e-politik.de - Artikel  ( Artikel-Nr: 1515 )


Medien und Medienpolitik

Die Überschrift in der FAZ

Ein überzeugter Europäer aus Pragmatismus

Autor :  Roman Maruhn
E-mail: rmaruhn@e-politik.de

Wird die alte Dame jetzt dement? Einen Eklat leistete sich die FAZ im Zusammenhang mit dem Rücktritt des italienischen Außenministers Ruggiero. Roman Maruhn mit einer Polemik gegen Heinz-Joachim Fischer.


Es reicht, es reicht und zwar endgültig. Dieses Mal ist Heinz-Joachim Fischer nicht nur zu weit gegangen, sondern er verlässt den Weg des Journalismus, ja, er scheint sich regelrecht verirrt zu haben. Wer ist aber der Mann, der es schafft, der Grande Dame des deutschen Journalismus, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, den Anstrich eines Freak-Magazins zu geben?

Italienhasser, Betonkopf oder ganz einfach Staatsfeind Nummer Eins?

Heinz-Joachim Fischer ist der Italien-Korrespondent der FAZ in Rom. Wer seine Artikel verfolgt, muss denken, er fühle sich unwohl an seinem Einsatzort. Vielleicht zieht es ihn ja mehr nach Oslo oder Stockholm oder auch nach Sydney. Irgendwo anders jedenfalls muss er wohl besser aufgehoben sein als in der italienischen Hauptstadt. Wir sind in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre: Der engagierte Ministerpräsident Romano Prodi, heute Präsident der Europäischen Kommission, kämpft darum, Italien zu modernisieren, das Land in Europa zu halten und den Abstand zu den anderen großen drei europäischen Nationen zu verringen. Ein Kraftakt, der die Politik unbeliebt macht und der Bevölkerung große Opfer abverlangt. Was tut Fischer? Er spricht sich gegen Italiens Beitritt zum Euro aus. Er versucht darüber hinaus mit allen Mitteln der Beeinflussung die Öffentlichkeit gegen den Wegfall der Grenzkontrollen zu Italien - die Anwendung der Schengener Abkommen - zu bewegen.

In einem Überblicksdossier der FAZ zu den Außenpolitiken der großen europäischen Staaten versteigt sich Fischer später zur Äußerung, der Höhepunkt der italienischen Diplomatie liege bereits zweitausend Jahre zurück und sei demnach im Römischen Reich zu verorten. Lustig ist das nicht mehr. Aus Perspektive der FAZ ist es klare Arbeitsverweigerung, aus der Sicht der Leser Desinformation. Was die Sichtweise Fischers betrifft, so lassen sich seine Absichten einfach nicht mehr nachvollziehen. Dementsprechend leidet auch der Ruf des Korrespondenten. Irgendwo zwischen sonderartig und bösartig siedeln ihn Beobachter an.

Und jetzt liebt er Berlusconi!

Jüngstes Beispiel seiner entweder verdrehten Sichtweise oder Inkompetenz ist die Einordnung des Rücktritts des Außenministers Renato Ruggiero und die Übernahme des Amtes durch Ministerpräsident Berlusconi. Dieser hat es nach bereits sechs Monaten im Amt auf eine beachtliche Sündenliste antieuropäischen Verhaltens gebracht. Dennoch titelt Fischer überraschenderweise "Ein überzeugter Europäer aus Pragmatismus - Vor einem Außenminister Berlusconi muß man keine Angst haben."

Nicht nur, dass der Artikel absolut nicht notwendig ist, da ein neu ernannter Außenminister, der bereits Regierungschef ist, nicht noch durch eine Personalie vorgestellt werden muss, sondern er ignoriert die Vorgeschichte der bisherigen Amtszeit komplett. Die Begründung für Fischers Erkenntnis lautet: "Denn je schneller der italienische Ministerpräsident die europäischen Realitäten und Spielregeln lernt, desto besser für Italien und für ihn. Silvio Berlusconi wird vermutlich nicht ‚pflegeleicht' auftreten." Ein katastrophaler Schluss. Seit Amtsantritt wird Berlusconi in seiner Europafeindlichkeit immer extremer und offener. Mit der indirekten Aufforderung Ruggieros zum Rücktritt hat sie ihren Höhepunkt gefunden. Ohne die Deckung durch den ehemaligen Außenminister, ist die Regierung nun national wie international zum Abschuss freigegeben.

Imageschaden für die FAZ

Warum Fischer immer noch auf seine eigentümliche, der politischen Wirklichkeit nahezu 180 Grad entgegengesetzten Art berichten darf, liegt wohl an den heiligen Regeln der FAZ für Auslandskorrespondenten: Sie können nahezu nicht abberufen werden und ihre Arbeitszeit bis zum Ruhestand an ihrem Einsatzort verbringen. Ein verkrustetes System, das sich in diesem Fall gerächt hat. Der qualitativ besten Zeitung Deutschlands ist ein bleibender Schaden entstanden.




Weiterführende Links:
   Die Webseite der FAZ: http://www.faz.net/


© 2003 - e-politik.de - Der Artikel ist ausschließlich zur persönlichen Information bestimmt. Weitergabe an Dritte nur nach schriftlicher Genehmigung.