e-politik.de - Artikel  ( Artikel-Nr: 1582 )


Berlusconis Italien

Italien im Angesicht Berlusconis

Berlusconis Italien - Teil 1

Autor :  André Meral
E-mail: redaktion@e-politik.de

Schleichend wird ein Land umgebaut - Privatinteresse wird Regierungspolitik. André Meral studiert in Florenz und schreibt uns immer wieder, dass er nur noch den Kopf über die Ereignisse schütteln kann. Teil 1 einer Reise durch Berlusconis Italien.


... aus einer Hauptnachrichtensendung...

"Heute sind nicht nur die ersten 100 Tage der Regierung Schröder abgelaufen, auch der Regierungschef selbst feiert heute seinen Geburtstag. Und dazu zunächst mal herzlichen Glückwunsch auch von uns, Herr Bundeskanzler! Wir wissen jedoch nicht, wie alt der Bundeskanzler heute wird, aber haben zu diesem Thema eine interessante Anekdote von ihm selbst gefunden: 'Wenn ich morgens in den Spiegel schaue, dann fühle ich mich immer noch wie der kleine Junge, der ich einst war...'
Und nach 100 Tagen der Regierung Schröder geht es den meisten Deutschen deutlich besser: Die Steuern sind gesenkt, Arbeitsplätze wurden geschaffen - in der Tat geht es der Bevölkerung besser... stellen Sie sich vor, die Steuersätze sind... allen geht es faktisch besser, und das ist das Verdienst dieser Regierung.
Dem Bundeskanzler geht es wunderbar, in jeder Hinsicht. Er widmet den ganzen Tag und den Großteil der Nacht seiner Arbeit, ihm geht es wirklich wunderbar..."

Eigentlich klingt das nicht wie ein Teil aus einer Nachrichtensendung, sondern eher wie eine Pressekonferenz. Doch wenn wir die Namen austauschen und Schröder beispielsweise durch Berlusconi ersetzen und uns das ganze auf italienisch vorstellen, kommen wir der Realität hierzulande ziemlich nahe.
Denn genau so (O-Ton!) laufen die täglichen Nachrichtensendungen auf Rete 4 ab, einem der drei Fernsehsender Berlusconis.

Diese Nachrichtensendungen haben mit seriöser Berichterstattung nur begrenzt zu tun. Sie dienen vielmehr der Darstellung nicht der Regierung, sondern vor allem der Person Silvio Berlusconi. Und dazu ist es gut zu wissen, dass neben Rete 4 auch die beiden anderen Privatsender Canale 5 und Italia 1 zur Berlusconi-Senderkette Mediaset gehören. Und da es unter den sieben landesweit ausgestrahlten Fernsehsendern nur noch die drei staatlichen der RAI und den kleinen privaten Kanal La Sette gibt, dominiert Mediaset den privaten Fernsehmarkt in einer in Europa einzigartigen Weise.

Zu Berlusconis Holding Fininvest gehören ferner die Tageszeitung Il Giornale, einige Verlage wie zum Beispiel Mondadori und Einaudi, eine Internetgesellschaft, eine Immobilienfirma, Finanzdienstleister, der AC Mailand und nicht zuletzt die Werbeagentur Pubblitalia 80, die eine wichtige Rolle bei der Auswahl der Kandidaten für Berlusconis "Partei" Forza Italia spielt.

Nun wäre eine solche wirtschaftliche und mediale Macht für sich genommen schon beunruhigend genug, doch um mit der Einzigartigkeit fortzufahren, ist der Mann, dem dies alles faktisch gehört, nicht nur der reichste Mann des Landes, sondern seit Juni 2002 bereits zum zweiten Mal Premierminister Italiens.

Collage: Copyright liegt bei e-politik.de




Weiterführende Links:
   Initiative 'Democrazia e Legalità': http://www.democrazialegalita.it


© 2003 - e-politik.de - Der Artikel ist ausschließlich zur persönlichen Information bestimmt. Weitergabe an Dritte nur nach schriftlicher Genehmigung.