Probleme und Chancen

Eine weitere Überlegung für Industrieländer wie Deutschland ist, dass vor dem Hintergrund einer demografischen Überalterung der Gesellschaft ein Zuzug von Migranten notwendig ist, um die Bevölkerungszahlen und das Reservoir an jungen Arbeitskräften stabil zu halten.

Arbeitsmigranten sind in den Zielländern besonders oft mit Ausgrenzung und Ablehnung konfrontiert. Die öffentliche Meinung begreift Wirtschaft und Arbeitsmarkt häufig als Nullsummen-Spiel. Im Fall der Arbeitsmigration besteht die Befürchtung, dass Migranten der eigenen Bevölkerung die Arbeitsplätze wegnehmen, die Löhne drücken oder die Sozialsysteme belasten. Migranten werden dann gerade in wirtschaftlich schwächeren Phasen schnell zu Sündenböcken gemacht.

Schwierig ist auch, dass Migranten ihre Interessen selten organisiert vertreten können, gerade die erste Generation bewegt sich meist in den untersten sozialen Schichten. Aber auch in einem Land wie Deutschland, wo viele Menschen in der dritten oder vierten Generation leben, ist eine Chancengleichheit zu Menschen mit nicht-migrantischem Hintergrund noch nicht erreicht.

In anderen Ländern ist die Situation häufig noch wesentlich schlimmer. In den Golfstaaten, wo oft mehr als die Hälfte der Bevölkerung Arbeitsmigranten sind (in Katar sind es sogar 86,5%), werden diesen oft grundlegende Menschenrechte vorenthalten. Amnesty International spricht davon, dass Arbeitsmigranten in Kuwait regelmäßig Ausbeutung und Misshandlung ihrer Arbeitgeber ausgesetzt sind. Sie würden weder in der Gesetzgebung noch in der Praxis angemessenen Schutz genießen.