Dienstag, 11.11.2003 Werbung:
 
 


Afrika
Balkan
China / Russland
Europa
Internationales
Politik in Deutschland
Politik und Wirtschaft


Lehrredaktion
e-Demokratie
Medien
Extremismus im Netz


TV / Hörfunk-Tipps
Pop & Politik


Sport
Satire
Netz-Fundstücke



Außenpolitik der BRD
Europäische Union
Theorien
Organisationen


Antike
Neuzeit


Parteien
Institutionen


Aus den Hochschulen
Studienhilfen
Für Studenten







Über uns
Presse / Referenzen
Redaktion
Gästebuch
Impressum


Jobs@e-politik.de
Werbung
Partner





e-politik.de - Home  Boulevard  Kolumnen   Kolumne / Glosse


Eine kleine Wahlgeschichte

Autor :  Claus von Wagner
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 03.02.2000

Der Kabarettist Claus von Wagner hat überdimensionierte Stimmzettel und viel zu kleine Wahlkabinen satt - er bleibt lieber zu Hause.


Gehen sie wählen? Ja? - warum? Lassen sie es! Ich lasse es doch auch: Seit dieser letzten Landtagswahl. Ein Drama war das! Ein Drama in drei Akten



Erster AKT: „Die Wahlhelfer"



Zeit: Sonntag 17.23 Uhr.

Ort: Das Wahllokal.

Kaum habe ich mit stolzgeschwellter Brust den Raum betreten, werden meine staatsbürgerlichen Absichten jäh in ihren Grundfesten erschüttert. Eine völlig abstruse Frage prasselt auf mich hernieder:

Wahlhelfer: "Haben sie ihre Wahlbenachrichtigung dabei?"

Ich: Guter Mann! Was soll der Unsinn, wenn ich sie anrufe - sie sollen kurz vorbeikommen - bringen sie ja auch nicht mal eben ihr Telefon mit.

Wahlhelfer: "Ha ?"

Ich: Ich meine : Ich bin hier. Wenn ich nicht benachrichtigt worden wäre, wüßte ich wohl kaum das ich wählen soll und wäre demzufolge heute auch nicht hier. Da ich heute aber hier bin, muß ich die Benachrichtigung erhalten haben. Insofern müßte doch mein bloßes Hiersein als Bestätigung des Erhalts der Wahlbenachrichtigung ausreichend sein, oder ?

Dieser geballten Argumentation will sich der Mann im schlecht sitzenden Konfirmationsanzug nicht geschlagen geben. Er antwortet mit der analytischen Flexibilität eines Pottwals.

Wahlhelfer: "Ohne ena Wahlbenachrichtigung geht da nix !"



Zweiter AKT: „Farbenspiele"



Nach dieser intellektuellen Ohrfeige - und einem kurzen Sprint nach Hause und zurück, präsentiere ich stolz meine Benachrichtigung...und ernte diesen Kommentar:

Wahlhelfer: "Die ist ja orange. Sie müssten jetzt aber die gelbe dabeihaben..."

Meine Frage ob es sich hier um eine Wahl oder einen verdammte Sehtest handelt -

... wird geflissentlich übergangen.

Wahlhelfer: " Sie können nicht mit der Wahlbenachrichtigung von der Bundestagswahl den Landtag wählen..."



Dritter AKT: Wahlkrampf



10 Minuten, viel Flüche, eine Wahlbenachrichtigung zur Landtagswahl, einen Personalausweis und einen Wahlzettel später betrete ich endlich die Wahlkabine. Kaum habe ich den Vorhang hinter mir zugezogen, verwandelt sich der harmlos kleingehaltene Zettel in ein 5000 cm² Meter großes Monster. Allein das Entfalten in der Enge der Wahlkabine entartet zu einer unmenschlichen gymnastischen Übung...die ohne zehn-minütiges Einlaufen und Stretchen nur mit Muskelkater und Gelenkschmerzen zu bewältigen ist.

Während ich also diesen verdammten Zettel entfalte, mir dabei die Bänder der linken Hand überdehne und eine Zerrung in der Leistengegend zulege, sehe ich noch aus den Augenwinkeln, wie sich meine Stift von mir in Richtung Boden verabschiedet. Geistesgegenwärtig versuche ich den Holzstift noch im Flug zu erwischen. Scheitere jedoch kläglich und muß zusehen wie auch mein schöner Wahlzettel ebenfalls in die Schwärze unter mir hinabrast. Beim Bücken nach dem Zettel renke ich mir vier Wirbel aus.

Beim Lesen der Kandidatennamen kenne ich ganze zwei. Und zum Schluß habe ich irgendeine Frau mit Doppelnamen und einen Rechtsanwalt gewählt.

Und das schimpft sich nun Demokratie.


   


Leserkommentar
Momentan kein Leserkommentar
eigenen Kommentar abgeben ]


Artikel drucken

Artikel für Palm

Artikel mailen

Suche: (Hilfe)

 

Netzreportagen
Deutschland
Europa
USA
Andere Länder
Organisationen
Medien
Gesellschaft
Studium
LINKS der WOCHE



Ochsentour

Kohl-Tagebücher

Politischer Film
The Long Walk Home
rezensiert von Maria Pinzger

Politisches Buch
Sidney Blumenthal: The Clinton Wars
rezensiert von Michael Kolkmann

Kabarett
Gerhard Polt - Das Dossier
von C. von Wagner

Für Studenten



Name ist freiwillig !


 

© 2003 - Konzept, Gestaltung und Redaktion: e-politik.de - Der Seiteninhalt ist ausschließlich zur persönlichen Information bestimmt. Weitergabe an Dritte nur nach schriftlicher Genehmigung.