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e-politik.de - Artikel
( Artikel-Nr: 2243 )Sidney Blumenthal: The Clinton Wars Autor : Michael Kolkmann Der amerikanische Journalist und Autor Sidney Blumenthal hat ein Buch über seine Erfahrungen als Berater für US-Präsident Bill Clinton geschrieben. Von Michael Kolkmann. Die acht Regierungsjahre Bill Clintons scheinen bereits lange zurück zu liegen. Zuviel ist in der Zwischenzeit geschehen: Politischer Werdegang Blumenthal hat seine politische Autobiografie geschrieben. Ausführlich legt er dar, wie und unter welchen Umständen er selbst zu Zeiten John F. Kennedys politisch aktiv wurde, wie er den Weg in den Journalismus fand und wie er begann, sich auf die Berichterstattung und Analyse politischer Begebenheiten zu konzentrieren. Mitte der 1980er Jahre lernte er dann den Mann kennen, über den er Jahre später noch so manchen Artikel schreiben sollte und dem er als höchster Berater dienen sollte: Seitenwechsel Blumenthal ist ein Insider im besten Sinn. Lange hat er als Journalist über amerikanische Innen- und Außenpolitik geschrieben, beim New Yorker und der Washington Post, davor beim Ostküsten-Intelligenzblatt New Republic. In seiner zweiten Amtszeit macht ihn Clinton zu seinem "Assistant to the President", was harmlos klingt, Blumenthal aber zum obersten Berater für alle innenpolitischen Themenbereiche macht. Darüber hinaus war er verantwortlich für die Strategie in den Clinton-Skandalen, auch und vor allem im Lewinsky-Skandal. Die Administration und ihre Gegner Ausführlich, mit vielen, Nachweisen und Beispielen beschreibt Blumenthal das, was die heutige Senatorin Hillary Clinton einst als "vast right-wing conspiracy" beschrieben hat, als eine große Verschwörung der politischen Rechten in den USA gegen sie und ihren Mann. Hier liest sich das Buch fast wie ein Kriminalroman. Clintons Skandale in Perspektive Natürlich kommen neben Lewinsky auch die anderen Skandale der Clinton-Administration in das Blickfeld des Lesers: der anscheinend unendliche Whitewater-Skandal, der Wahlkampfspendenskandal von 1996, FBI-Gate, die Skandale rund um Paula Jones und Gennifer Flowers. Blumenthals Buch ist somit auch ein aufschlussreiches Dokument dafür, wie es die Administration durch gezielte Verlautbarungen, durch Einbinden politischer Partner sowie durch - zurückhaltend formuliert - partielle Öffentlichkeitspolitik geschafft hat, sich durch die Skandale nicht überwältigen zu lassen, sondern, wenn auch nur begrenzt, es verstanden hat, den Umgang mit diesen Skandalen in der Öffentlichkeit zu steuern. Blick hinter die Kulissen Weil er kein Blatt vor den Mund nimmt, ist Blumenthals Buch besser, weil aufschlussreicher als die Memoiren anderer Beteiligter, etwa der früheren First Lady Hillary Clinton. Mit Überraschungen kann Blumenthal dagegen nicht aufwarten: seine Perspektive bestimmt sich allein aus seinem früheren Arbeitgeber, Präsident Bill Clinton. Von daher wird man in Blumenthals Buch nur selten kritische Töne über die Clintons hören, sehr viele harsche Worte allerdings über dessen republikanische Gegenspieler. Unabhängig davon bietet Blumenthals Buch einen schillernden, detaillierten Blick in die Arbeit des Weißen Hauses und die Auseinandersetzungen um die richtigen Politikentscheidungen der Clinton-Administration. Das allerdings macht das Buch zu einer äußerst kurzweiligen Lektüre. Sidney Blumenthal: Eine deutschsprachige Ausgabe des Buches erscheint im Oktober 2003 unter dem Titel "Krieg im Weißen Haus. Die Verschwörung gegen die Clintons" in der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA), hat 400 Seiten und kostet 24,90 Euro (ISBN: 3421055874). Das Copyright des Fotos liegt beim Internet-Angebot des Verlages Farrar, Straus and Giroux unter http://www.fsgbooks.com.
E-mail: redaktion@e-politik.de
der mehrwöchige politische und juristische Kampf um seinen Nachfolger im Winter 2000, die Terroranschläge vom 11. September 2001, die Kriege in Afghanistan und Irak. Und schon jetzt läuft der Wahlkampf für die nächste Präsidentenwahl im November 2004 auf vollen Touren. Trotzdem waren die 1990er Jahre äußerst bewegte und spannende Jahre, wie der Journalist und Autor Sidney Blumenthal jetzt in einem neuen Buch schildert.
den späteren US-Präsidenten Bill Clinton, Mitte der 1980er Jahre Gouverneur des rückständigen Bundesstaates Arkansas und bereits für hohe nationale Ämter in Washington gehandelt.
So war es kein Zufall, dass Blumenthal als einer von drei Regierungsmitarbeitern vor der Grand Jury der Lewinsky-Untersuchung aussagen musste. Detailliert schildert er in seinem Buch die unterschiedlichen Strategien beider Seiten, berichtet von seinem Auftritt vor der Grand Jury, wundert sich über die Arbeit der Anwälte der Gegenseite inklusive Chefermittler Kenneth Starr selbst und muss wenige Monate später verdutzt feststellen, dass die bei seiner nichtöffentlichen Aussage gemachten Videoaufnahmen in der Senatskammer vor den Augen der Weltöffentlichkeit abgespielt werden.
Blumenthal nennt Namen, beschreibt Strukturen und Strategien eines großen informellen Netzwerkes von Politikern, Journalisten, Verlegern und Wissenschaftlern, die sich ein gemeinsames Ziel gesetzt hatten: Bill Clinton aus dem Weißen Haus zu vertreiben. Laut Blumenthal waren die Ermittlungen und das Impeachment-Verfahren im Lewinsky-Skandal nur ein, wenn auch das erfolgreichste, Beispiel für die Arbeit dieses Netzwerkes.
"The Clinton Wars. An Insider's Account of the White House Years",
Verlag Farrar, Straus and Giroux, New York 2003,
826 Seiten, 30 US-Dollar,
ISBN: 0-374-12502-3.
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