A. Prämissen Platons
Erkenntnistheorie und Menschenbild, zusammengefaßt in der Ontologie (die Lehre des Seienden) und "Seelenlehre"
- 1. Ontologie (Bsp.: Höhlengleichnis):
- Zwei-Welten-Lehre: Wissen ist nur auf unwandelbares, zeitloses Sein beziehbar. Die Realität ist aber der Wandlung der Zeit unterworfen (Konkrete Welt/ Bild < Ideenwelt/ Original)
- Ideenwelt: Grundidee ist die Idee des Guten (Wahren, Schönen). Wer das Wesen der Dinge erkennt, erkennt die Idee und damit die Wahrheit.
Wie kommt der Mensch zum Wissen, wenn Ideenwelt und Realität getrennte Welten sind?
- 2. Seelenlehre
- Unsterbliche Seele ist Teil der Ideenwelt. Damit ist Erkenntnis möglich, da man sich wieder an die Ideenwelt erinnern kann.
- Nach der Erkenntnis der Ideen: Begriffsbildung, Begriffe sind unwandelbar und ewig.
- Die Begriffe geben das wirkliche Wissen wieder
- Sie können nur richtig verwendet werden, wenn man ihre wirkliche Bedeutung begriffen hat.
B. Das System der vier Grundtugenden (Kardinaltugenden)
Grundtugenden: Weisheit, Tapferkeit, Besonnenheit, Gerechtigkeit
- 1. Weisheit
Weisheit entspricht der Wohlberatenheit
Erkenntnis des Verstehens, Entscheidens, Befehlens
Erkenntnis darüber liegt bei den 'vollkommenen Hütern', der kleinsten aller Gruppen im Staat: die Philosophen
- 2. Tapferkeit
Bewahrung und beständige Aufrechterhaltung der richtigen und gesetzlichen Vorstellungen, was gut und was böse ist.
Tapferkeit hat mit Bedrohung zu tun. Bedrohend ist sowohl das Äußerliche als auch das, was die Seele der Menschen unter Druck setzt.
Tapferkeit besteht in der richtigen Meinung darüber, was bedrohend ist und was nicht. Die Erziehung bringt die Erkenntnis, das wahrhaft Bedrohende zu definieren.
Diese Meinung muß in allen Situationen festgehalten werden: richtige Meinung über das wahrhaft Bedrohende muß tief in die Seele der Wächter eindringen
Tapferkeit liegt vor allem bei den Wächtern
- 3. Besonnenheit
Besonnenheit ist der Anstand und die Mäßigung gewisser Lüste und Begierden
Es ist auch die Einmütigkeit, d.h. Übereinstimmung des von Natur aus Besseren mit dem Schlechteren, wer von beiden herrschen soll: die richtige Relation zwischen Herrschenden und Beherrschten
Besonnenehit betrifft alle Stände
4. Gerechtigkeit
- Den anderen Tugenden übergeordnet
- Grundlage des Staates
- Der gerechte Staat entspricht dem gerechten Menschen (siehe anderes Skript)
Zwei Standestugenden: Weisheit für den ersten Stand, Tapferkeit für den zweiten Stand
Zwei Tugenden, die alle Stände betreffen: Besonnenheit, Gerechtigkeit
C. Die drei Seelenteile des Menschen
Seelenteile: Vernunft, Begierde, Mut
- Grund für die Existenz dreier Seelenteile ist das Nichtwiderspruchsprinzip: "Denn es kann ja nicht dasselbe durch sein Selbes in Bezug auf dasselbe zugleich Entgegengesetzes tun" (Politea: IV. Buch, 439b-d)
- Mut wird von Glaukon der Begierde zugeordnet, von Sokrates der Vernunft: Nicht richtig zuzuordnen, daher wird er als dritter Seelenteil verstanden.
- Der Mensch ist gerecht, wenn jeder dieser Seelenteile seine Aufgabe verrichtet (Politea, IV. Buch, 441ff).
Gerechtigkeit ist die Kraft, die die Einzelnen und die Staaten gerecht macht und ihnen damit die Einheit der Harmonie verleiht.
Das Bild der Stadt als Schattenbild der Gerechtigkeit der Seele.
- Zuordnung der Tugenden zu den Seelenteilen:
1. Vernunft: Weisheit
2. Mut: Tapferkeit
3. Begierde: Besonnenheit
Gleichnisse und Mythen
Mythos vom Ring des Gyges (II. Buch, 359b-360d)
Phönizische Erzählung (III. Buch, 414b-415d)
Gleichnis vom Steuermann (VI. Buch, 488a-489d)
Liniengleichnis (VI. Buch, 509d-511e)
Sonnengleichnis (VI. Buch, 507d-509b)
Höhlengleichnis (VII. Buch, 514a-521b)
Mythos der Musen (VIII. Buch, 545d-547c)
Schlußmythos
A. Mthos vom Ring des Gyges
- Jeder würde sich ohne eine drohende Strafe der Ungerechtigkeit hingeben
- Gesetze sind nur aufgeklärter Egoismus von Vertragspartnern, die in Wirklichkeit dem Ungerechten zuneigen.
B. Phönizische Erzählung
- "Lüge": Die gold-silber-ehern/eisern beschaffenen Menschen seien von Mutter Erde so vorherbestimmt. Das Bildungs- und Erziehungswerk hätten sie nur wie im Traum erfahren.
- Mythos der Bruderschaft aller Bürger wird zum - vom Gesetzgeber bewußt geschaffenen - Minimalkredo.
C. Gleichnis vom Steuermann
- Verdeutlichung der pragmatischen Unmöglichkeit der Philosophenherrschaft in einer Gesellschaft, die ihrer dringend bedarf und nicht erlöst werden kann.
- Wenn nicht die Philosophen zu Königen werden, müßen die Könige zu Philosophen werden.
D. Sonnengleichnis
(zur Verdeutlichung der Idee des Guten)
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Welt des Sichtbaren: |
Welt des Erkennbaren: |
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Sonne |
Idee des Guten |
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Licht |
Wahrheit |
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Objekt des Sehens: |
Dinge/ Farben |
Ideen |
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Organ des Sehens: |
Auge |
Verstand |
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Fähigkeit: |
Sehkraft |
Denkkraft |
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Tätigkeit: |
Sehen |
Erkennen |
E. Liniengleichnis
- Vermuten Glauben Nachdenken Erkennen/ Einsicht
F. Höhlengleichnis
- Die Wahrheit in der Seele des Philosophen entsteht aus der Liebe zum Guten
- Philosophen müssen nach der Schau des Guten gezwungen werden, wieder in die Höhle zu gehen, den der Staat hat sie ernährt und ausgebildet.
- Sie werden es tun, da man gerechte Befehle an Gerechte gibt.
G. Mythos der Musen
- Untergang der Polis vorherbestimmt aufgrund der Vergänglichkeit menschlich Geschaffenens.
- Wächter bilden nicht mehr richtig aus erz/ eisen-Geschlecht erwirbt Privateigentum, gold/ silber-Geschlecht drängt zu Tugend und alter Ordnung Kompromiß Untergang
- Volk ist nicht mehr in Freiheit untergeben, sondern mit Hilfe z.B. der Kriegskunst.
Ergänzendes Kurz-Skript:
Die Philosophenherrschaft
A. In welchem Kontext wird die "Philosophenherrschaft" eingeführt?
Bei den Untersuchungen zum Staat:
1. Entwurf der Polis
2. Wie läßt sie sich umsetzen? Was muß erfüllt werden, damit diese Polis entsteht?
Antwort von Sokrates: "Dazu müßten die Philosophen Könige sein, oder die Könige zu Philosophen werden"
B. Wie wird die "Philosophenherrschaft" begründet?
Entscheidend ist nicht unbedingt die Herrschaft der Philosophen, sondern die der Erkenntnis.
Diese kann nur durch den Aufstieg in der Bildung erreicht werden.
Höhlengleichnis: Nur die Philosophen können die Idee vom Guten schauen, die sie dann auf sich und den Staat übertragen können.
- Philosophen werden nur die Tugendhaftesten und die mit den besten Anlagen. Diesen wird dann die nötige Bildung/ Erziehung erteilt.
Außerdem wollen die Philosophen gar nicht herrschen, sie tun es nur der Gerechtigkeit zuliebe. Nach dem Aufstieg aus der Höhle haben sie das Bedürfnis, die Ordnung der Idee im Staat nachzubilden.
Dieses studentische Skript erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist keine Garantie zum Bestehen irgendwelcher Prüfungen. e-politik.de ist bemüht, die Skripten ständig zu aktualisieren und inhaltlich zu bearbeiten.
Bildbearbeitung: Claudia Kober