e-politik.de - Artikel
( Artikel-Nr: 1965 )
Tagebuch einer Magisterkandidatin Folge 13 Autor : e-politik.de Gastautor Alles verändert sich. Das muss Joyce Mariel in den verschiedensten Situationen bemerken. Seit geraumer Zeit schlage ich mich mit den philosophischen Konzepten eines Herrn Machiavelli herum. Ein zentraler Punkt seiner Thesen ist die Frage nach Konstanz und Veränderung. Vielleicht habe ich mich etwas zu intensiv mit ihm beschäftigt, denn überall wo ich jetzt hingehe, bemerke ich, wie tiefgreifende Wechsel geschehen, die mir vorher noch nie aufgefallen waren.
Im Teeladen Der "Kuschel" in mir" Sprachschwierigkeiten Das Ende in Sicht
E-mail: redaktion@e-politik.de
Wenn meine Gäste nach einer Tasse Tee fragen, bin ich verloren. Vor allem, wenn man mich dann auch noch entscheiden lässt, welchen Tee ich kochen soll. Absolut unmöglich. Vielleicht sollte ich den Inhaber des Teeladens fragen, ob ich mich nicht für die Vorbereitung meiner Abschlussprüfungen in eine Ecke seines Geschäfts setzen könnte. Denn allein von der Teemenge her, die momentan in meiner Wohnung lagert, würde es fast keinen Unterschied mehr machen, ob ich jetzt zu Hause oder in besagtem Laden lerne. Doch zurück zum Thema.
Wow, ich wusste nicht, dass ich einen inneren Kuschel habe. Wie der wohl aussieht? Sicher so ähnlich wie eine Kreuzung aus Charmin-Bär und Krümelmonster. Ich muss wirklich in Zukunft mehr auf meinen inneren Kuschel achten und mich nicht nur mit der Überwindung meines inneren Schweinehunds beschäftigen. Ich entschloss mich trotzdem, gerade diesen Tee nicht zur Kasse zu tragen. Stattdessen kaufte ich zwei andere Tees, die einen angenehmen Nebeneffekt haben. Ich habe nämlich bei meinen Nachtlern-Sitzungen gleich noch nette Gesprächspartner bei mir. Vor allem Tante Tilda (Hibiskusblüten, Lemongras, Pfefferminze und Orangenschalen) ist eine kompetente Person. Ihr Vetter Karl-Heinz (Schwarzer Tee mit Anis, Fenchel, Nelken, Orangen- und Zitronenschalen) hingegen ist eher schweigsam. Das ist vielleicht ganz gut so, denn wie es scheint, leidet unter dem beständig steigenden Lernpensum meine Sprachfähigkeit beträchtlich. Und das geht allen anderen Prüfungskandidaten aus meinem Bekanntenkreis genauso.
Aber auch andere Veränderungen kann man in einer so wichtigen Zeit bemerken. Denn jetzt, wo ich dabei bin, mein Studium zu beenden, hört man von allen Seiten einen ganz bestimmten Satz, der immer mit den Worten "Jetzt, wo Du bald fertig wirst, solltest Du langsam …" beginnt. Und dabei fühlt man sich alt. Vielleicht älter, als ich mit meinen zarten 24 Jahren eigentlich bin.