e-politik.de - Artikel  ( Artikel-Nr: 551 )


Niccoló Machiavelli

Machiavelli - Die Determinanten politischen Handelns

Autor :  Politisches Studium
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Die politische Anthropologie Machiavellis stützt sich auf 4 Schlüsselbegriffe, die den Menschen und den Politiker auszeichnen können.


Korrekte Definition von "Determinante" (die; lat):
1. Teilchen, das die Entwicklung eines Eies oder Embryos bestimmt (Determination);
2. Rechenhilfsmittel, als quadratisches Schema aus den Koeffizienten von linearen Gleichungen gebildet; wichtig z. Bsp. für die analytische Geometrie und die Auflösung von Gleichungen.
 

Die Determinanten politischen Handelns bei Machiavelli sind:


A.Fortuna

Ein Geschichtsfaktor, der weder brauchbare Kausalität noch erkennbare Finalität aufzuweisen vermag. F. ist verantwortlich für alles, was entgegen allen rationalen Kalkulationen und Erwartungen eintritt.

F. entwickelt sich zu einer Schicksals-"Macht", die den Menschen schnell steigen, aber auch schnell wieder sinken läßt. F. ist aber nur zur Hälfte bestimmend über eigene Taten, die andere Hälfte läßt sich selbst bestimmen. F.= alles, was noch nicht endgültig absehbar und kalkulierbar ist; F.= politische Variable. Geschick und Weitsicht des Handelnden entscheidet über Einfluß der F. auf den Ausgang der pol. Entwicklung. 50:50-Relation (s.o.) nicht starr, sondern Durchschnitt.

Aufgabe der Politik: Dämme gegen den Einfluß der fortuna zu bauen.


Aber: Auch die nicht beherrschte F. bietet Chancen (sich den Launen der F. zu entziehen), die ausgenutzt werden müssen. Diese Chance des politischen Erfolgs nennt Machiavelli "occasione".

Umkehrschluß: Es ist schwierig den politischen Erfordernissen gemäß zu handeln.
 

B. Virtu

Def.: Ist all das, was beim Einzelnen und beim Volk vorhanden sein muß, um Selbsterhaltung des politischen Gemeinwesens zu erreichen. Machiavelli übersetzt virtu als Vortrefflichkeit.

Was v. im Einzelfall ist, ist eine Frage der Situation, in der sich der Saat jeweils befindet:


Für pol. Gemeinschaften ist es um so besser, je mehr virtu und je weniger fortuna an der Entstehung (des Staates) teil hatten.

Fazit: virtu ist Teil der pol. Vernunft, der in die unvernünftige Natur des Menschen, das pol. Vernünftige zur Geltung bringt. Der pol. Handelnde muß zur virtu erziehen und sich dabei aller Mittel, insbesondere der Religion bedienen.

[Gegenpol zur Virt = ozio = das kontemplative Leben; Rückzug aus Politik, Müßiggang.
Durch diesen ozio wird der Triumph der fortuna vorbereitet.
These: Tapferkeit (virtu) führt zu ® Ruhe (quite) ® Müßiggang (ozio) ® Unordnung (disordine) ® Verfall (rovina).]

Der Staat ist nur dann von virtu beseelt, wenn eine bedeutende Zahl von Bürgern an der Regierung beteiligt ist.
Feudale Adelige sind die größte Bedrohung für die pol. Ordnung (aufgrund ihres Müßiggangs) + Edelleute (rearistokratisierte Bürger).
Machiavelli setze bei Wiederherstellung der virtu in Florenz auf die breiten Schichten der Bevölkerung. Nur dann herrscht innere Stabilität, aber keine äußere Expansion mehr.
 

Republikanische Ausformung der virtu im Staat:

Eine solche Republik sei Monarchie und Aristokratie weit überlegen. Voraussetzung: Bürger müssen (durch Erziehung ) an der virtu teilhaben können.
 

C. Die Grundformel pol. Erfolgs bei Machiavelli:

Die 3 wesentlichen Faktoren der Geschichte (virtu + fortuna + necessita) müssen in einem bestimmten Verhältnis zu einander stehen: virtu muß fortuna so übertreffen, daß sie gegen necessita der historischen Entwicklung (ewiges Auf und Ab der Staaten) die staatliche Selbsterhaltung behaupten kann.
 

D. Die necessita in der Geschichte:

Def.: Innerer Zusammenhang der Geschichte.
Nur der, der die innere Gesetzmäßigkeit geschichtlicher Abläufe durchschaut hat, ist in der Lage, seine eigenen Zwecke in der Geschichte geltend zu machen.
Machiavellis Programm: Beherrschbarkeit der Geschichte durch Erkenntnis ihrer Gesetzmäßigkeiten

Fazit: Politik als Kunst zu verstehen, die gelehrt werden muß.

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