Die Entscheidung des Sicherheitsrates kommt viel zu spät. So sehr man es begrüßen mag, dass sich die Herren im höchsten Gremium der Vereinten Nationen gründlich Gedanken über die Situation im Kongo gemacht haben, so sehr ist die zögerliche Haltung in einem Moment zu bedauern, als schnelles und konsequentes Handeln gefragt war.
Die internationale Gemeinschaft hat versagt
Vor über einem halben Jahr einigten sich die Kriegsparteien im Kongo auf das Friedensabkommen von Lusaka. Es sah einen klaren Zeitplan für die Befriedung des Kongo vor und regelte auch das zukünftige Verhältnis zwischen dem Kongo und seinen Nachbarn. Alle Staaten, einschließlich Ruanda und Uganda, unterschrieben das Abkommen, im September setzten sogar die Rebellengruppen ihre Unterschrift unter den Plan. Frieden schien möglich. Wenn das Abkommen umgesetzt worden wäre.
Und genau hier hat die internationale Gemeinschaft und die Mitglieder des Sicherheitsrates im speziellen versagt. Das Friedensabkommen von Lusaka wies der UN eine zentrale Rolle zu: Eine Blauhelm-Mission sollte die Einhaltung des Waffenstillstands beobachten und die Entwaffnung mit organisieren. Außerdem hätte sie schon durch ihre Anwesenheit ein klares Signal gesetzt. Alle Kriegsparteien hatten dem zugestimmt. Spätestens im November hätten die Blauhelme in Kongo ankommen sollen - hätten!
... und CNN hat kein Interesse
Die USA und Großbritannien, aber auch die anderen ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates reagierten lange Zeit gar nicht. Ganze 90 Militärbeobachter wurden in den Kongo geschickt - und beobachteten dort, wie das Friedensabkommen langsam in Stücke geschossen wurde. Die Motive mögen vielfältig sein; eine Mission kostet Geld, könnte möglicherweise scheitern und besonders häufig war der Kongo bei CNN auch nicht zu sehen. Eine Entschuldigung ist dies nicht.
Man kann den Vereinten Nationen nicht vorwerfen, dass sie den Krieg im Kongo nicht beendet haben. Dies können nur die Kriegsparteien selbst. Doch als diese den ersten Schritt getan hatten, hätte die UN viel konsequenter darauf eingehen müssen. Jetzt, viele Tage, Tote und Vertriebene später, hat sie sich doch noch aufgerafft und die Grundlage für eine Friedensmission geschaffen. Jetzt kann man aber nur noch hoffen, dass Lusaka nicht schon ganz tot ist.