e-politik.de - Artikel  ( Artikel-Nr: 940 )


Europas Sicherheit

Die Tireless

Unruhe auf dem Affenfelsen

Autor :  Jan Thiele
E-mail: redaktion@e-politik.de

Die Frist läuft. Noch bis zum 19.Mai ist Zeit. Dann muss das havarierte britische Atom-U-Boot "Tireless" gemäß einem Geheimabkommen zwischen Großbritannien und Spanien den Hafen von Gibraltar verlassen haben. Jan Thiele über einen unliebsamen Hafenbesuch.


Sollte es nicht gelingen die "Tireless" bis zum 19.Mai zu reparieren, soll sie nach Großbritannien abgeschleppt werden. In Spanien und Gibraltar wird dies als Eingeständnis der Briten gesehen, dass sie selber nicht wissen, ob sie den Schaden am Atomreaktor reparieren können.

Warum kein NATO-Hafen?

Seit dem 19.Mai vergangenen Jahres liegt die "Tireless" nun schon mit einer Beschädigung im Hafen von Gibraltar. Angeblich handelt es sich nur um ein harmloses Leck im Kühlsystem des Atomantriebes. Doch eine genauere Auskunft über das Ausmaß der Beschädigung ist von der britischen Regierung nicht zu erhalten.
Und so vermuten lokale Bürgerinitiativen und die Umweltschutzorganisation "Greenpeace" schwerwiegende Schäden am Atomreaktor. Auf eine ernstere Beschädigung deutet auch die Tatsache hin, dass die britische Marine nach dem Vorfall die komplette Flotte ihrer Atom-U-Boote zu Überprüfungen zurückbeordert hat. Fakt ist, dass die "Tireless "schon am 12. Mai 2000 vor der sizilianischen Küste havarierte.
Doch statt eine nahegelegene NATO-Basis anzulaufen, fuhr sie bis nach Gibraltar weiter. Richtig ist auch, dass der Hafen von Gibraltar nicht für eine komplizierte Reparatur ausgelegt ist. Umso verdächtiger erscheint vielen Bürgerinitiativen die mangelnde Informationspolitik der Briten.

Zehntausende demonstrieren gegen "Tireless"

Gegen eine Reparatur der "Tireless" im Hafen von Gibraltar und für einen sofortigen Abzug des Atom-U-Bootes protestierten am 21.Januar diesen Jahres etwa 50 000 Demonstranten im südspanischen Algeciras. Sie befürchten den Austritt von radioaktiven Material und eine Verstrahlung der Region. Zu den Protesten hatte neben Greenpeace eine breite Koalition aus Gewerkschaften, Bürgerinitiativen, Sozialisten und Kommunisten aufgerufen.
Mittlerweile hat sich auch der europäische Bürgerbeauftragte Jacob Söderman in die Angelegenheit eingeschaltet. Er forderte die EU-Kommission auf, Ermittlungen über mögliche Gesundheitsrisiken durch die Tireless aufzunehmen.

Belastung für das britisch-spanische Verhältniss

Offiziell verkündet die spanische Regierung derweil unisono mit London, dass die Reparaturen ungefährlich seien und keine Gefahr für die Bevölkerung darstellten. Aber hinter den Kulissen hat sich das Verhältnis zwischen den beiden Staaten erheblich verschlechtert.
Bis vor kurzer Zeit hatten sich der spanische Regierungschef Jose Maria Aznar und sein britischer Kollege Tony Blair noch prächtig verstanden. So veröffentlichten die beiden etwa ihre europapolitischen Vorstellungen in einem gemeinsamen Papier. Diese politische Freundschaft wird nun ausgerechnet vom alten Zankapfel Gibraltar überschattet.
Spanien fordert die britische Kolonie schon zurück, seit sie 1702 von England erobert wurde. Ebenso lange beharrt Großbritannien indes hartnäckig auf dem winzigen "Affenfelsen" an der Südspitze von Spanien. Und fragt man die Bewohner von Gibraltar selbst, so wollen diese mehrheitlich ein souveränes Gibraltar. Fraglich bleibt, ob diese Befindlichkeiten durch den aktuellen atomaren Beigeschmack leichter verschwinden. Wohl eher nicht.

Foto: Copyright liegt bei http://www.royal-navy.mod.uk





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