen möchte, die neunziger Jahre politisch auf einen Begriff zu bringen, könnte man wie folgt formulieren: Statt der nach dem Ende des Kalten Krieges vollmundig ausgerufenen "Neuen Weltordnung" (George Bush Senior) ist der Krieg nach Europa zurückgekehrt. Die Kriegsreportagen Hans Christoph Buchs, die nun unter dem Titel "Blut im Schuh" in der "Anderen Bibliothek" des Eichborn Verlages erschienen sind, legen beredt Zeugnis ab von den neuen Konfliktherden dieser Welt. Buch besucht die aktuellen Krisengebiete: Er war in Nairobi, als dort der Anschlag auf die US-Botschaft verübt wurde, er war im Kosovo, in Bosnien und in Tschetschenien, er hat Sierra Leone und Ruanda in Zeiten des Bürgerkriegs besucht.

Terror und Normalität

Was an den Reportagen Buchs den stärksten Eindruck hinterlässt, beschreibt Buch selber als die "Gleichzeitigkeit von Terror und Normalität". In den Alltag Unschuldiger greift der Terror unwillkürlich und unvorhergesehen ein. Dies wird etwa deutlich, wenn Buch einen Oppositionellen der Roten Khmer in Kambodscha zitiert: "Sie fanden immer einen Grund, dich zu töten, aber sie töteten dich auch ohne Grund". Buch erzählt von Kindern, die auf die Frage, warum sie ihre Stammesbrüder und -schwestern töteten, achselzuckend zurückfragten: "Warum nicht?" Alle Geschichten ergeben zusammen das Bild einer Welt, in der der Rückfall in die Barbarei überall und jederzeit möglich ist. Die Reportagen sind auch eine Absage an die Gleichgültigkeit des westlichen Beobachters, die vor allem als Selbstschutz dient; denn "die Aufhebung der äußeren Distanz gefährdet das innere Gleichgewicht", wie Buch bei sich selbst festgestellt hat.

Der Autor und seine Rolle

Buch sieht sich selber als "passiver Beobachter, der, ohne in das Geschehen einzugreifen, leidenschaftlich Partei ergreift". Einige Seiten zuvor zitiert Buch einen Kollegen von der New York Times, James McKinley, mit den Worten: "Manchmal hasse ich meinen Beruf". Buch konfrontiert den Leser unmittelbar mit den Gräueltaten. Die Ausrede, Orte wie Ost-Timor seien zu weit weg, um für uns Europäer von Interesse zu sein, lässt er nicht gelten. Schließlich lägen diese Ort "nur zwei oder drei Flugstunden von Ihrem bevorzugten Urlaubsziel auf Bali oder den Malediven entfernt".

Buch ist nicht als Journalist, sondern als Autor, als Schriftsteller unterwegs. Um eine Frage kommt er nicht herum, sie begleitet ihn, wohin er auch reist; die Frage nach der Rolle der Politik in der Literatur. In kurzen, mit "Laokoon" überschriebenen Abschnitten unterbricht Buch seine Reportagen, um in eher generellen Überlegungen die eigene Arbeit und die eigenen Erfahrungen zu reflektieren sowie die "Grenzen von Journalismus und Literatur" auszuloten.

Die Frage nach der condition humaine

Auf die nahe liegende Frage, warum er in diese Länder reist und sich zahlreichen Gefahren aussetzt, antwortet Buch wie folgt: "Abenteuerlust gehört sicher dazu, aber Neugier ist das bessere Wort dafür. Neugier auf die condition humaine nach dem Ende des Kalten Krieges – ich will wissen, wie meine Mitmenschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts leben und woran sie sterben". Aber Buchs Neugier erschöpft sich nicht mit seinen Mitmenschen: "Neugier auch auf mich selbst. Indem ich mich in Extremsituationen begebe, versuche ich, etwas in Erfahrung zu bringen über mich selbst".

Reportage und Kommentar zugleich

Hans Christoph Buch hat ein eindrucksvolles Buch geschrieben, das von der plastischen Beschreibung zahlreicher Gräueltaten lebt und sich stets bemüht, das Geschilderte in größere Zusammenhänge zu stellen. Buch versteht es auf unnachahmliche Weise, aus den Ereignissen, sei es ein Bombenangriff, eine Naturkatastrophe oder ein Bürgerkrieg, das Schicksal des Einzelnen herauszufiltern und zu porträtieren. Was bedeutet dieses Ereignis für das Leben eines Einzelnen, einer Familie? Was ergeben sich für Konsequenzen? Buch versucht aufzuschreiben und in Worte zu fassen, was oftmals nicht in Worte zu fassen ist. Der Leser bleibt nach der Lektüre beeindruckt und erschüttert zurück.

Hans Christoph Buch: "Blut im Schuh - Schlächter und Voyeure an den Fronten des Weltbürgerkriegs"
Die Andere Bibliothek, hrsg. von Hans Magnus Enzensberger, Band 204
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2001, 350 Seiten
EUR 27,50
ISBN 3-8218-4508-2


   

Weiterführende Links:
   Das Buch auf der Homepage des Verlages:



Leserkommentar von hallo2
am 04.11.2002
hallo

na ja, ich wollte wissen werbung für mich selbst

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