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e-politik.de - Artikel ( Artikel-Nr: 1976 )
Tagebuch einer Magisterkandidatin - Folge 16
Autor : e-politik.de Gastautor
E-mail: redaktion@e-politik.de
Der Mensch lässt sich leicht beeinflussen. Von der Werbung manchmal leichter als von den Eltern, wie Joyce Mariel erleben muss.
Kauf mich!
Manchmal werde ich zum regelrechten Konsumzombie und das trotz bevorstehenden akademischen Weihen. Nicht, dass ich nicht wüsste, wie Werbung funktioniert, und dass hoch bezahlte Experten das Kaufverhalten der Zielgruppe bis ins kleinste Detail analysiert haben. Klar weiß ich das!Supermodels und Duschreiniger
Und trotzdem renne ich nach einem Werbeblock los und kaufe wie ferngesteuert ein. Dabei bin ich immer in dem Glauben, dass ich genau den nicht klebenden Lipgloss in diesem Farbton unbedingt brauche. Letztes Mal war es sogar noch perfider, denn da hab ich meinen Einkauf gar nicht mehr vor mir selbst gerechtfertigt, was ich wegen meines schwindsüchtigen Girokontos sonst gerne praktiziere. Nein, vielmehr war in meiner Einkaufstüte plötzlich dieses Putzmittel, um Kalkflecken in der Dusche Herr zu werden. Erst mein Freund Thomas machte mich auf die Existenz dieses Putzmittels in meinem Haushalt aufmerksam. Wie er mich so in meiner Dusche putzen sieht, nimmt er das geheimnisvolle Mittelchen in die Hand und meint: "Hey, ist das nicht das mit dem halbnackten Typen aus der Werbung?" Richtig, ertappt, schuldig im Sinne der Anklage: Ich habe mich von einem duschenden männlichen Supermodel unterbewusst in meiner Konsumentscheidung beeinflussen lassen! Zu meiner Verteidigung sei gesagt: Mein Unterbewusstsein hat wenigstens Geschmack.Perfide Beeinflussung
Andere Leute, die mich zur Zeit beeinflussen wollen, gehen etwas weniger perfide vor.Zukunftsplanung?
Etwas weniger Glück hatte ich bei einem Gespräch mit meiner Mutter, wobei Mütter und die Zukunftsplanung ihrer Kinder ohnehin ein Kapitel für sich sind. Nach einem halbstündigen Gespräch bestanden meine Antworten nur noch aus: "Ja, ich werde promovieren.", "Ja, ich lerne noch Französisch.", "Ja, Russisch lerne ich auch noch.", "Jaja, den Friedensnobelpreis krieg ich auch noch irgendwie hin.", "Ja klar, Du wirst zudem noch siebzehnfache Oma." Da ich Einzelkind bin, wird vor allem letzteres etwas schwierig.Auf die Motivation kommt es an
Und welchen Schluss ziehen wir daraus? Es ist alles eine Frage der richtigen Motivation. Hält man einem Esel eine Karotte vor die Schnauze, zieht er eine Karre meilenweit. Präsentiert man mir ein duschendes Supermodel, kaufe ich freiwillig Putzmittel, anstatt meine Dusche mit Ignoranz zu strafen.![]() |