Werte und Normen leiten. Jedes demokratische Staatswesen hat das Recht dazu, diese Normen zu definieren. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Und unser Grundgesetz offenbart dies.
Das Problem ist für mich deshalb nicht das "Leit" in der "Leitkultur". Das Problem ist die "Kultur". Denn im Begriff "Leitkultur" taucht sie im Singular auf. Und Kultur im Kontext des demokratischen Staatswesens explizit im Singular zu definieren funktioniert nicht, weil es sie als solche schlicht nicht gibt. Demokratische Gesellschaften definieren sich nämlich durch und im Pluralismus. Da wären z.B. die Regional- und Lokalkulturen, aber auch verschiedene Lebensentwürfe.
Wie also sollte man bitte den Begriff der "Leitkultur" mit einem Sinngehalt füllen, der plausibel erscheint und in der Diskussion über Integration ausländischer Mitbürger auch nur ansatzweise hilfreich ist?
"Leitkultur" läßt nur deshalb die Gefechte um den Begriff nicht abflauen, weil sie eine emotionalisierende Phrase ohne Inhalt ist. Ein Spielball zwischen links und rechts. Tore werden damit keine erzielt.
Das Grundgesetz ist der Leitfaden des Zusammenlebens in diesem Land. Sonst nichts.