![]() |
![]() |
![]() |
e-politik.de - Artikel
( Artikel-Nr: 2082 )Die Insel Autor : e-politik.de Gastautor Al-Dschasira, der Fernsehsender mit den westlichen Ansprüchen und dem arabischen Blickwinkel, hat die Weltöffentlichkeit verändert. Von Daniel Erk. Wenn der Göttinger Politologe Bassam Tibi vom Ende des Kolonialismus berichtet, erzählt er gerne die Anekdote eines namenlosen Afrikaners, der bei der Einreise in sein Heimatland von kolonialen Grenzern nach Waffen durchsucht wird. Nachdem in seinem Gepäck nur Bücher zu finden sind wird ihm die Einreise gewährt. Doch die Bücher stellen sich als die gefährlicheren Waffen heraus, sind die in ihnen enthaltenen aufgeklärten, westlichen Gedanken doch die Saat für die Auflehnung der Völker Afrikas gegen die Kolonialherren. Tibis Fazit: Die westlichen Kolonialherren wurden mit ihren eigenen Waffen und Werten geschlagen. Ein Schuhkarton macht Ärger Live aus Bagdad und Kabul Das arabishe CNN? Westlicher als der Westen
E-mail: redaktion@e-politik.de
Ganz ähnlich verhält es sich im Fall des arabischen Fernsehsenders Al-Dschasira.
Scheich Al-Thani , der sein Land 1995 nach einem unblutigen Putsch gegen seinen Vater auf einen vorsichtigen Reformkurs brachte, war der Auffassung, dass zu einem reformierten arabischen Staat auch ein freier Fernsehsender gehöre. Er gab dem jungen Fernsehsender neben Finanzmitteln auch jegliche inhaltlichen Freiheiten indem er von Kontrolle und Zensur absah.
Welches sprichwörtliche Aufsehen, welchen Ärger und welche Bedeutung Al-Dschasira erlangen sollte, war nicht abzusehen. Aus einem kleinen schlichten Gebäude in Katar, das der ägyptische Ministerpräsident Mubarak mal als "Ärger erregenden Schuhkarton" bezeichnete, sendete der Kanal Nachrichten, zunächst 6 Stunden am Tag.
Aber nicht nur redaktionell profitierte der Sender von den interkulturellen Konflikten. Da kaum ein westlicher Fernsehsender ohne die Bilder Al-Dschasiras auskommt, zahlt Scheich Al-Thani mittlerweile keinen Cent mehr. Durch den Verkauf von Bildern aus Kriegsgebieten, etwa eben aus Bagdad oder Afghanistan, aber besonders durch die Videobotschaften Bin Ladens, finanziert sich das Programm.
Dies hat Al-Dschasira im Westen den Ruf als "Sprachrohr" des Terroristenführers eingebracht. Von der Wirklichkeit ist dies ebenso weit entfernt wie die Vorwürfe aus arabischen und moslemischen Reihen, Al-Dschasira sei von der CIA unterwandert. Die enorme Reichweite des Senders und seine Ausnahmestellung im arabischen Raum machen ihn so attraktiv für versuchte Einflussnahme von allen Seiten.
Da auch radikalere Meinungen nicht von vornherein ausgesondert werden, sind die Debatten des öfteren heftig. Schimpfende Anrufer, laut brüllende Diskussionsteilnehmer und abgebrochene Sendungen gehören zum Alltag.
Weiterführende Links:
Informationen zum Emirat Katar: http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html?type_id=2&land_id=78
![]() |