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e-politik.de - Artikel
( Artikel-Nr: 1186 )PUBLIC ENEMY - die Rückkehr der Black Panther Autor : e-politik.de Gastautor Wie es dazu kam, dass der Schwarze Mann auszog um dem Weißen Mann das Fürchten zu lehren...ODER: The Black Panther strikes back! Tina Groh fasst zusammen. Mit der Premiere des jüngsten deutschen Dokumentarfilms am 7. Juni 2001 über den Public Enemy (Staatsfeind) der 60er Jahre in den USA, wagt sich der deutscher Filmemacher Jens Meurer an ein heikles und nach wie vor aktuelles Thema: Rassismus in den USA im Spiegel ehemaliger Black Panther Leader.
E-mail: redaktion@e-politik.de
Vier Menschen stehen im Vordergrund der Geschichte. Vier Menschen mit äußerst unterschiedlichen Existenzen. Und doch teilen sie miteinander die bedeutendste Episode ihres Lebens als Gründungsmitglieder und Führer der letzten und gleichzeitig militantesten schwarzen Protestbewegung in der Geschichte der USA.
Die Intention des Filmes besteht -so möchte man vielleicht meinen - jedoch nicht aus einer kompletten Aufrollung des Phänomens Black Panther und der Darstellung vergangener Zeiten des gemeinsamen Kampfes gegen die sogenannte "Pig-Power-Structure" (Bullen-Macht-Sruktur). Vielmehr werden dem Betrachter die Informationen in einzelnen Häppchen zwischen dem roten Biographie-lastigen Faden präsentiert.
Im Fokus stehen Bobby Seale, Jamal Joseph, Kathleen Cleaver und Nile Rodgers in ihrer heutigen Lebenssituation und der persönliche Umgang mit ihrer "revolutionären Vergangenheit". Und der besteht aus Erinnerungen, Erzählungen und Analysen. Immer wieder unterbrechen beeindruckende schwarz-weiß-Originalaufnahmen die Berichte der vier Protagonisten. Rückblickartig stellen sie dem Zuschauer ihr persönliches Curriculum Vitae unter besonderer Betrachtung einzelner Etappen des jeweiligen Werdegangs vor: die anfängliche Realisierungphase, dass die schwarze Bevölkerung vor der Brutalität der weißen Polizeiübermacht geschützt werden musste. Die notwendige Erkenntnis, dass eine militante "Black Panther Party for Selfdefence" zu gründen war. Der Weg jedes einzelnen in die Bewegung. Die Gefahr aber auch die Genugtuung ein Black Panther zu sein. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und was sie daraus gemacht haben. Und nicht zuletzt dem Symbol des schwarzen Panthers - Kraft, Schnelligkeit, Intelligenz, Mut - gerecht zu werden.
Positive Bilanz oder was aus der Revolution geworden ist.
Bitterkeit tritt in Jamal Josephs Gesicht, als er den Tod vieler Black-Panther Mitglieder in Frage stellt. Hat ihre Hingabe die Situation der Schwarzen in USA in irgendeiner Weise verbessert? Ist die amerikanische Wirklichkeit eine Gerechtere geworden? Weder Seale noch Joseph können eine positive Bilanz ziehen. Im Gegenteil: die Schwarzen der 60er Jahre hatten die Hoffnung auf Verbesserung. Sie kämpften für ihre Rechte voller Zuversicht auf ein positives Resultat und waren sogar bereit ihre Leben zu lassen, nur um am Grundstein für eine gerechtere Gesellschaft mitwirken zu können. Immerhin waren 126 Black Panther Aktivisten beim Kampf gegen weiße Unterdrückung in den Tod gegangen. Heute hingegen, so Seale, findet man nur Resignation in den "Black Neighborhoods". Engagement verpufft im Konsum. Es gibt keinen Zusammenhalt, keine Black Power, die als Basis für weitere Kampfansagen gegen bestehende Ungerechtigkeiten gebündelt werden könnten.
Vergeblich alle Müh'?
War die Black Panther Party also umsonst? Nein, sie war es nicht. Sie war Kanal und Output einer unterdrückten Masse schwarzer Einwohner, die keinen Ausweg mehr sahen, als sich auf die Strasse zu stellen. Die Bildung einer eigenen Infrastruktur und Armada zum Schutz von Leib und Leben entsprach der Devise Hilfe durch Selbsthilfe als Basis für das Überleben auf Amerikas Strassen. Und trotzdem kommen Bobby Seale und Jamal Joseph nicht umhin, dass sich bei ihnen ein Gefühl des Versagens und der Eigenverantwortlichkeit für den Status Quo in Sachen Gleichberechtigung einschleicht: doch das, so Joseph, sei die Bürde der Panther, die den Krieg überlebt haben...
Black Power im Blickpunkt eines Deutschen
Warum ein deutscher Regisseur für ein so amerikanisches Thema? Jens Meurer ist überzeugt, dass gerade der soziale und historische Abstand eines Europäers zu einem weniger gefärbten Ergebnis kommt. Die Position eines neugierig fragenden Kindes erlaubt dem Regisseur eher, eine objektive Darstellung zu garantieren, ohne sich von Eigenverantwortlichkeit und eventuellen Schuldkomplexen allzu behindert zu fühlen.
Bleibt nur noch zu fragen, inwieweit man bei einem so polarisierenden Thema wie Rassismus objektiv bleiben kann. Lässt man allerdings fern jeder postmodernen Kriterien Subjektivität als Charakteristikum jeder erzählten Geschichte beiseite, kann man Jens Meurer guten Gewissens zu seinem Werk gratulieren: die Geschichte der Black Panther - eine Fallstudie in Auszügen. Durchaus empfehlenswert.
"PUBLIC ENEMY" (Deutschland 2001)
seit dem 24. Mai 2001 in den deutschen Kinos
Buch und Regie: Jens Meurer
Produktion: Archipel 33, Avek, u.a.
Schnitt: Anne Weil
Kamera: Torsten Lippstock
Ton: Orinne JT Takagi
Musik: Nile Rogers
Länge: 88 min
Verleih: Real Fiction Filmverleih
Foto: Copyright liegt bei www.bobbyseale.com/phototour/8.htm.
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