e-politik.de - Artikel  ( Artikel-Nr: 1890 )


Die SPD

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Alle Jahre wieder - von Lassalle bis Schröder

Autor :  Bert Große
E-mail: redaktion@e-politik.de

Die kleine Geschichte der SPD erscheint im neuen Gewand. Bert Große hat geblättert.


Die neue, mittlerweile achte Auflage der SPD-Chronik liegt pünktlich zur Bundestagswahl vor. Ihre Autoren, Heinrich Potthoff und Susanne Miller, die beide über Jahrzehnte zu den führenden Wissenschaftlern in der Historischen Kommission der SPD gehörten, erzählen die Geschichte der größten deutschen Partei von den Anfängen der Sozialdemokratie bis in die Gegenwart. Eine Fortschreibung der Chronik war nach fast zehn Jahren nötig, da die letzte Ausgabe mit dem Ende der sozial-liberalen Koalition schloss. Die Ereignisse der Zwischenzeit, sechzehn Jahre Opposition, die deutsche Wiedervereinigung, der Richtungsstreit der 90iger Jahre und natürlich der Gewinn der Bundestagswahl im September 1998 prägten und prägen die Geschichte der deutschen Sozialdemokratie nachhaltig.

Von Eisenach nach Bonn

Gewohnt fundiert und gut lesbar geschrieben präsentieren sich die ersten beiden Teile des Bandes. Potthoff zeichnet die ersten einhundert Jahre sozialdemokratischer Ideen von der Einigung der Eisenacher und den "Lassalleanern" über die Weimarer Republik, die beiden Weltkriege bis zum Wiederaufbau der Parteistrukturen nach 1945 nach. Susanne Miller beschreibt die "linke Volkspartei" in der Bonner Republik, vom organisatorischen Neubeginn im Büro "Dr. Schumacher", der Oppositionsrolle unter Adenauer, bis zu den Bundeskanzlern Brandt und Schmidt. Inhaltlich streift sie dabei Eckpfeiler im Selbstverständnis der Bundesrepublik wie das Grundgesetz, die Parteireform und das Godesberger Programm, die Ostpolitik oder den Deutschen Herbst.

Auf dem langen Weg in die Berliner Republik

Der dritte Teil "Partei im Wandel, Stagnation - Kurssuche - Regierungsverantwortung" fällt im Vergleich leider deutlich ab. Beschreibt Potthoff die Oppositionsjahre unter Helmut Kohl, ihre Personalien, Themensuche und Konflikte noch mit einer kritischen Distanz, so fällt diese leider bei der Darstellung der Regierungszeit Gerhard Schröders deutlich zurück. Die wohlmeinende Haltung gegenüber der Regierung und die Erleichterung, nach 16 Jahren, nicht mehr die harten Oppositionsbänke drücken zu müssen, schimmert deutlich durch. Außerdem schleichen sich erste Fehler ein. So zogen bei der Landtagswahl 1998 nicht die Republikaner, sondern die DVU in den Magdeburger Landtag ein. Der Teil wirkt wie mit heißer Nadel gestrickt.

Die Bewertung fällt insofern zwiespältig aus. Die historischen Abschnitte überzeugen ebenso wie die umfangreiche Dokumentensammlung und die detaillierte Literaturübersicht im Anhang. Etwas mehr kritische Distanz zur eigenen Partei, besonders im letzten Abschnitt, hätte dem Band sicherlich gut getan. Interessierten sei an dieser Stelle das Buch von Franz Walter zum Vergleich empfohlen. Ob die Neuauflage der "Kleinen Geschichte der SPD" einen Platz jenseits der Bücherschränke der Genossen schaffen wird, mag daher bezweifelt werden.

Potthoff, Heinrich; Miller, Susanne: "Kleine Geschichte der SPD. 1848-2002."
8. akt. Auflage
Dietz Verlag, Bonn, 2002, 592 Seiten
Euro 15,90
ISBN 3-8012-0320-4





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